Geschäftsidee Datenschutz

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Maxim Lagutin hat mit seinem Start-up B-152 einen Trend aufgespürt: Nach großen Hacker-Angriffen wird auch in Russland Datenschutz immer wichtiger. B-152 hilft Unternehmen bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben.

Im Februar 2013 fielen die IT-Technologiekonzerne Twitter, Facebook, Apple und Microsoft einer nach dem anderen Hacker-Angriffen zum Opfer. Insgesamt waren über 40 Unternehmen betroffen. Die Sicherheitsabteilung von Microsoft, deren Server zuletzt attackiert wurde, versicherte, es seien keine Nutzerdaten entwendet worden. Microsoft lagere vertrauliche Daten in einer Cloud. Eines der ersten privaten Unternehmen Russlands, das sich auf den Schutz persönlicher Daten spezialisiert hat, ist B-152.

Maxim Lagutin.

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Mit seinem Firmennamen spielt das Unternehmen auf das föderale Gesetz Nr. 152 „Über persönliche Daten" an, das russischen Unternehmen datenschutzrechtliche Maßnahmen vorschreibt. Konkret verpflichtet seine 2011 beschlossene Änderung Unternehmen, personenbezogene Daten von Kunden und Mitarbeitern nach einem bestimmten System zu bearbeiten und darüber der staatlichen Aufsichtsbehörde Roskomnadsor Rechenschaft abzulegen. Für die Anpassung ihrer Datenverarbeitungssysteme an die Anforderungen des Datenschutzgesetzes gab man den Unternehmen ein Jahr Zeit.

Zu diesem Zeitpunkt studierte Maxim Lagutin im vierten Semester an der Russischen Staatlichen Universität für Tourismus und Service „Organisation und Technologien der Informationssicherheit". „Damals behandelten wir gerade Fragen der Sicherheit personenbezogener Daten", erinnert sich Maxim. „Dieses Thema wurde zu dieser Zeit gerade erst aktuell. Das reizte mich, mir den Markt anzuschauen. Als ich sah, dass die Preise für Dienstleistungen in diesem Bereich beachtlich waren, machte mich das zuversichtlich. Auch die Nachfrage war tendenziell steigend. Mir wurde schnell klar, was ich zu tun hatte."

Die Strategie des 23-Jährigen war einfach: Er wollte den Prozess der Erstellung von Dokumenten zur Sicherung persönlicher Daten automatisieren, um seiner Zielgruppe einen günstigeren Preis anbieten zu können. Um praktische Einblicke in dieses Gebiet zu gewinnen, begann er, in einem einschlägigen Unternehmen zu arbeiten. Nach drei Monaten hatte er sich einen guten Überblick verschafft und legte im Mai 2011 mit seinem Start-up los. Bereits ein halbes Jahr später schrieb B-152 schwarze Zahlen.

Die Anfangsinvestitionen in das Projekt betrugen 20 000 Euro. Das Geld kam von einem privaten Investor, der sich damit einen großen Anteil am Unternehmen sicherte, erzählen die Software-Entwickler. Für die Entwicklung der Beta-Version investierte das Team weitere 2 300 Euro. Den Gewinn, den der Dienst heute erwirtschaftet, legt das Unternehmen nicht offen. Es heißt nur, 2012 habe der Start-up-Förderer TexDrive weitere 20 000 Euro bereitgestellt und die Unternehmensgewinne über die Marke von 62 500 Euro springen lassen.

 

Analysten beurteilen Perspektiven optimistisch

Analysten bewerten die Perspektiven des Unternehmens als sehr optimistisch. Der russische Markt für Dienste im Bereich des Datenschutzes wächst schnell an. Im vergangenen Jahr sagte International Data Corporation eine Steigerung des Marktvolumens in diesem Feld um mehr

als ein Drittel voraus, heißt es auf dem Portal servernews.ru. Als Hauptmotor dieses Wachstums gelten Experten zufolge die Vorschriften, die nach dem aktuellen Datenschutzgesetz für Unternehmen gelten.

Die Zukunft des Projekts hänge davon ab, wie schnell der Kundenstamm wächst, so die Einschätzung von Roman Tkatschuk, dem leitenden Analysten der Investmentgesellschaft Nord-Capital. Bislang sei die Kundenstruktur stark von kleinen und mittleren Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen geprägt – von der Polstermöbelherstellung bis zur Pharmazeutik und Telekommunikation. Insgesamt 1 500 Firmen zählt B-152 zu seinen Kunden.

„B-152 arbeitet mit einem Set von Online-Fragebögen, die der Kunde sehr einfach ausfüllen kann", erläutert Lagutin die Arbeitsweise seines Unternehmens. Danach analysiert das Programm die eingegebenen Daten automatisch und trägt die Endwerte in die Dokumente ein. Der Kunde kann dann das fertige und nur für sein Unternehmen aktuelle Dokument herunterladen. Der Service umfasst nicht nur die Erstellung eines kompletten Dokumentenpakets, sondern bietet auch dessen laufende Aktualisierung. „Im Falle einer Änderung der Gesetzeslage werden die Dokumente automatisch aktualisiert und wieder zum Download bereitgestellt", erklärt Lagutin.

Seine Dienste lässt B-152 sich mit 200 bis 1 250 Euro im Jahr bezahlen. Der Preis hängt vom Angebotspaket ab. Zum günstigsten Tarif gibt es die Erstellung der Dokumente und ihre Aktualisierung, der teuerste schließt eine Versicherung gegen das Risiko von Beanstandungen der Behörde Roskomnadsor und Beratungen durch Experten ein. Roskomnadsor verfolgt die Tätigkeit von B-152 sehr genau. Kürzlich entdeckte die Behörde auf der Webseite des Unternehmens eine veraltete Version eines Dokumentes und wies umgehend auf diesen Fehler hin. Der wurde sofort behoben, versichert Lagutin.

Die Zahl der Kunden von B-152 könnte enorm steigen, wenn die Bußgelder bei Verletzung des Datenschutzes erhöht werden, sagt Roman Tkatschuk von Nord-Capital. „Bislang fallen die noch moderat aus, und nicht alle Unternehmen sind bereit, für die Erhöhung ihrer Datensicherung tief in die Tasche zu greifen", erklärt er. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat bereits einen Entwurf mit Änderungen am Verwaltungsgesetzbuch veröffentlicht. Demnach werden die verhängten Bußgelder um das 50-fache ansteigen. Sollten die Änderungen in Kraft treten, müsste ein Unternehmen im Falle eines Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz 5 000 bis 18 000 Euro Strafe zahlen.

Die Gründer von B-152 planen, die Geschäftsfelder ihres Unternehmens auszuweiten. Auf dem russischen Markt schlummere großes Potenzial, schätzt man bei Nord-Capital ein. Das hänge allerdings größtenteils mit den Bedingungen des heimischen Marktes und den Vorschriften von Roskomnadsor zusammen. Außerhalb Russlands würden die Dienste von B-152, abgesehen von den Ländern der ehemaligen UdSSR, kaum auf Nachfrage stoßen.

Im Unternehmen selbst denkt man derweil darüber nach, in einige andere Geschäftsfelder zu expandieren: B-152 will beispielsweise Firmen sichere Server anbieten, auf denen sie ihre Daten lagern können. Solche Dienste liegen im Trend, glaubt Lagutin.

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