Wheely: Die Taxi-App für Geschäftsleute

Das Angebot von Wheely unterscheidet sich zum klassischen Taxi: Das bestellte Auto hat keinerlei Aufschriften, die es als Taxi erkennen lassen würden. Foto: Pressebild

Das Angebot von Wheely unterscheidet sich zum klassischen Taxi: Das bestellte Auto hat keinerlei Aufschriften, die es als Taxi erkennen lassen würden. Foto: Pressebild

Anton Tschirkunow hat den Chauffeurdienst Wheely gegründet. Während er in London noch testet, will er in Moskau den Umsatz mit der Business-Klasse steigern.

Anton Tschirkunow, Gründer des Chauffeurdienstes Wheely, ist stolz darauf, dass er nie die Fahrprüfung gemacht hat. Er habe dies auch in Zukunft nicht vor. Der ambitionierte Sprössling des ehemaligen Gouverneurs der Region Perm hält es für Zeitverschwendung, selbst am Steuer zu sitzen. Zeit könne viel effizienter genutzt werden. Dass Tschirkunow seine Zeit tatsächlich gut nutzt, hat er mit seiner Geschäftsidee gezeigt. „Wenn man einen Dienst entwickelt, muss man selbst davon überzeugt sein und diesen nutzen wollen. Im Idealfall entsteht eine Geschäftsidee aus den eigenen Bedürfnissen heraus", so Tschirkunow.

 

Konkurrenz für Taxis

Vor etwas mehr als einem Jahr schrieb Tschirkunow, ehemaliger Student der Hochschule St. Gallen, zusammen mit einem Freund ein Programm. Es war geplant, eine App für die komfortable und schnelle Bestellung von Autos mit Fahrer zu entwickeln. Das Angebot unterscheidet sich zum klassischen Taxi: Das bestellte Auto hat keinerlei Aufschriften, die es als Taxi erkennen lassen würden. Die Bezahlung erfolgt automatisch über die vorher vom Kunden eingegebenen Kreditkartendaten. Tschirkunow wollte sein Projekt zunächst selbst finanzieren, doch die Kosten dafür wurden zu hoch. Also hat er sich Geld von Freunden und Verwandten geliehen – insgesamt rund zwei Millionen Euro.

Die Betaversion wurde in London getestet. „London ist ein Markt mit viel Konkurrenz. Was sich in London durchsetzt, wird sich auch im Rest der Welt bewähren", meint Tschirkunow. In London punktete er mit einem Angebot, das zehn Prozent günstiger war als die klassischen schwarzen Taxis. Bislang konnte er eine Zusammenarbeit mit sieben Taxigesellschaften realisieren. Doch Profit wirft dieses Geschäft bisher keinen ab, weshalb Tschirkunow sich für ein neues Geschäftsmodell entschieden hat. Er plant, nicht mit Gesellschaften, sondern mit Fahrern direkt zu arbeiten. Diese möchte er mit einer Kommission von 25 Prozent ködern, was viel niedriger ist als bei den konventionellen Londoner Gesellschaften, die in der Regel 50 Prozent kassieren.

 

Economy in London, Business in Moskau

Während das Start-up in London den Economy-Markt bearbeitet, setzt es in Russland hingegen auf elitäre Marktsegmente. In Moskau bietet Wheely ausschließlich Autos der Mercedes Benz-C- und E-Klasse an, und das zu einem Preis, der mit durchschnittlich 38 Euro fast doppelt so hoch liegt als der Durchschnitt (13 bis 15 Euro pro Fahrt). Heute arbeitet Wheely in Moskau mit vier Firmen zusammen und der Service umfasst rund 60 Fahrzeuge. Wheely erhält von den Betreiberfirmen der Wagen 20 Prozent des Fahrpreises.

In Moskau haben bisher rund 3 000 Personen die App installiert. Bestellen kann man auch über die entsprechende Internetseite. Wheely erzielt momentan einen Umsatz von rund 38 000 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Der russische Marktführer Yandex.Taxi ist auf den Handys von rund 600 000 Nutzern installiert und über 100 Taxigesellschaften nehmen am System teil. Bei ungleich höherem Verkehrsaufkommen liegt der monatliche Ertrag von Yandex.Taxi bei derzeit rund 141 000 Euro, so Elina Stawiskaja vom russischen Internet-Suchdienst Yandex.

 

Ist der Markt bereits erschöpft?

Zurzeit gibt Wheely jeden Monat etwa 76 000 Euro für Löhne, Büromiete und Werbung aus. „Der Markt für Online-Taxibestellungen wird sowohl in Moskau als auch in anderen Regionen stark wachsen", meint Stawiskaja: „Erstens ist die Bestellung per Knopfdruck viel einfacher, als die Details einer Bestellung telefonisch zu diktieren. Zweitens kann man bei einer Online-Bestellung die Bewegungen des Autos auf der Karte mitverfolgen. Das beugt Missverständnissen vor, gibt dem Kunden Sicherheit und erhöht die Pünktlichkeit."

Tschirkunow zufolge besteht der Mehrwert seines Dienstes auch darin, dass er Fahrzeugbetreibern, die nicht auf dem Taxi-Markt etabliert sind, die Möglichkeit eines einfachen Markteinstiegs gebe. Dank Wheely seien diese mit einem Klick erreichbar und innerhalb von durchschnittlich 16 Minuten beim Kunden.

Doch nicht alle Marktteilnehmer finden Tschirkunows Dienst sinnvoll. Komandir Taxi, eine der bekanntesten Taxigesellschaften mit Fahrern in weißem Hemd und Krawatte und schwarzen Mercedes Benz, arbeitet schon lange mit Yandex.Taxi zusammen. Er sieht keine Notwendigkeit, sich auch noch Wheely anzuschließen. Denn während der Anteil der Economy-Taxis in Moskau 65 Prozent beträgt, sind dies bei der Komfort-Klasse gerade einmal 30 Prozent und bei der Business-Klasse nur noch fünf Prozent.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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