Die Entscheidung des VW-Konzerns, die CKD-Produktion in Kaluga auf Audi-Modelle auszuweiten, liegt auch in einer Initiative der russischen Regierung begründet. Foto: Kommersant
In seinem russischen Produktionsstandort Kaluga, knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau, will der Volkswagen-Konzern auch Audi-Modelle fertigen, nämlich den A6 und A8, die Geländewagen Q5 und Q7 sowie den fünftürigen A7 Sportsback. Die CKD-Produktion soll im dritten Quartal 2013 beginnen.
Seit 2007 montiert VW im Werk Kaluga aus Bausätzen den VW Passat und den Octavia der Konzerntochter Skoda. Nun werden Modelle der
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Premiummarke Audi dazukommen, die aus importierten Einzelteilen im CKD-Verfahren (Completely Knocked Down) vollständig wieder zusammengebaut werden. Durch den Import von Bausätzen können die hohen Importzölle auf fahrbereite Automobile umgangen werden. Gleichzeitig werden die Investitionen der ausländischen Hersteller vor Ort überschaubar gestaltet und das Montagepersonal sukzessive an die Herausforderungen der Produktion herangeführt.
Dass nunmehr der Markt für Audi, die Top-Marke von VW, reif ist, hat nicht nur mit der wachsenden Kaufkraft und der Nachfrage der Bevölkerung zu tun. Der VW-Konzern will sich das lukrative Geschäft mit den Behördenflotten nicht entgehen lassen.
Die Entscheidung des Konzerns, die CKD-Produktion in Kaluga auf Audi-Modelle auszuweiten, liegt auch in einer Initiative der russischen Regierung begründet. Sie will, dass Behördenangestellte auf einheimische Automobile umsteigen. Nach dem Erlass der Regierung vom 5. November 2012 gelten Beschränkungen für die staatliche Beschaffung von ausländischen Waren: Sofern es ein vergleichbares russisches Produkt gibt, ist dieses dem ausländischen vorzuziehen.
Andrej Toptun, führender Analyst der Agentur Awtostat, glaubt allerdings, dass das Gesetz reichlichen Gestaltungsspielraum lässt: „In Wirklichkeit wird die lokale Produktion von Autos der Premium-Klasse nicht berührt. Die Mercedes-Benz S-Klasse oder die Top-Modelle von Audi und BMW haben in Russland doch kein Pendant!" Folglich hätten die Beamten freie Hand, die deutschen Autos anzuschaffen, schlussfolgert er.
Durch die CKD-Montage in Russland werden die Audis allerdings russische Produkte. Das könnte den Wettbewerb der deutschen Premium-Marken in Russland aufmischen.
Bisher fertigt nur das Kaliningrader Werk Awtotor, das Ende der 1990er Jahre einen Vertrag mit BMW schloss, Premium-Automobile. Allerdings ist das Gebiet Kaliningrad eine Sonderwirtschaftszone, weshalb es Awtotor nicht besonders eilig hat, eine lokale Produktion aufzuziehen, sondern den Staat um neue Privilegien angeht. Avtotor wurde inzwischen tatsächlich das Recht eingeräumt, Bausätze zollfrei einzuführen, und wahrscheinlich wird es demnächst sogar Subventionen für den Transport von Autos in andere Regionen Russlands bekommen.
Im Gegensatz dazu beträgt der lokale Anteil an der Produktion des VW-Konzerns in Russland bei 50 Prozent. Mithin hält VW die gesetzlichen Vorschriften für den lokalen Anteil ausländischer Produktion in Russland ein und wahrt sich damit die Chance, zum Hauptlieferanten von Automobilen der Premium-Klasse für den Staatsapparat zu avancieren.
Wladimir Bespalow, Analyst der Investmentgesellschaft „VTB Capital", bezweifelt, dass die Entscheidung über die Audi-Montage in Russland nur darauf zurückzuführen sei, dass der Volkswagen-Konzern seine Konkurrenten BMW und Mercedes in die Schranken weisen will.
„Im Vergleich zu den Einheiten, die Volkswagen derzeit in Russland produziert, werden die A8- und A6-Modelle keine merkliche Steigerung bringen. Aber die Modelle sind attraktiv und werden stark nachgefragt. Der Wegfall der hohen Einfuhrzölle wirkt sich zusätzlich positiv auf die bei den Premium-Modellen ohnehin höhere Marge aus. Hinzu kommt, dass Behördenfahrzeuge üblicherweise Vollausstattung haben, was sich ebenfalls gut verkaufen lässt."
Obwohl Audi für VW in Russland eher von nachrangiger Bedeutung sei, nähme der Konzern den Markt für Behördenfahrzeuge in Russland sehr ernst. "Der Staat," so urteilt Bespalow, "ist doch ein verlässlicher Kunde."
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Iswestija.
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