Russland auf der Hannover Messe: Viel Potenzial

In diesem Jahr ist Russland zum zweiten Mal nach 2005 Partnerland der Hannover Messe. Foto: AFP / East News

In diesem Jahr ist Russland zum zweiten Mal nach 2005 Partnerland der Hannover Messe. Foto: AFP / East News

Das Fazit des Deutsch-Russischen Wirtschaftsgipfels zum Auftakt der Hannover-Messe 2013 fiel eindeutig aus: Trotz der vergangenen Krisen wird viel Potenzial für die Handelsbeziehungen gesehen.

Das Handelsvolumen von rund 80 Milliarden Euro zwischen Deutschland und Russland im vergangenen Jahr bedeutet einen neuen Rekord der wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder. „Und die Messe verleiht unserer Zusammenarbeit zusätzlichen Schwung“, unterstrich der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Dr. Eckhard Cordes, bei der Eröffnung des Forums mit Wirtschaftsführern und Politikern die Bedeutung der Industrieschau. Eine langfristige Perspektive sei durch offene Märkte für Handel und Investitionen gegeben. Der Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Zum zweiten Mal nach 2005 ist die Russische Föderation Partnerland der repräsentativsten Veranstaltung in Bezug auf industrielle und wissenschaftlich-technische Innovationen weltweit. Über 170 russische Unternehmen beteiligen sich, darunter Firmen wie Gazprom, Rosnano, Russian Railway, Rosneft, Transnest, UralVagonZavod, RAO UES of Russia, Vnesheconombank, TMKGroup und Metalloinvest. Die Russische Föderation legt ihren Fokus auf Energie, industrielle Automation und neue Materialien mit Schwerpunkten wie Energieerzeugung und -transport sowie die Modernisierung der Verteilernetze. Vier Handelsabkommen sind dazu am Rande des Gipfels unterzeichnet worden.

Wie Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler während des Treffens feststellte, sei das zehnprozentige Wachstum der bilateralen Handelsbilanz bisher überwiegend durch die Wirtschaftskraft in den Gebieten Moskau und Sankt Petersburg möglich geworden. Künftig gelte es, verstärkt in die Regionen zu gehen: „Der wirtschaftliche Erfolg muss sich auch vor Ort durchsetzen – unsere Unternehmen sind dazu bereit!“ Gemeinsam solle ein Mittelstand ausgebildet werden. „Die Wirtschaft soll zwischen Menschen gemacht werden und Deutschlands Wirtschaft ist ein guter Partner, auf den man sich verlassen kann“, stellte Rösler abschließend fest. „Dafür kann man die Hand ins Feuer legen.“

Zum Auftakt der Hannover Messe 2013 fand am 8. April der Deutsch-Russische Wirtschaftsgipfel statt. Unter den 400 Teilnehmern waren Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler und sein russischer Kollege Denis Manturov, Minister für Industrie und Handel. Foto: Metz/Ost-Ausschuss

Für Röslers russischen Kollegen, Denis Manturov, Minister für Industrie und Handel, zeichnet sich bereits jetzt der neue Trend ab, dass über 50 Prozent der russischen Firmen kleine und mittelständische Unternehmen sind. Es bestehen weite Möglichkeiten und ernsthafte Herausforderungen, die angenommen werden müssten. „Deutschland ist nicht nur Schlüsselpartner für Russland, sondern auch der wichtigste Handelspartner. Das Handelsvolumen wird bald 100 Milliarden Dollar erreichen“, prognostizierte der Minister. „Die Entwicklung der deutsch-russischen Wirtschaft ist gekennzeichnet durch enge Zusammenarbeit in verschiedenen Branchen.“

Ein wichtiges Mittel zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung seien staatliche Förderprogramme, die bis 2020 und 2030 für Flugzeugbau und Schiffsbau, für Radioinnovationen, in der Pharmaindustrie sowie in allgemeiner Industrieentwicklung laufen. Dadurch sollen sich die beteiligten russischen Unternehmen an die WTO-Bedingungen anpassen: „Das Wachstumstempo und die Produktionsqualität sollen erhöht werden“, sagte Manturov abschließend.

Zu dem Thema „Offene Märkte für Handel und Investitionen“ stellte Siemens-Vorstandschef Peter Löscher fest, dass sein Unternehmen bereits seit 160 Jahren eine vertrauensvolle Partnerschaft mit Russland habe. Durch weitere Diversifizierung seien auch künftig weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit gegeben. „Unsere Partnerschaft hat Arbeitsplätze geschaffen und entwickelt sie weiter.“

Auf die wachsende Zahl von Beschäftigten ging auch Dmitry Pumpynasky von der CEO-OAO-TMK/Sinara Group, einem Unternehmen im Stahl- und Lokomotivbau, ein. Es seien bereits 3000 neuen Stellen geschaffen worden. „Unser Ziel sind insgesamt 4500 neue Arbeitsplätze.“ Immerhin sollen neue Produkte für den gemeinsamen Markt entwickelt werden. Pumpynasky kritisierte aber ganz deutlich die von der Europäischen Union festgeschriebenen hohen Importzölle.

Die Dynamik der Märkte nannte das Vorstandsmitglied der e.on, Dr. Bernhard Reutersberg als Grund für die kontinuierliche Anpassung an fortschreitende Entwicklungen, und Oleg Sienko, Generaldirektor der OAO Ural/Vagon Zavod stellte heraus, dass durch deutsche Technologie und Werkzeugmaschinen Menschen vor Arbeitsplatzverlusten geschützt werden.

Insofern vermittelte der deutsch-russische Wirtschaftsgipfel insgesamt durchaus das Gefühl, dass die beiderseitigen Handelsbeziehungen noch weiter intensiviert werden können. „Die große Zeit der Investitionen kommt noch“, wagte der Vorsitzende des Gesellschafterausschusses der Knauf-Gruppe, Nikolaus W. Knauf, einen Ausblick.

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