Russische Sportlerinnen in Rio: Dreimal Hoffnung auf Gold

Sofja Welikaja gehört schon so lange zur Elite des Säbelfechtens.

Sofja Welikaja gehört schon so lange zur Elite des Säbelfechtens.

Valery Sharifulin/TASS
Wegen des Dopingskandals wurden viele Favoriten der russischen Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele gesperrt. Aber auch unter den Athleten, die nach Rio de Janeiro gereist sind, gibt es einige Medaillenhoffnungen.

1. Jana Kudrjawzewa, Rhythmische Sportgymnastik

Jana Kudrjawzewa nimmt in Rio zum ersten Mal an den Olympischen Spielen teil. Foto: Yegor Aleyev/TASSJana Kudrjawzewa nimmt in Rio zum ersten Mal an den Olympischen Spielen teil. Foto: Yegor Aleyev/TASS

Für die Fans sind Medaillensiege der russischen Gymnastinnen schon seit Alina Kabajewas Erfolgen Anfang der 2000er-Jahre etwas Alltägliches. Aber die jetzige Stargymnastin Jana Kudrjawzewa stellt sogar Kabajewa in den Schatten: Mit ihren 18 Jahren ist Kudrjawzewa bereits 13-fache Weltmeisterin. Zum Vergleich: Kabajewa holte diesen Titel „nur“ neunmal.

Jana Kudrjawzewa nimmt in Rio zwar zum ersten Mal an den Olympischen Spielen teil, doch die blonde Schönheit gilt bereits als absolute Favoritin. Mit ihrem Debüt in der Rhythmischen Sportgymnastik 2013 wurde sie zur jüngsten Weltmeisterin. Danach hat Kudrjawzewa ihre Überlegenheit immer wieder neu bewiesen.

Ihre Fans nennen sie einen „Engel mit eisernen Flügeln“. Das ist kein Zufall: Die junge, zierliche Frau hat Nerven aus Stahl. Bei ihrer ersten Weltmeisterschaft 2013 in Kiew setzte die musikalische Begleitung während ihrer Präsentation in der Qualifikation mehrmals aus. Von diesem unangenehmen Vorfall ließ sich die Sportlerin aber nicht stören – sie führte ihren Auftritt perfekt durch. „Ich lasse mich nie aus der Fassung bringen. Ich weiß nicht, ich habe einfach so ein Nervensystem“, erklärte Kudrjawzewa einmal in einem Interview mit der Zeitung „Sport-Express“.

Vielleicht war diese einzigartige Widerstandsfähigkeit gegen Stress der Grund, warum die Athletin bei der Weltmeisterschaft 2015 in Stuttgart fünf Goldmedaillen gewann, obwohl damals ihr Fuß gebrochen war.

Dabei ist Kudrjawzewa natürlich kein Roboter: Die Übungen fielen ihr schwer, wenn sie schlecht gelaunt sei, räumte sie ein. Und Freundschaft ist ihr wichtiger als Konkurrenzdenken: Ihre Hauptrivalin Margarita Mamun ist gleichzeitig ihre beste Freundin. Auf dem Olympiastützpunkt haben die zwei sogar einen gemeinsamen Hund – einen Zwergspitz namens LeBron James.

2. Swetlana Romaschina, Synchronschwimmen

Die Olympiade in Rio wird für Romaschina die letzte sein. Foto: Stanislav Krasilnikov/TASSDie Olympiade in Rio wird für Romaschina die letzte sein. Foto: Stanislav Krasilnikov/TASS

Russische Synchronschwimmerinnen haben schon so oft mit ihren Siegen den Fans eine Freude bereitet, dass ihre Anhänger inzwischen Gold wie selbstverständlich erwarten. „Silber oder Bronze ist nicht genug – sonst geraten wir für die kommenden zehn Jahre in Vergessenheit“, bedauerte einmal Swetlana Romaschina, die Starschwimmerin der russischen Mannschaft.  

Romaschina blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück: Sie ist dreifache Olympiasiegerin und 18-malige Weltmeisterin. Sie hat sowohl solo als auch in der Gruppe und im Duett Siege erzielt. Mit ihrem neuen, bunten Styling wird das Duo aus ihr und Natalija Itschschenko mit Sicherheit Pflichtmotiv für die Fotografen in Rio sein.

Die Olympiade in Rio wird für Romaschina aber die letzte sein – die Athletin möchte mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Doch ihre Sportkarriere ist damit nicht am Ende: Romaschina hat vor, sich dem Segelsport zu widmen, für den sie ihr Mann fasziniert hat.

Nach dem Ausstieg aus dem Synchronschwimmen kann sich die Athletin zudem einer weiteren Leidenschaft widmen: dem Ballett. Vor ein paar Jahren verpasste sie sogar ein Training, weil das Sankt Petersburger Mariinski-Theater den „Schwanensee“ aufführte.

3. Sofja Welikaja, Fechten

Seit 2002 ficht Sofja Welikaja in der russischen Mannschaft. Foto: Artyom Korotayev/TASS Seit 2002 ficht Sofja Welikaja in der russischen Mannschaft. Foto: Artyom Korotayev/TASS

Sofja Welikaja gehört schon so lange zur Elite des Säbelfechtens, dass sie beinahe alle Titel gewonnen hat. Fast alle: Die siebenfache Weltmeisterin braucht nur noch Olympiagold – das Gold, das sie vor vier Jahren in London nicht bekam. Damals verlor Welikaja gegen die eigentlich schwächere Koreanerin Kim Ji-yeon. Ausgerechnet an diesem Tag war diese herausragend. Zuletzt wurde Welikaja Weltmeisterin: In Moskau 2015 gab es für die Athletin keine Konkurrenz, weder im Einzel noch in der Teamwertung.

Nach der Geburt ihres Kindes ist sie nun zum Säbelfechten zurückgekehrt, um für Olympiagold zu kämpfen. In Rio unterlag sie jedoch im Finale des Einzelwettkampfs gegen ihre Teamkollegin Jana Jegorjan. Eine letzte Chance, doch noch Olympiasiegerin zu werden, hat Welikaja im Mannschaftsturnier.

Ihr Alter empfindet die 31-jährige Fechterin dabei nicht als Nachteil, sondern vielmehr als Vorteil. „Je älter der Sportler wird, desto verantwortungsbewusster agiert er. Man hat mehr Konzentration, mehr Können, sich nicht von anderen Faktoren ablenken zu lassen. Man wird einfach reifer“, erzählte Sofja Welikaja im Interview mit R-Sport.

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