Blatter-Rücktritt: Was wird aus der Weltmeisterschaft in Russland?

Blatters Rücktritt ist eine kollektive Entscheidung, meinen russische Experten. Foto: EPA

Blatters Rücktritt ist eine kollektive Entscheidung, meinen russische Experten. Foto: EPA

Der Rücktritt von Fifa-Boss Joseph Blatter kam auch für russische Sportfunktionäre überraschend. Doch für die Fußball-WM 2018 in Russland sehen sie keine Gefahr, schließlich habe Blatter die nicht im Alleingang durchgesetzt.

Fifa-Boss Joseph Blatter erklärte am Montag seinen Rücktritt. Russische Sportfunktionäre zeigten sich überrascht von Blatters Entscheidung und versuchten, sie mit dem großen Druck zu erklären, der auf ihn ausgeübt wurde. Vor allem der jüngste Korruptionsskandal hatte schwere Kritik hervorgerufen. Sie sind jedoch überzeugt, dass dies kein Grund sei, die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 an Russland in Frage zu stellen.

Der russische Sportminister Witalij Mutko nannte Blatters Rücktritt gegenüber der Nachrichtenagentur „R-Sport" „eine mutige Entscheidung", die Blatter aus „Liebe zur Fifa" getroffen habe. Der Rücktritt sei für viele Staaten und die weltweite Fußballgemeinschaft unerwartet erfolgt. Auch Mutko vermutet, dass Blatter die Konsequenzen aus den Ereignissen und der großen Kritik an seiner Person im Vorfeld des Fifa-Kongresses Ende letzter Woche in Zürich gezogen habe. Der Kongress stand im Schatten der FBI-Ermittlungen gegen ranghohe Fifa-Funktionäre. Diese wurden wegen des Verdachts auf Korruption verhaftet. Am Dienstag berichteten verschiedene Medien, dass auch Joseph Blatter ins Visier von FBI und US-Justizministerium geraten sei.

Nach Blatters Ankündigung, zurücktreten zu wollen, erklärte Greg Dyke, Vorsitzender der britischen Fußballunion, dass nun erneut über die umstrittene Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar verhandelt werden könne. Die Vergabe in beide Länder war stets kritisiert worden und früh kamen Vorwürfe auf, man habe sich die WM gekauft. Im Interview mit dem Fernsehsender „Rossija 24" gab sich Sportminister Mutko jedoch zuversichtlich, dass die Großveranstaltung in Russland nicht in Gefahr sei: „Die WM-Vergabe war keine Entscheidung eines einzelnen Menschen, sondern die eines Exekutivkomitees."

Ähnlich äußerte sich der Ehrenpräsident der Russischen Fußballunion Wjatscheslaw Koloskow, der Mitglied in den Exekutivkomitees von Fifa und Uefa war. Im Interview mit „Sport-Express" sagte er nach Blatters Rücktrittsankündigung: „Auch jetzt gibt es keine Gründe, Russland das Recht zu entziehen, die WM 2018 austragen zu dürfen."

 

Die Büchse der Pandora?

Russische Sportexperten teilen diese Einschätzung und sehen die WM 2018 in Russland ebenfalls nicht in Gefahr. Der frühere Leiter des Moskauer Fifa-Büros Walerij Tschuchrij betonte im Gespräch mit RBTH ebenfalls, dass die WM-Vergabe nicht alleine Joseph Blatters Entscheidung gewesen sei, sondern eine kollektive Entscheidung des Fifa-Exekutivkomitees zugrunde liege. Gründe, warum Russland nun die Durchführung des Turniers verweigert werden sollte, sehe er nicht.

Das Blatt könnte sich jedoch wenden, sollten im Zuge der laufenden Ermittlungen Informationen auftauchen, die Russland kompromittieren. Dmitrij Nawoscha, Generaldirektor des Internet-Portals „sports.ru", erklärt RBTH, dass die „Büchse der Pandora bereits geöffnet" worden sei. Es könne weitere Enthüllungen über Korruption in der Fifa geben, von denen auch Russland betroffen sein könnte. Doch auch direkte Beweise für Korruptionsfälle in der Fifa müssten nicht zwingend eine Aufhebung der früheren Entscheidungen der Organisation nach sich ziehen, betont er. Dieser Schritt sei mit großen potentiellen Risiken verbunden. Doch Russland taucht bislang in keinem der von US-Ermittlern zur Verfügung gestellten Berichte auf. Zudem bleibe Blatter der Fifa noch eine ganze Weile erhalten, fast ein Jahr, sagt Tschuchrij. Und nach seinem endgültigen Rückzug aus der Fifa bliebe nur noch wenig Zeit, die WM in einem anderen Land zu organisieren, sollte die Vergabe an Russland doch rückgängig gemacht werden.

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Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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