Foto: Pressebild
Skolkowo verspricht, die Lokomotive der russischen Wirtschaft zu werden. Es wird sicherlich noch ein wenig Zeit vergehen, bis die „Innovationsstadt" Skolkowo eine Schmiede der neuen Technologien wird, wie ihre Architekten versprechen. Das ist nur gut verständlich, wenn man berücksichtigt, dass die Umsetzung ihrer geäußerten Zielsetzung, nämlich das Fundament der russischen Wirtschaft zu werden, herkulische Ausmaße im Umfang und beim erforderlichen Arbeitsaufwand annehmen. Die Zusammenarbeit mit den High-Tech-Unternehmen hat dennoch bereits begonnen.
Skolkowos ambitionierte Manager haben sich vorgenommen, eine Reihe von Zentren einzurichten, die ausländischen Unternehmen innovativste Forschung ermöglichen. Roman Romanowsky, Skolkowos Geschäftsführender Direktor für Großkunden meint: „Unser Hauptziel ist es, die besten Bedingungen und das beste Umfeld zu schaffen. Man denkt gewöhnlich, dass Innovationszentren ausschließlich Startup Firmen wollen, das stimmt aber nicht. Genausowenig sind wir nur auf Firmenforschung eingestellt. Wir streben danach, den Ideenfluss in Skolkowo konstant zu halten, so dass hier jeder finden kann, wonach er sucht. Großunternehmen würden junge Talente finden, Startupfirmen Investoren und Investoren vielversprechende neue Ideen, und so weiter".
Dieser Ansatz kommt an: Viele ausländische Unternehmen haben bereits den Wunsch geäußert, Forschungszentren in der Innovationsstadt eröffnen zu wollen. Bisher sind es in erster Linie Absichtserklärungen, aber ein paar konkrete Verträge sind schon unterzeichnet worden.
Die Deutschen sind optimistisch
Siemens beispielsweise hat ein Dokument unterzeichnet, das die stufenweise Entwicklung seines Zentrums vorsieht. Bis 2015 könnten die Projekte gänzlich von dem deutschen Unternehmen finanziert sein. Die Gesamtsumme der gemeinsamen Investitionen wird ungefähr 60 Millionen Euro betragen, wovon 40 Millionen von Siemens und 20 Millionen von Zuschüssen der Skolkovo Foundation stammen.
„Für uns ist die Innovationsstadt interessant als Pilotprojekt, das Russlands Zukunft transformieren wird. Es ist kein Zufall, dass der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Peter Löscher Mitglied im Vorstand der Skolkovo Foundation ist. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit deckt ein weites Feld an Bereichen ab, einschließlich der Nuklearmedizin", sagt Alexander Awerjanow, Leiter des Siemens-Projektes in Skolkowo. Bisher hat das Unternehmen keine Einzelheiten zu dem Projekt bekannt gegeben, man kann jedoch sicher davon ausgehen, dass sich dieses auf Radioisotopendiagnose bezieht, da Siemens weltweit führend in der Produktion der dafür benötigten Ausrüstung ist. Im Übrigen ist der erste Zuschuss von mehr als 3 Millionen Euro für das Forschungsprojekt bereits zur Verfügung gestellt worden.
Das finnische Erlebnis
Nokia hat eine etwas andere Vorstellung von seiner Partnerschaft mit der Foundation, hier liegt der Fokus mehr auf der Erfindung und Einführung von Produktionslinien von Alltagsgeräten. „Herr Wekselberg hat mit uns einen Vertrag unterzeichnet, der die spezifischen Entwicklungsphasen des Zentrums bestätigt", sagt die Nokia-Vertreterin Tatiana Oberemowa. „Das Zentrum wird leistungsstarke mobile Computersysteme entwickeln und Lösungen im Bereich der Nanotechnologie anbieten. Nokias Investitionen in das Zentrum belaufen sich auf eine zweistellige Zahl an Millionen Euro, das Standardbudget für Nokias Forschungs- und Entwicklungszentren".
Das Projekt soll in schwindelerregendem Tempo entwickelt werden: Der Bauvertrag wurde im Juni dieses Jahres unterzeichnet und sollte im Dezember fertig sein. Es ist unwahrscheinlich, dass die Frist eingehalten wird, jedoch treten ein paar Details der Partnerschaft zwischen der Innovationsstadt und dem finnischen Unternehmen bereits zu Tage.
Zuallererst werden die wichtigsten Forschungsbereiche festgelegt, höchstwahrscheinlich Breitband-Sensorsysteme für die wichtigsten Nokia-Plattformen und Massenproduktion moderner elektronischer Geräte, die Nanotechnologien nutzen. In der zweiten Phase wird das Zentrum seine Labore öffnen, und in der dritten Phase werden großflächige Forschungs- und Kommerzialisierungsprojekte unter Einbeziehung russischer und ausländischer Firmen folgen.
Schwedische Nachbarn
Ericsson sieht Skolkowo als eine ausgezeichnete Plattform für die Forschung im Bereich der Telekommunikation und Cloud- und Telematik-Technologie. Der erste Forschungseinsatz wird im Bereich intelligenter Stromversorgungsnetzwerke liegen, dessen Hauptziel sein wird, Strom zu sparen. Intelligente Stromzähler von Endnutzern werden kontinuierlich Informationen an Verteilerfirmen liefern (beispielsweise via Ethernetleitungen oder durch Netzwerke von Mobilfunkanbietern mithilfe von eingebauten SIM-Karten), die es ihnen (und den Verbrauchern) ermöglichen wird, Konsumverhalten genau zu beobachten.
„Es wurde viel davon gesprochen, dass unsere Wirtschaft und die Rohstoffexporte angekurbelt werden müssen, und nun haben wir einen Ort, ein Ökosystem, an dem dies erreicht werden kann", sagt Michail Podoprygalow, der Vizepräsident von Ericsson für die Arbeit mit den Regierungsbehörden. „Skolkowo schafft ein Ökosystem, und das ist ein wichtiger Meilenstein. Ich bin nicht der Einzige, der sagen könnte, dass man ein paar Dinge hätte besser und anders machen können. Aber man muss einsehen, dass es bei der anspruchsvollen Aufgabe, die Skolkowo zu bewältigen hat, und bei der großen Zahl an Zielsetzungen schwierig ist, zu sagen, was gerechtfertigt ist und was nicht".
„Dies ist wirklich Skolkowos Hauptproblem", meint Timofei Schatskikh, ein Finanzanalyst bei RBK. „In den Köpfen der meisten Russen, ganz zu schweigen der inländischen Investoren, wird die Innovationsstadt so lange eine weitere ambitiöse Idee der Regierung sein, bis das erste Projekt umgesetzt ist. Die Menschen sehen Skolkowo nicht als eine wissenschaftliche Einrichtung, sondern als ein Politikum, das ein positives Image erzeugen soll. Selbst die mit westlichen Firmen aufgebauten Partnerschaften der Foundation können sie nicht davon abbringen. Solange nicht die erste wissenschaftliche Idee, die in Skolkowo ausgebrütet wurde, präsentiert wird, wird sich diese Meinung nicht ändern. Die Schaffung einiger Forschungs- und Entwicklungszentren wird wohl die Situation verbessern. Dann kann man zumindest argumentieren, dass die Entwicklung neuer Ideen fortlaufend geschehen wird".
Eine offene Einladung an indische Firmen
Russland ist interessiert an einer Zusammenarbeit mit indischen Firmen und Investoren in das "Skolkowo'-Projekt", sagte der stellvertretende PM Sergei Iwanow bei einem Treffen der bilateralen Regierungskommission in Moskau im November. „Wir haben ein sehr großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit indischen High-Tech-Firmen und Investoren in dieses Projekt", sagte er. Iwanow betonte, dass das Innovationszentrum Skolkowo einen Null-Steuersatz für Einkommen, Eigentum, Einrichtungen und Boden biete, sowie einen erleichterten Markteintritt in Russland.
40 Milliarden USD sind 2011 vom Staat in Innovationsprojekte investiert worden, sagt The National Association of Innovations (Der Nationale Verband der Innovationen).
23 % der Innovationsprojekte werden von jungen Menschen durchgeführt. 9% russischer Hochschulabsolventen wollen Forscher werden.
22 % der Projekte beziehen sich auf IT, 5% - auf Telecom und Raumfahrt, 4% - Nuklearthemen, 13% - auf übrige Themen.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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