Russische Wirtschaftskraft in Hannover

Russische Regionen präsentieren sich am Russland Stand auf der Hannover Messe 2013. Foto: Pressebild

Russische Regionen präsentieren sich am Russland Stand auf der Hannover Messe 2013. Foto: Pressebild

Mit einem breiten Branchenmix treten in dieser Woche 170 russische Unternehmen und Unternehmensgruppen während der Hannover Messe auf. Vom Kleinunternehmer bis zum Global Player wird so das breite Spektrum russischer Wirtschaftskraft einem internationalen Publikum präsentiert.

Der russische Staatspräsident Wladimir Putin nahm die barbusige Attacke der fünf jungen Menschenrechtsaktivistinnen mit Humor: So werde über die Messe gesprochen, kommentierte er die Aktion auf dem Messestand von Volkswagen. Mit Humor und einem vielsagenden Lächeln reagiert auch Generaldirektor Georgy P. Semenenko von Kirovsky Zavod aus Sankt Petersburg auf seinem Messestand, als er nach staatlichen Subventionen bei der Übernahme des insolventen deutschen Fahrzeugbauers Göppel in Thüringen gefragt wird. „Nein, das habe ich aus eigenen Mitteln finanziert“, antwortet er.

Im längsten Bus der Welt erläutert er die beiden Betriebszweige Fahrzeugbau und Agrartechnik. Mit dem Bus Go4City AutoTram extra grand hat das Unternehmen ein fünfachsiges Hybrid-Fahrzeug für 96 sitzende und bis zu 160 stehende Fahrzeuggäste zur Serienreife entwickelt, das zwei Gelenke hat und insgesamt 30 Meter lang ist. „Wir wollen den Bus bei der Weltbürgermeisterkonferenz für Metropolen vorstellen“, unterstreicht Semenenko die große Bedeutung des Messeauftritts in Hannover. Insgesamt seien weltweit 6 500 Mitarbeiter bei Kirovsky Zavod beschäftigt, der Jahresumsatz betrage 550 Millionen Euro.

Eine andere Zielgruppe spricht Direktor Rashid Kharisov von der Le-Marc Group in Moskau an: „Wir geben deutschen und europäischen Unternehmen praktische Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Projekte, von der Planung und Abwicklung bis zum Betrieb und der Unterhaltung.“ Die Kompetenzen von Industrie, Wissenschaft und Dienstleistung werden durch die Firma mit rund 170 Mitarbeitern in Deutschland und Russland gebündelt. Seit 2007 koordiniert und überwacht die Firmengruppe Projektvorhaben und kümmert sich um Fragen der Logistik. Allein im vergangenen Jahr konnte ein Umsatz von 25 Millionen Euro erzielt werden. Unter dem Motto „Wir verbinden Welten“ wendet sich Kharison mit seinem Messeauftritt insbesondere an mittelständische Unternehmen, die Projekte entwickeln wollen: „Wir geben praktische Unterstützung bei der Realisierung.“

Die PandoraLED aus Kaluga sei einerseits Zulieferer von Sicherheitssystemen für die Fahrzeugindustrie und andererseits Entwickler für zeitgemäße Straßenbeleuchtungen, wie Valery Ryabov sagt. Nach einem Auftritt auf der CeBIT 2004 in Hannover hat sich Ryabov dazu entschlossen, die Produkte auch auf der diesjährigen Hannover Messe auszustellen und so weitere Zielgruppen zu erschließen. Städte und Gemeinden sollen die energiesparenden LED-Laternen aus russischer Produktion kennenlernen. „Das sind die besten Laternen, aber auch die teuersten“, wirbt der Manager.

Dank des Gemeinschaftsstandes der Region Sankt Petersburg kann auch Generaldirektor Dr. Sergey Gorny mit seinem Laser Center, das 2004 gegründet wurde, an der Industriemesse teilnehmen. Energieeffizient und ohne Umweltbelastung können die Lasergeräte Sicherheitssticker ebenso herstellen wie Aufkleber oder Plaketten. „Wir drucken auf Papier, Pappe, Plastik und Metall“, sagt Gorny und freut sich über Messekontakte zu Indonesien, Deutschland und Brasilien. „Das ist ein sehr guter Ort, um unsere Geräte zu präsentieren.“ Bei einem jährlichen Umsatz von rund zehn Millionen Euro verkauft das mittelständische Unternehmen mit 50 Mitarbeitern etwa zehn Präzisionsbeschriftungslaser im Monat.

Die weltweit bedeutendste Industriemesse läuft noch bis zum 12. April 2013 in Hannover. Sie vereint insgesamt elf Leitmessen an einem Ort, von der Industrial Automation über Energy, Wind und MobiliTec bis hin zu Research & Technology. In diesem Jahr sind zudem Industrieautomation und IT, Energie- und Umwelttechnologien, Antriebs- und Fluidtechnik, industrielle Zulieferung, Produktionstechnologien und Dienstleistungen sowie Forschung und Entwicklung zentrale Themen der Messe. Dabei rechnen über 80 Prozent der 6 100 deutschen Unternehmen in Russland für 2013 mit guten Geschäften. Sie wollen einer Umfrage des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft zufolge über 800 Millionen Euro in die russische Wirtschaft investieren.

Dazu trägt auch eines der vier Wirtschaftsabkommen bei, die während der Hannover Messe unterzeichnet wurden. Metalloinvest will in Kooperation mit Midrex und Siemens die weltweit größte Anlage zur Herstellung von Eisenschwammbriketts in Gubkin in der Belgorod-Region errichten. Wie Dmitry Kravchenko, Pressesprecher von Metalloinvest, mitteilte, unterhält das Unternehmen mit rund 62 000 Beschäftigten in den Bereichen Bergbau und Metallproduktion seit Jahren gute Geschäftsbeziehungen zu den EU-Ländern. „Wir haben hier in Hannover die Absicht, uns mit unseren Partnern zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen“, erklärt Kravchenko. Metalloinvest ist mit einem Anteil von rund 40 Prozent der Weltproduktion einer der führenden Produzenten von brikettiertem Eisenschwamm. Der Bau der neuen Anlage in Gubkin soll Metalloinvest helfen, die Position des Unternehmens auf dem Weltmarkt für Eisenschwammbriketts weiter auszubauen.

Auch Energoservice Ltd. in Moskau blickt zuversichtlich in die Zukunft. Seit über 20 Jahren stellt das Unternehmen Stahlseile, Blitzableiter und geschützte Kommunikationskabel für den Weltmarkt her. Allein die Energiewende in Deutschland führe zu einem enormen Bedarf an Stromnetzen, meint Generaldirektor Viktor A. Fokin. Er sieht Bedarf, der durch sein Unternehmen gedeckt werden könne: „Zurzeit laufen Testverfahren und Zertifizierungen. Wir sind durch nichts zu stoppen.“

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