Der Workle-Gründer Wladimir Gorbunow. Foto: Pressebild
Alles begann mit einem Missgeschick: 2009 beschäftigte sich der 24-jährige Wladimir Gorbunow mit dem Vertrieb von Finanzprodukten und verpasste dabei ein Geschäftsmeeting, weil er in einem Fahrstuhl steckenblieb. Einer seiner Kunden beabsichtigte, ein Investmentkonto in der Bank zu eröffnen. Wladimir ging ein Licht auf: Anstatt sich mit dem Kunden zu treffen, verlegte er den Termin kurzerhand ins Internet. Er loggte sich in das Netz ein und führte das Beratungsgespräch mit ihm einfach via Skype. Schon bald darauf verwandelte sich diese Idee in das zukünftige Start-up-Unternehmen Workle.
Das Arbeitsprinzip von Workle ist simpel: Der Interessent registriert sich auf der Internetseite, bekommt einen Arbeitsplatz in einem virtuellen Büro zugeteilt und wird damit zu einem Online-Vertreter der einen oder anderen Partnerfirma des Unternehmens. Somit kann er nun Waren oder Dienstleistungen dieser Firmen über das Internet vertreiben und erhält dafür eine Provision.
Seine Partnerfirmen hat Workle in drei verschiedenen Branchen akquiriert: bei Versicherungsgesellschaften, Banken und Tourismusunternehmen. Unter den 60 Firmen befinden sich die größten russischen Versicherungen (Ingosstrach, Alpha-Strachowanije, Uralsib) und Bankhäuser (Home Credit Bank, Nordea).
Jedoch stellte die Suche nach diesen Unternehmen kein leichtes Unterfangen dar. „Überall, vor allem in den Großunternehmen, begegnete man uns mit großer Skepsis", erzählt Workle-Gründer Wladimir Gorbunow. „Die Leute dort verstanden das Arbeitsprinzip dieser neuen Dienstleistung überhaupt nicht. Manche erklärten auch ganz offen, wir würden ihre Zeit verschwenden." Nichtsdestoweniger ging das Portal an den Start, und die Partnerunternehmen generierten dank Workle im vergangenen Jahr einen zusätzlichen Umsatz von etwa 7,6 Millionen Euro.
Das Startkapital investierte Workle-Gründer Wladimir Gorbunow aus der eigenen Tasche. Bevor er das Internetunternehmen gründete, verdiente er sein Geld mit Investitionsprodukten. Zwar verschweigt der Gründer, wie hoch der Umfang seiner Einlage war, bekannt jedoch ist, dass die erste Kapitalbeschaffungsrunde etwa 2,3 Millionen Euro einbrachte. Noch einmal ungefähr 6,8 Millionen Euro erhielt Workle 2011 von der Skolkowo-Stiftung zur Entwicklung der Internetplattform. Gorbunows Start-up ist ein Ableger der Stiftung.
Die Einnahmen der Nutzer, die über die Internetseite erwirtschaftet werden, wachsen permanent, heißt es aus Unternehmenskreisen: „Wenn ein Nutzer früher 3 000 Euro im Monat verdiente, war es uns das wert, darüber zu
berichten. Heutzutage sind Monatseinkünfte von 4 600 Euro keine Seltenheit mehr." Das Durchschnittseinkommen der Nutzer liegt allerdings unter diesen Werten und beträgt in etwa 1 100 Euro im Monat.
Dass Workle für einige Branchen eine bequeme Kommunikationsplattform geworden ist, glaubt auch der Präsident des Personalvermittlungsportals Superjob.ru Alexej Sacharow. „Für jemanden, der sich in der Kaltakquise von Kunden für Versicherungsprodukte oder Kredite ausprobieren möchte, ist dies ein recht brauchbares Instrument", sagt er.
Gegenwärtig plant Workle eine weitere Expansion und führt bereits Verhandlungen über weitere Investitionen mit einem russischen Fonds. Analysten bewerten die Zukunft des Unternehmens sehr optimistisch. „Der Markt von Online-Arbeitsplätzen in Russland verfügt über ein sehr großes Wachstumspotenzial. Sehr gute Aussichten hat auch das Segment, auf das Workle sich konzentriert. Die Menschen haben heutzutage wenig Zeit und nutzen deshalb gerne die Dienstleistungen von ‚Online-Verkäufern', weil dadurch der persönliche Besuch in einem Büro für einen Geschäftsabschluss erspart bleibt", glaubt der Senior-Analyst von Nord Capital Roman Tkatschuk.
Unternehmensgründer Wladimir Gorbunow hat vor, die Zahl der Workle-Nutzer in diesem Jahr auf eine halbe Millionen Menschen und bis 2015 auf anderthalb Millionen zu steigern. „Für die zukünftige Entwicklung von Workle müssen wir noch weitere Dienstleistungen in das Portfolio aufnehmen", glaubt Roman Tkatschuk. „Über das Internet kann man heutzutage so gut wie alles verkaufen, oder anders ausgedrückt: The sky ist the limit."
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