Zwei gemeinsame russisch-europäische Mars-Missionen in den Jahren 2016 und 2018 sind geplant. Foto: ESA
Vor Kurzem unterzeichneten der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos Wladimir Popowkin und sein Kollege von der Europäischen Weltraumagentur ESA Jean-Jacques Dordain einen Vertrag über das Raumsondenprojekt ExoMars. Das Vorhaben umfasst zwei gemeinsame russisch-europäische Mars-Missionen in den Jahren 2016 und 2018. Die gesamte Technik rund um den Raketenstart liegt dabei in russischen Händen, beide Raketenabschüsse werden mithilfe russischer Trägerraketen realisiert. Im Jahr 2016 wird ein Apparat zur Erforschung der Atmosphäre zum Roten Planeten geschossen, zwei Jahre später soll dort ein Mars-Mobil landen.
„Derartig groß angelegte Pläne kann man nur mittels einer internationalen Kooperation realisieren. Die wissenschaftlichen Ergebnisse, die wir im Zuge der Umsetzung aller geplanten Projekte gewinnen wollen, sind für die gesamte Welt von Nutzen“, kommentierte Roskosmos-Leiter Popowkin die Unterzeichnung des Vertrages mit der ESA. Das Projekt ExoMars hatten die Europäer bereits vor sieben Jahren geplant, seine Realisierung jedoch mehrfach verschoben.
Nach Berechnungen von Roskosmos haben russische Hersteller von Raketen- und Raumfahrttechnik heute einen Weltmarktanteil von zehn Prozent, bis zum Jahr 2020 soll die Marke von 16 Prozent erreicht werden.
Manche Beobachter meinen, dass die Russen das Projekt buchstäblich vor dem Scheitern gerettet haben. „ExoMars stand tatsächlich vor dem Aus, weil die NASA sich zurückgezogen hatte. Die europäische Seite aber bot Roskosmos eine Beteiligung an und so konnte mit seiner Umsetzung begonnen werden“, berichtet der leitende Experte der Finanzholding Finam-Management Dmitri Baranow.
Trotz der Schwierigkeiten mit der Finanzierung hat die ESA große Ambitionen, die weit über den Roten Planeten hinausreichen. Das wichtigste Ziel der europäischen Weltraumagentur ist die Erforschung des Jupiters. 2022 wollen die Europäer Satelliten zu diesem Planeten schicken. An der Mission mit dem Namen JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer), dem derzeit kostspieligsten ESA-Projekt, arbeiten derzeit 500 Wissenschaftler aus 17 Ländern.
Russische Forscher sind ebenfalls in dieses Großprojekt eingebunden. Roskosmos soll einen Apparat entwickeln, der eine Landung auf dem Jupitermond Ganymed ermöglicht. Europäische ESA-Satelliten sollen hierbei assistieren.
Experten begrüßen die zunehmend länderübergreifende Zusammenarbeit bei Weltraumprojekten. „Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Großprojekte besser gemeinsam zu realisieren sind, und zwar nicht nur wegen der hohen Kosten. Auf diese Weise können die weltweit besten Köpfe und führenden Unternehmen in die Entwicklung und Umsetzung der Vorhaben eingebunden werden“, so Baranow.
Neben den Missionen zu entfernten Planeten arbeiten Experten aus verschiedenen Ländern an neuen Teleskopen und Observatorien, die einmal das berühmte Hubble ersetzen sollen. Dieses amerikanische
Sowjetischer Raumanzug für mehr als 100000 Euro gekauft
Teleskop wird voraussichtlich bis 2014 betrieben. Seine Nachfolge könnte das russische Wsemirnaja Kosmitscheskaja Obserwatorija – Ultrafiolet antreten, das im Jahr 2016 35 000 Kilometer in den Orbit geschossen werden soll. „Die Station ist auf eine Betriebszeit von fünf Jahren ausgerichtet, dieser Zeitrahmen könnte aber auch verlängert werden. Manche amerikanische Observatorien waren für fünf Jahre geplant, dann aber zwölf Jahre in Betrieb“, erzählt ein Mitarbeiter des Instituts für Astronomie an der Russischen Akademie für Wissenschaften.
Die Regierung investiert viel, um Russlands führende Rolle in der Raumfahrt zu erhalten. Das ‚Programm zur Erschließung des Weltraums 2013-2020‘ erhielt ein Budget von 46 Milliarden Euro. Viele Länder weiten die Finanzierung ihrer Weltraum-Projekte aus. Experten glauben daher, dass die Liste der Marktführer dieses Industriezweigs in den nächsten Jahren unverändert bleibt.
„Russland nimmt weltweit den ersten Platz ein, was die Anzahl der Raketenstarts betrifft. In den nächsten Jahren wird ihm seine führende Position niemand streitig machen. Die Positionen nicht nur Russlands, sondern auch der USA, europäischer Länder und Japans dürften keinen Belastungsproben ausgesetzt werden, ihre Stellung wird unangefochten bleiben. Dennoch schreitet die Entwicklung der Raumfahrtindustrie auch in Ländern wie etwa China, Brasilien oder Iran voran. Der Weg zu internationalen Spitzenpositionen ist für sie aber noch sehr weit. An den derzeitigen Marktanteilen wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern“, so das Fazit von Dmitri Baranow.
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