Laut dem Organisationskomitees des Forums haben sich bereits jetzt CEOs von über 200 ausländischen und 374 russischen Firmen zur Teilnahme angemeldet. Foto: Kommersant
Das jährlich stattfindende Internationale Wirtschaftsforum von Sankt Petersburg wird von seiner Größe her oft mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos verglichen. Die Organisation unterliegt direkt dem Präsidenten Russlands, hochrangige Delegationen und CEOs zahlreicher internationaler Unternehmen reisen an. Traditionell werden auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum große Geschäfte abgeschlossen.
So berichtet Andrej Schenk, Analyst für Logistik, Maschinenbau, Metallurgie und Chemie bei Investcafé: „2011 wurden auf dem Forum rund 50
Das Sankt Petersburger Internationale Wirtschaftsforum findet seit 1997 statt. Seit 2005 steht es unter der Schirmherrschaft des russischen Präsidenten.
Abkommen in einem Gesamtumfang von mehr als fünf Milliarden Euro unterzeichnet, wobei die Organisation des Forums selbst rund 22 Millionen Euro kostete. 2012 wurden bereits 84 Abkommen unterzeichnet, darunter neun bindende Verträge über eine Summe von 8,5 Milliarden Euro. Einer der wichtigsten war mit rund 1,3 Milliarden Euro der Kauf mehrerer Airbus A380 durch die russische Fluggesellschaft Transaero sowie die Lieferung von sechs russischen Sukhoi SuperJet-100, deren Preis auf 164 Millionen Euro geschätzt wird."
Laut dem Organisationskomitees des Forums haben sich bereits jetzt CEOs von über 200 ausländischen und 374 russischen Firmen zur Teilnahme angemeldet. Darunter 55 ausländische und 23 russische Unternehmen, die in den Ratings von Forbes und Fortune aufgeführt sind. „Neben verschiedenen Staatsoberhäuptern werden am diesjährigen Forum namhafte Wirtschaftsexperten wie die CEOs von BP Robert Dudley, von Unilever Paul Polman und von Dell Michael Dell sowie der Vorstandsvorsitzende von Siemens Peter Löscher teilnehmen", teilte das Organisationskomitee mit. Diese werden auf die russischen CEOs von
Unmittelbar vor dem Beginn des Forums in Russlands „nördlicher Hauptstadt“ Sankt Petersburg fanden in verschiedenen Ländern vorbereitende Veranstaltungen statt.
Am 21. März nahmen in Istanbul über 200 Teilnehmer aus Russland und der Türkei an einem gemeinsamen Workshop des Petersburger Wirtschaftsforums und der türkischen Unternehmer- und Industriellenvereinigung (TUSIAD) unter dem Motto „Russland und die Türkei – wirtschaftliche Integration als Faktor der regionalen Entwicklung“ teil.
Am 3. April fand in Seoul eine Sonderveranstaltung des Petersburger Wirtschaftsforums mit der Unterstützung der koreanischen Industrievereinigung mit dem Thema „Futures auf den Rohstoff- und Technologiemärkten: eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen Russland und Asien“ statt.
Sberbank German Gref, Gazprom Alexei Miller, Rosneft Igor Setschin, Severstal Group Alexei Mordaschow und viele weitere Geschäftsleute treffen. So ist es kaum verwunderlich, dass Experten vom diesjährigen Forum nicht weniger Resultate erwarten als in der Vergangenheit.
Doch auf dem Forum sollen nicht nur große Deals abgeschlossen werden. Die Diskussionsrunden des Forums werden verschiedenen Problematiken gewidmet sein. Die Bandbreite reicht von der weltweiten Wirtschaftskrise bis hin zu Fragen der Infrastruktur in afrikanischen Ländern. In diesem Jahr hat Russland den G20-Vorsitz inne, und das diesjährige Forum wird auch Gastgeber des B20 Business Summit sein. Am 18. und 19. Juni werden im Rahmen des Forums verschiedene sogenannte Y20-Veranstaltungen für die Jugend stattfinden und am 20. Juni das B20-Summit. Der letzte Tag des Petersburger Wirtschaftsforums, der 22. Juni, ist dem Forum Russland-ASEAN gewidmet.
Das wichtigste Diskussionsthema der G20 wird die Steigerung von Investitionen zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums sein. Zudem sollen Möglichkeiten zur Abdämpfung der weltweiten Wirtschaftskrise gefunden werden, wobei Experten dies als realistisch einschätzen. So flößt die stabile Erholung der USA und Chinas Optimismus ein, wobei die globalen wirtschaftlichen Perspektiven nach wie vor kritisch gesehen wird.
Außer globalen Fragen wie der Wirtschaftskrise werden sich die Vertreter von Wirtschaft und Politik den Problemen einzelner Länder und Regionen widmen, wie zum Beispiel Afrika, dessen Wirtschaftswachstum beeindruckt, aber dennoch unterstützende Maßnahmen erfordert. Auch der Nahe Osten steht auf der Tagesordnung des Forums. Trotz der politischen Instabilität gibt es auch in dieser Region einen großen Bedarf an Handels- und Investitionstätigkeiten und an einer Diversifizierung der Wirtschaft.
Zahlreiche Experten erwähnen als allgemeine Tendenz den immer größeren wirtschaftlichen Einfluss dynamisch wachsender Länder wie Indonesien, Vietnam, der Türkei und Nigeria. John Defterios von CNN International wird eine Gesprächsrunde leiten, die aufsteigenden Ländern jenseits von BRICS gewidmet ist. Unter anderem soll eruiert werden, welche Maßnahmen diese Länder ergreifen müssten, um ihren wachsenden Einfluss beizubehalten, und welche Chancen und Perspektiven diese Entwicklungen der weltweiten Wirtschaft bringen.
Außer fernen wirtschaftlichen Zukunftsaussichten werden die G20 auch dringliche Fragen diskutieren, wie zum Beispiel den immer höheren Energiebedarf. Bevölkerungswachstum, Urbanisation, eine weltweit wachsende Mittelklasse und sich änderndes Konsumverhalten – das sind nur einige Faktoren, die die Nachfrage nach Energieträgern langfristig
anheizen. Während die Politiker über die steigende Nachfrage sprechen werden, werden die Öl- und Gasexperten auch strukturelle Änderungen am Energiemarkt diskutieren.
Besonders die USA und Japan mit ihren kürzlich auf dem Grund des Ozeans gefundenen, riesigen Gasvorkommen werden die Marktstruktur in der nächsten Zukunft maßgeblich beeinflussen. Viele Experten gehen davon aus, dass aus solchen Herausforderungen eine verstärkte internationale Kooperation hervorgehen wird. „Im Laufe der aktiven Erschließung der arktischen Vorkommen durch russische Gesellschaften wird es vermutlich zu internationalen Abkommen über die gemeinsame Öl- und Gasförderung kommen", prognostiziert Andrej Schenk.
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