„Russischer Usain Bolt“ mischt die Leichtathletik-Szene auf

Fans nennen den Weltmeister im Hürdenlauf den „russischen Usain Bolt“.

Fans nennen den Weltmeister im Hürdenlauf den „russischen Usain Bolt“.

Reuters
Die Leichtathletik-WM in Peking drohte zu einem Debakel für das russische Team zu werden. Doch dann kam Sergej Schubenkow und holte in einem spektakulären Lauf Gold im 110-Meter-Hürdenlauf. RBTH stellt ihnen den Goldjungen vor, den seine Fans den „russischen Usain Bolt“ nennen.

1. Stabile Leistung

Der 24-jährige Sergej Schubenkow ist in Russland ein echter Pionier. Kein Russe hatte je zuvor die Weltmeisterschaft im Hürdenlauf gewonnen. Schubenkow gelang dieses Meisterstück nun bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking über die Distanz von 110 Metern.

Die russische Leichtathletik war nie berühmt für ihre Sprinter. In dieser Disziplin waren schon immer die USA und Läufer aus der Karibik tonangebend. Mit Sergej Schubenkow hat sich das geändert. Seine Fans feiern ihn schon als „russischen Usain Bolt“. Schubenkow selbst hält das für übertrieben. Doch kleinreden will er seine Leistungen auch nicht: „ Ich betrachte mich nicht als den besten Läufer. Aber ich bin mit Sicherheit der Stabilste. Das dritte Jahr in Folge liefere ich Leistung auf gleichbleibend hohem Niveau ab. Das macht außer mir niemand“, sagt er selbstbewusst in einem Interview mit championat.com.

Ob Schubenkow dem jamaikanischen Laufwunder Bolt tatsächlich Konkurrenz machen könnte, werden wir nie erfahren, denn der Russe will dem Hürdenlauf treu bleiben. Die enormen Unterschiede bei der Technik machen solche Experimente viel zu riskant.

2. Nicht nur Muskeln, auch Köpfchen

Obwohl seine Mutter Natalja Schubenkowa selbst eine erfolgreiche Sportlerin war, wurde Sergej Schubenkow nicht in die Athletenlaufbahn gedrängt: „Meine Mutter bestand einfach nur darauf, dass ich mich irgendwie beschäftige. Sport, Musikunterricht, Kunst-AG – alles war recht, damit ich bloß nicht tatenlos herumsitze“, sagt er über die ehemalige Vize-Weltmeisterin im Siebenkampf.

Erst mit 16 Jahren entschied sich Sergej für eine Sportlerkarriere. Neben dem intensiven Training lernte er noch Englisch und absolvierte ein Jurastudium.   

3. Rückschlag bei Olympia 2012

Schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London machte Schubenkow von sich reden. Der Leichtathlet aus der sibirischen Stadt Barnaul kam als vielversprechendes Talent nach Großbritannien, im Gepäck den Europameistertitel. Doch woran es auch gelegen haben mag, ob am Wetter oder am Lampenfieber, Sergej Schubenkow verpasste in London den Einzug ins Finale.

Sergej Schubenkow fliegt zur Goldmedaille im 110-Meter-Hürdenlauf in bei der WM in Peking. Foto: TASS

Ein Jahr später holte er Bronze bei der Weltmeisterschaft in Moskau und beeindruckte die Fachwelt mit seiner exzellenten Technik. In diesem Jahr konnten ihn bei der WM in Peking  weder der amtierende Weltmeister David Oliver aus den USA, noch dessen Landsmann, der Olympiasieger und Rekordhalter Aries Merritt, aufhalten.

 

4. Nackte Tatsachen

Mit den wortkargen und introvertierten russischen Sportlern alter Schule, die sich voll und ganz dem Training hinter verschlossenen Türen widmeten, hat Schubenkow so gut wie nichts gemeinsam. Sergej gibt Flash-Interviews, führt einen englischsprachigen Twitter-Account und posiert für Zeitschriften. Für Aufsehen sorgte er 2013, als er hüllenlos in der russischen Ausgabe der „Vogue“ zu sehen war. Die Bilder seien häufiger angeklickt worden als die Meldung über seinen Europameisterschaftssieg, so Schubenkow.

Mit dem Erfolg erwarb er sich auch die Anerkennung der anderen Hürdenläufer. „Wenn Du schwächer bist als die US-Amerikaner, grüßen sie dich nicht. Um von ihnen beachtet zu werden, musst du sie wenigstens einmal geschlagen haben. Das ist eine Art Eintrittskarte zu ihrem elitären Club“, erzählt Sergej Schubenkow. Nun würden sie ihm zuwinken, selbst wenn er am Ende der Bahn stehe. 

5. Doping: Eine Frage der Einstellung

Nach dem Skandal um die Disqualifizierung einer ganzen Gruppe russischer Leichtathleten wegen Dopings gilt allen Sportlern des Landes die erhöhte Aufmerksamkeit der Anti-Doping-Agenturen. Diese ohnehin schon schwierige Situation trieb eine Enthüllungsserie des deutschen TV-Senders ARD auf die Spitze.

Schubenkows Trainer Sergej Klewzow erzählte, die Dopingwächter der Russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) seien einmal so früh am Morgen im Trainingscamp aufgetaucht, dass die Sportler noch schliefen.

Sergej Schubenkow selbst hält Fairplay eher für eine Sache der persönlichen, als der gemeinschaftlichen Verantwortung. „Wenn der Trainer dir Tabletten bringt und du nimmst und schluckst sie, dann muss du später nicht behaupten, dass in Russland ein ganzes System aktiv ist. Wenn der Trainer sagt: „Nimm das oder geh!“, dann geh und trainiere bei einem anderen, bereite dich eigenständig vor“, sagte Sergej in einem Interview mit der Zeitung „Sowetskij sport“.

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