Anstieg der Computerspieleverkäufe in der GUS

In Russland und den GUS-Staaten wurden im vergangenen Jahr über 1 Mrd. Euro für Computerspiele ausgegeben. Foto: Reuters / Vostock Photo

In Russland und den GUS-Staaten wurden im vergangenen Jahr über 1 Mrd. Euro für Computerspiele ausgegeben. Foto: Reuters / Vostock Photo

Die Einnahmen der Unterhaltungsindustrie verzeichnen in den GUS-Ländern einen stetigen Anstieg. Dabei ziehen immer mehr Konsumenten den Erwerb von Computerspiele einem Kinobesuch vor. Insider erläutern Russland HEUTE die Hintergründe.

2012 haben russischsprachige Bürger aller GUS-Staaten mit Ausnahme der Ukraine insgesamt eine Milliarde Euro für Videospiele ausgegeben, so die Investmentfirma „Mail.Ru Group". Diese Summe setzt sich aus dem Kauf bzw. dem Abonnieren von Spielen sowie dem Erwerb von Spielartefakten, Levels und ähnlichem für Onlinespiele zusammen. Durch diese Zahlen lässt der Videospielmarkt sogar die Kinoindustrie klein aussehen. Hier betrugen die Einnahmen aus dem Verkauf von Kinokarten nach Einschätzung von „Romir Movie Research" nur 0,95 Mrd. Euro.

Für Wladimir Nikolskij, Vizepräsident von „Games" der „Mail.Ru Group", ist es eine weltweite Tendenz, dass Video- und Internetspiele populärer werden als das Kino. So sollen etwa für das letzte Jahr die Einnahmen aus dem Verkauf von Computerspielen um 22% gestiegen sein. Wohingegen die Einnahmen aus der Verkauf von Kinotickets nur um 10% gestiegen sind. Laut dem Marktforschungsinstitut „NPD Group" habe man in den USA 2012 11,4 Mrd. Euro für Spiele ausgegeben und laut „Box Office Mojo" lediglich 8,3 Mrd. Euro an den Kinokassen. Somit stelle in der Freizeitgestaltung die Kinoindustrie den größten Konkurrenten für Videospiele dar, meint der Vertreter der „Mail.ru Group". Schließlich verwende man bei Spielen und im Kino ähnliche Technologien, Grafiken und Verfahren.

In Russland, so der Generaldirektor des Spielentwicklers „Nival", Sergej Orlowskij, hätten Spiele das Kino bereits vor ein oder zwei Jahren überholt. Seiner Einschätzung nach haben Spieleverkäufe in Russland im Jahr 2012 sogar 1,2 bis 1,5 Mrd. Euro eingebracht. Orlowskij meinte des Weiteren, dass die Kinoindustrie mit dem Spielemarkt um die Zeit und das Geld der Konsumenten, aber auch um die der Spezialisten, konkurrieren würde.

Laut Aussage von Igor Mazanjuk, dem Gründer der Investmentfirma „IMI.VC", sind die Konsumenten in Russland gern bereit viel Geld für Videospiele ausgeben. Im Vergleich zu den Filmemachern würden so heimische Spielentwickler zudem auch im Ausland mit Spielen Geld verdienen, fügt Orlowskij hinzu.

Experten der „Mail.Ru Group" konnten hingegen den Verkauf von Filmen auf DVD im Internet nicht einschätzen. Im Vorjahr betrugen die Einnahmen im Bereich des russischen DVD- und Blu-ray-Marktes laut der Angaben des Händlers "M.Video" ca. 73 Mio. Euro. Daten über den Verkauf von Filmen im Internet an die russische Bevölkerung gäbe es hingegen keine.

Demnach sollen Russen in einem Jahr insgesamt fast 9,2 Mrd. Euro für Unterhaltung ausgegeben haben, stellt die Prüfungsgesellschaft „PricewaterhouseCoopers" (PwC) fest – Videospiele nehmen dabei den fünften Platz im Ranking ein (siehe Infografik).

„PwC" stellt dem russischen Spielemarkt somit auch ein optimistischeres Zeugnis aus als die „Mail.Ru Group": 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2011 statt nur 800 Millionen Euro, laut Berechnungen der „Mail.Ru Group" für 2011, in allen GUS-Staaten. Unabhängig davon lässt sich aber ein Wachstum von 2011 auf 2012 von 20% festmachen.

Doch die Tätigkeit, mit der sich die Russen am häufigsten die Zeit vertreiben, sei immer noch die Presse. So hat man laut Angaben der Föderalen Agentur für Presse und Massenkommunikation „Rospetschat" in Russland fast 69 Mrd. Rubel (1,68 Mrd. Euro) für Zeitungen und Zeitschriften aller Art ausgegeben. Laut Einschätzungen des Verlags „Eksmo" hat man in Russland im gleichen Zeitraum fast genau so viel Geld für Bücher bezahlt: insgesamt 60 Mrd. Rubel (1,5 Mrd. Euro). Daten hinsichtlich des Verkaufs von Musik sind nicht bekannt.

„Wahre Computerspielliebhaber lieben es, sich zu unterhalten. Viele von ihnen gehen daher ins Kino und hören gerne Musik", gibt sich Sergej Kitin, Generaldirektor von „Cinema Park", überzeugt. „Die größten Konkurrenten der Kinoindustrie sind nicht Videospiele, sondern Raubkopierer", fügt er noch hinzu.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Wedomosti.

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