Die Anwendungsmöglichkeiten der Medclub-App reichen von einer Prüfung der Symptome über die Beschreibung von Krankheiten und Empfehlungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen in Notfällen bis hin zur Auflistung von Krankenhäusern. Foto: Pressebild
Digital Health – dahinter verbirgt sich einer der vielversprechenden Geschäftstrends in Russland. Gesundheit war bis vor Kurzem noch kein sonderlich ergiebiger Markt für russische IT-Start-ups. Erst 2012 zeichnete sich hier ein deutlicher Umschwung ab, seitdem stieg die Nachfrage nach digitalen Angeboten im medizinischen Bereich an.
Der Trend kommt ursprünglich aus den USA. Der Grundgedanke ist einfach: Moderne Kommunikationsmittel und technische Innovationen sollen der Gesundheit des Menschen dienen. So etwa kann eine Smartphone-App dem Nutzer zeitaufwendiges Durchforsten von Nachschlagewerken und Internetartikeln ersparen, vor allem wenn es einfach zu handhaben und unmittelbar auf seinen Bedarf zugeschnitten ist.
MedClub ist eine Entwicklung des russischen Inkubators Medxpoint, der auf Start-ups im Bereich Digital Health spezialisiert ist. „Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, sich in der Welt der medizinischen Fachsprache zurechtzufinden. Deshalb haben wir eine interaktive App entwickelt, die den Nutzer in die Lage versetzt, ohne besonderen Aufwand eine schnelle Lösung seines Problems zu finden", erläutert der Projektleiter von MedClub Stanislaw Kolesnitschenko.
Der besondere Nutzen der App liegt nach Auffassung ihrer Entwickler in ihrer Universalität. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von einer Prüfung der Symptome über die Beschreibung von Krankheiten, Empfehlungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen in Notfällen, die Auflistung von Krankenhäusern mit
Angabe von Fachärzten bis hin zur Nennung von Kontaktdaten der Kliniken. Das Programm liefert passgenaue Daten für den einzelnen Nutzer und zeigt genau die Ärzte an, die für die Behandlung der von ihm angegebenen Krankheiten in Frage kommen. Hilfreich für den Anwender ist auch die Möglichkeit zur Bewertung von Einrichtungen oder sogar eines bestimmten Spezialisten, bevor er sich für eine Klinik oder ein Diagnosezentrum entscheidet.
Das Projekt ist erfolgreich angelaufen. In den zwei Monaten, in denen MedClub im AppStore mittlerweile angeboten wird, wurde es bereits 16 000 Mal heruntergeladen. „Unsere App ist einzigartig in Russland", erklärt Kolesnitschenko weiter. „Wir bekommen regelmäßig Rückmeldungen der MedClub-Nutzer, die meisten von ihnen sind positiv."
„MedClub ist gut für präventive Diagnostik geeignet", sagt Pawel Sudarew, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Moskauer Hals-Nasen-Ohren-Zentrums. „Die Erkrankungen und ihre Symptome sind sehr gründlich beschrieben. Auf verständliche Weise werden moderne Standpunkte zur Behandlung vieler Krankheiten dargestellt. Die Entwickler haben auch gute Arbeit bei der intensiven Suche von Ärzten sowohl in staatlichen als auch in privaten Kliniken geleistet." Eine Schwachstelle hat die Software nach Ansicht des Experten allerdings. Ihr fehlt ein expliziter Hinweis darauf, dass sämtliche Informationen reinen Auskunftscharakter haben. „Es darf nicht vergessen werden, dass eine Gesundheits-App oder eine entsprechende Webseite niemals den Arztbesuch ersetzen können", merkt Sudarew an.
Die MedClub-App kann dennoch einen erheblichen Beitrag zur Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung leisten, glaubt der Oberarzt des Moskauer Zentrums zur Behandlung extrapulmonaler TBC-Formen Jewgeni Perezmanas. Empfehlungen von interaktiven Nachschlagewerken dürfen jedoch nicht handlungsleitend sein, fügt der Experte hinzu. „Es kommt auf die vielen Nuancen an. Erhöhte Temperatur etwa kann auf Dutzende Krankheiten hinweisen, manche Erkrankungen lassen sich nur anhand eines streng definierten Zusammentreffens von Symptomen diagnostizieren. So etwas kann nur ein Facharzt erkennen", so Perezmanas.
Der Arzt äußerte auch seine Sorge, dass derartige Software in der ärztlichen Praxis zum Einsatz kommen könnte. „Apps wie MedClub sind eine gute Orientierungshilfe bei der Erstdiagnostik unter häuslichen Bedingungen, ganz unzulässig aber ist ihr Gebrauch durch Ärzte. Dafür wären Lösungen eines qualitativ anderen Formats erforderlich", erklärt der Experte.
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