Die Mitglieder der Bewertungskommission des Bureau International des Expositions Steen Christensen (L) und Vicente Gonzalez Lossertales (R) während des Besuchs in Jekaterinburg. Foto: RIA Novosti
Die Bewertungskommission des Bureau International des Expositions (BIE), die vom 26. bis 29. März 2013 die Bewerbung Jekaterinburgs als Gastgeber der Weltausstellung EXPO 2020 bewertete, lobte die Gastfreundschaft und die Initiative, welche insbesondere von russischen Jugendlichen an den Tag gelegt wird. Steen Christensen, der Leiter der Delegation, merkte überdies zum Abschluss an, dass Jekaterinburg somit gute Chancen habe, die EXPO 2020 zu veranstalten. „Die Gastfreundschaft, mit der sich Russland rühmt, war vom ersten Moment an zu spüren. Es gibt in der Stadt so viele kleine, alte und wunderschöne Häuser, die man zwischen den Wolkenkratzern entdecken kann", so Christensen gegenüber RIA Nowosti.
Vicente Gonzalez Lossertales, Generalsekretär des BIE, der bereits zum dritten Mal Jekaterinburg besuchte, lobte hingegen besonders die Jugend in Jekaterinburg: „Hier leben viele Jugendliche mit innovativen Ideen, die das, was es bereits in der Stadt gibt, weiter verbessern", so die lobenden Worte des Generalsekretärs.
Jekaterinburg wurde bereits 2011 als russischer Kandidat für den Austragungsort der Weltausstellung EXPO 2020 aufgestellt. Die Ausstellung soll dabei in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober 2020 stattfinden und als Thema „Die globale Vernunft: Die Zukunft der Globalisierung und deren Einfluss auf unsere Welt" haben.
Die Weltausstellung ist nicht weniger bedeutend als die Olympischen Spiele. Ob sich Jekaterinburg für diese wichtige Veranstaltung qualifiziert, hängt in hohem Maße davon ab, welchen Eindruck der offizielle Besuch bei der Kommission hinterlassen hat.
Neben ihrem Besuch in Jekaterinburg trafen sich die Inspektoren des BIE auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem Premierminister Dmitri Medwedjew und dem Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Schließlich wurde schon zuvor immer wieder eines betont: Ein Hauptkriterium des Bureau International des Expositions besteht darin, dass die Bewerbung einer Stadt als Gastgeber der Weltausstellung unbedingt vonseiten der Regierung unterstützt wird.
Moskau misst der Bewerbung um die Veranstaltung der EXPO 2020 große Bedeutung bei. Denn obwohl Russland schon immer ein aktiver Teilnehmer an den Weltausstellungen war – erstmals in London im Jahre 1851 –, wurde dem Land bis dato noch nie die Ehre zuteil, diese jemals zu veranstalten. Auch 2001 bewarb sich Russland als Gastgeber der EXPO 2010, verlor jedoch gegen die chinesische Hafenstadt Shanghai.
Auch dieses Mal bekommt Russland Konkurrenz: Um die EXPO 2020 haben sich auch die Städte Izmir (Türkei), Ayutthaya (Thailand), Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) sowie Sao Paulo (Brasilien) beworben.
Wie allerdings der Gouverneur des Gebiets Swerdlowsk, wo Jekaterinburg liegt, Ewgenij Kujwaschew meinte, soll Jekaterinburg einige Vorteile gegenüber den anderen Bewerberstädten haben: „Die geografische Lage sowie die klimatischen Bedingungen sind hervorragend. Zudem verfügen wir über eine ausgeprägte Verkehrsanbindung und sind meiner Meinung nach symbolischer Vertreter Russlands", so Kujwaschew.
Jekaterinburg liegt an den südlichen Ausläufern des Ural-Gebirges, welches die Grenze zwischen Europa und Asien bildet, und wurde 1723 auf der östlichen Seite des Gebirges als Fabrikstadt gegründet. Heute ist die Stadt ein riesiges Industriezentrum und fungiert als wichtiger Transport- und Logistikknoten an der Transsibirischen Eisenbahn. Die Bürger Jekaterinburgs scherzen, dass im Falle eines Notfalls Jekaterinburg die Hauptstadt Russlands sei.
EXPO wäre wichtiger Schub für die Region
Wie Gouverneur Kuwajschew des Weiteren anmerkte, würde das Ausrichten der Weltausstellung der Stadt und der gesamten Region Swerdlowsk einen großen Schub in deren Entwicklung geben und somit Jekaterinburg zu einer neuen Handelsdrehscheibe sowie zu einem in wissenschaftlicher Hinsicht sehr bedeutsamen Zentrum in Russland machen. „Es wäre ein schönes Erbe, das die EXPO 2020 nach ihrer Veranstaltung hinterlassen würde. Man könnte so neue Firmen – sowohl Finanzunternehmen als auch Industriekonzerne – anlocken, damit sie sich hier ansiedeln", so die Erwartungen des Gouverneurs.
Während des offiziellen Besuchs der Kommission wurde auch ein Strategieplan zur Entwicklung Jekaterinburgs vorgestellt. Dieser sieht unter anderem vor, dass Gewerbezonen in der Stadt geschaffen werden, unter denen sich auch das Ausstellungsgelände der EXPO 2020 befinden soll.
Nach Angaben von Michail Wjatkin, dem Stadtarchitekten Jekaterinburgs, befinde sich das für die Ausstellung ausgesuchte Gelände an einem „ökologisch unbedenklichen Ort", genauer am Ufer des Werch-Isezkij-Teiches, und nimmt insgesamt eine Fläche von 560 Hektar ein. Es liegt also an einem verkehrstechnisch gesehen günstigen Ort, nur drei Kilometer von der Stadt und 21 Kilometer vom Flughafen entfernt. „Vom EXPO-Gelände bis zur Eurasischen Grenze sind es nur sechs Kilometer. Wir hatten daher die Idee, eine Seilbahn zur Grenze bauen zu lassen. So könnten unsere Gäste diese bequem besichtigen", fügte Wjatkin hinzu.
Das Gelände der Weltausstellung an sich würde ungefähr 180 Hektar einnehmen. Es sei geplant, dort 103 Pavillons zu errichten. Unter ihnen sollen fünf große Themen-Pavillons, der Pavillon „Russland" und weitere 20 Pavillons der großen Teilnehmerländer errichtet werden. Die Mehrheit dieser Objekte soll allerdings nur temporär auf dem Gelände zu sehen sein.
Zudem sei in Planung, unmittelbar neben dem EXPO-Gelände eine „EXPO City" zu erbauen, wo die Dienstleister und Beschäftigten der Ausstellung wohnen sollen. Es soll ein „EXPO-Dorf" entstehen, das zur Unterbringung der Gäste der Ausstellung und der Medienvertreter gedacht ist. Nach der Veranstaltung der EXPO würden für Jekaterinburg dadurch sowohl neue Restaurants und Einkaufszentren bleiben als auch ein modernes Wohnviertel, das über 2,6 Millionen Quadratmeter Wohnfläche verfügen wird.
Laut Angaben von Arkadij Dworkowitsch, Vizepremier Russlands und Vorsitzender des Organisationskomitees „EXPO 2020", sollen in die Vorbereitung der Weltausstellung in Jekaterinburg 1,5 Milliarden Euro investiert werden.
Die Bewertungsergebnisse, welche die Mitglieder des BIE während ihrer Besuche sammeln, sollen den fünf Kandidatenstädten zwischen dem 10. und 11. Juni bei der Generalversammlung des BIE bekannt gegeben werden. Die endgültige Entscheidung über den Austragungsort soll jedoch erst Ende November dieses Jahres fallen. Es bleibt spannend.
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