Ein Hausdiener im Moskauer Ritz-Carlton-Hotel. Foto: Reuters
„Wunderbar, aber ein bisschen teuer, wie alles in Moskau!", schreibt Olexij aus Österreich im viel besuchten Informationsportal booking.com über eines der exklusiveren Moskauer Hotels. „Das Personal könnte teilweise ein bisschen freundlicher sein", beschwert sich Simon, ein Tourist aus der Schweiz. Das sind übliche Kommentare von Ausländern über russische Hotels. Dennoch macht die russische Gastfreundlichkeit große Fortschritte. Das Swissotel Krasnyje Cholmy und das Radisson Royal in Moskau wurden im vergangenen Jahr sogar mit dem World Travel Award ausgezeichnet. Überdies planen einige renommierte Hotelketten neue exklusive Häuser zu eröffnen.
„Der russische Hotelmarkt leidet an einem Angebotsmangel", sagt Marina Usenko, Leiterin des Bereichs Russland und GUS bei Jones Lang LaSalle Hotels. Angaben von Jones Lang LaSalle Hotels zufolge verzeichnet der Moskauer Hotelmarkt seit 2002 ein Wachstum von 60%, ist aber immer noch weniger gesättigt als der anderer großer Städte des Wirtschaftsraums Europa - Naher Osten - Afrika (EMEA). Diese Einschätzung deckt sich mit offiziellen Statistiken. Denen zufolge kommen in Moskau auf 1000 Einwohner ganze 7.5 Hotelzimmer. Mit diesen Zahlen erreicht die russische Metropole nicht einmal die Hälfte des Niveaus europäischer Städte. Rom etwa bietet 19 Zimmer je 1000 Einwohner.
Lediglich zwei neu gebaute Hotels mit insgesamt 253 Zimmern wurden 2012 in Moskau eröffnet. Es handelt sich um das Vier-Sterne-Hotel Mercure Arbat mit 109 Zimmern und das Drei-Sterne-Hotel Azimut Moscow Tylskaya mit 144 Zimmern. Die Zahl der neuen Zimmer stellt ein Rekordtief der letzten fünf Jahre dar und weist auf einen deutlichen Rückgang gegenüber den Kennzahlen von 2011 hin. Beide neuen Hotels sind im mittleren Preissegment angesiedelt, der Marktanteil in diesem Bereich ist somit auf 35% angestiegen.
Während Moskaus mittleres Marktsegment wächst, entwickelt sich das gehobene Segment zögerlich. Im Jahr 2012 entstand nicht ein einziges neues Zimmer dieser Qualitätsklasse. Die gleiche Situation ist in Sankt
Ein starker Konjunkturaufschwung ist in Sotschi zu verzeichnen, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014.
Siebzehn Hotels verschiedener Preissegmente mit insgesamt 322 Zimmern wurden 2012 im knapp 1400 km von Moskau entfernten Krasnodar eröffnet, dem Verwaltungszentrum der Region Krasnodar.
Außerdem gibt es an die zehn laufende Hotelbauprojekte wie das Hilton Garden Inn Krasnodar und das Marriott. Ihr Eröffnungsdatum steht noch nicht fest.
Petersburg zu beobachten. Einige Luxus-Projekte befinden sich noch in der Bau- oder Entwicklungsphase, wie etwa das Fünf-Sterne-Hotel Four Seasons Hotel Lion Palace St. Petersburg. Seine Eröffnung wurde mehrmals verschoben. Das Indigo St. Petersburg Tchaikovskogo ist ein anderes Fünf-Sterne-Hotel in Sankt Petersburg, es sollte eigentlich 2012 seine Pforten öffnen. Man geht jetzt davon aus, dass es 2013 die ersten Gäste empfängt. „In Moskau und Sankt Petersburg ist der Bau neuer Hotels rückläufig. Viele Projekte wurden angesichts der globalen Wirtschaftskrise auf Eis gelegt", erklärt Ewelina Ischmetowa, Vizepräsidentin für den Bereich Consulting der GVA Sawyer. Dieser Trend sei nicht gerade förderlich für den Abbau der Kapazitätsengpässe bei Hotelzimmern.
Angesichts der guten Perspektiven im gehobenen Marktsegment wollen einige internationale Hotelketten ihre Geschäftstätigkeit in Russland innerhalb der nächsten fünf Jahre ausweiten. Interesse am russischen Markt bekundeten namhafte Konzerne wie Lotte Group, InterContinental Hotels Group oder Hilton Worldwide. Die US-amerikanische Hotelkette Morgans Hotel Group kündigte an, ihr erstes Haus in Russland unter der Marke Delano zu eröffnen. Standort dieses Hotel mit insgesamt 160 Zimmern wird das Geschäftszentrum „Moscow City" sein. Seine Eröffnung ist für 2015 geplant. Außerdem saniert die Generaldirektion für Industriebau in Moskau, Glawpromstroj, das Hotel Zentralnaja, das von der internationalen Kette Mandarin Oriental Hotel Group betrieben werden soll. Das Zentralnaja soll ebenfalls 2015 seine ersten Gäste empfangen.
„Die Konjunktur auf dem Moskauer Hotelmarkt ist schwach, es gibt derzeit etwa 20 laufende Bauprojekte für Kapazitäten von insgesamt 5000 Zimmern", sagt Marina Usenko. In den letzten Jahren haben die Hotelbetreiber in das mittlere Marktsegment investiert. „Aber das gehobene Marktsegment wird in den nächsten fünf Jahren wachsen", prognostiziert Ewelina Ischmetowa.
Angaben des Föderalen Statistikdienstes Rosstat zufolge ist 2025 mit jährlich 20 Millionen Russland-Touristen zu rechnen. Auch der Geschäftstourismus wird sprunghaft zunehmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Großereignisse wie die Winterolympiade in Sotschi oder der FIFA World Cup im Fußball 2018. Aber selbst wenn der Tourismus nicht wie erwartet expandiert, werden Engpässe bei den Hotelzimmern zu verzeichnen sein. Experten gehen davon aus, dass der russische Markt in jedem Fall wachsen wird. „Im Jahr 2012 stiegen die Einnahmen der russischen Hotellerie trotz des nicht gerade positiven makroökonomischen Umfelds um 10-12% auf 30 Millionen Dollar. Der russische Markt ist immer noch nicht gesättigt und für Investoren nach wie vor attraktiv", so Maxim Kljagin, Analyst des Unternehmens Finam Management.
Nach Angaben von Rosstat kamen 2012 etwa fünf Millionen Touristen nach Russland, 42% davon waren Geschäftsreisende. Das ist ein Rekordwert für die letzten Jahre.
Der durchschnittliche Übernachtungspreis für ein Drei-Sterne-Hotel fiel gegen Jahresende 2012 um 17% auf 153 US-Dollar.
Im Vier-Sterne-Hotel kostete eine Übernachtung durchschnittlich 300 US-Dollar und im Fünf-Sterne-Hotel 550 US-Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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