Die Investitionen in das Projekt der neuen Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke würden laut Bahn-Chef Jakunin rund 23,2 Milliarden Euro betragen. Foto: ITAR-TASS
Schon 2018 soll Moskau und Kasan eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke miteinander verbinden, so die Entscheidung des Präsidenten Wladimir Putin auf einer Konferenz. Der Ausbau der Eisenbahnlinie zwischen Moskau und Sankt Petersburg, die bislang hohe Priorität genoss, werde dabei um unbestimmte Zeit verschoben.
Der Chef der Russischen Eisenbahnen RZD, Wladimir Jakunin, meinte dazu, dass Passagiere die Strecke Moskau - Kasan statt wie bisher in elfeinhalb Stunden in nur dreieinhalb zurücklegen und dafür zwischen 20 und 200 Euro bezahlen würden. Zum Vergleich: Das Ticket für den eineinhalbstündigen Flug nach Kasan beträgt derzeit mindestens 90 Euro.
Auf der Konferenz wurden die Pläne zum Ausbau der Schnellbahnstrecken in Russland von Putin grundsätzlich geändert, wodurch die Priorität von Moskau und Sankt Petersburg auf Kasan und Adler (nahe Sotschi) verlagert wurde.
Der russische Verkehrsminister Maxim Sokolow erklärte, dass zuerst die etwa 800 Kilometer lange Schnellbahnstrecke, die in Moskau beginnt und über die Städte Wladimir, Nischni Nowgorod sowie Tscheboksary bis nach Kasan führt, gebaut werde. Denn sie bilde den ersten Abschnitt der Strecke Moskau - Jekaterinburg. Zur Dauer des Bauvorhabens drückte sich der Minister laut der Nachrichtenagentur ITAR-TASS allerdings nur äußerst vage aus: „Wenn wir mit der Ausarbeitung der Strecke noch 2013 beginnen, dann könnten wir sie zur Fußball-WM 2018 fertigstellen."
Die Investitionen in das Projekt, so Bahn-Chef Jakunin, würden rund 23,2 Milliarden Euro, darunter ein staatlicher Zuschuss in Höhe von 16,3 Milliarden Euro, betragen. Noch etwa 30 Prozent der Gesamtsumme, welche für den Kauf von Zügen sowie die Errichtung einer bahnstreckenbegleitenden Infrastruktur aufgebracht werden müsste, sollen durch private Investoren und Kreditinstitute bereitgestellt werden. Denn
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Kasan sei nicht nur eine populäre Touristendestination. In dieser Region befinden sich auch die wichtigsten Sonderwirtschaftszonen wie „Alabuga" und einige Technologiezentren.
Was die Kosten für die Tickets der Schnellbahn betrifft, so erklärte Jakunin weiter, variierten diese und hingen davon ab, in welcher Klasse man reist. Die Preisspanne pro Kilometer betrage zwischen einem und zehn Rubel, was bedeute, dass das teuerste Ticket von Moskau nach Kasan 192 Euro und das günstigste rund 20 Euro kosten werde. Für einen Flug von Moskau nach Kasan und wieder retour bezahlt man vergleichsweise etwa 183 Euro.
Um den Betrieb der Hochgeschwindigkeitsstrecke bei niedrigen Fahrpreisen garantieren zu können, werde man allerdings vom Staat noch zusätzliche Subventionen benötigen. Laut Bahn-Chef Jakunin würden sich diese etwa auf etwa 7,9 Milliarden Euro belaufen.
Anfangs galt es, die Schnellstrecke Moskau - Sankt Petersburg, die auch als „Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke 1" bekannt war und mehr als 25 Milliarden Euro gekostet hätte, auszubauen. Die Investitionen waren bereits genehmigt worden, man hatte technische Gutachten der Streckenabschnitte durchführen lassen und bereits Gespräche mit Investoren geführt. Die RZD hatte der Firma „Skorostnye magistrali" für diese Arbeiten schon einen Kredit in Höhe von 34,5 Millionen Euro gewährt. Zudem hätte 2012 eine Ausschreibung für einen Vertrag auf Basis einer öffentlich-privaten Partnerschaft erfolgen können. Es war auch geplant, dass ein Konzessionsmodell vorgelegt wird und im Rahmen der Ausschreibung ein
Investoren-Konsortium die Rechte zum Bau der Schnellstrecke als auch den Auftrag, diese für 30 Jahre zu betreiben, erhält. Doch das Projekt wurde jetzt für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Jelena Sachnowa von der VTB-Bank sagte, dass die Strecke zwischen Moskau und Sankt Petersburg ohnehin schon dank dem Schnellzug „Sapsan" gut erschlossen sei. Daher sei es für die Expertin nicht sinnvoll, mehr als 25 Milliarden Euro in diese Strecke zu investieren – auch wenn man dadurch den Passagier- und Gütertransport ausbauen könnte. Zudem glaubt Jurij Saakjan, Generaldirektor des Instituts für Probleme natürlicher Monopole, dass mit dem Bau der Schnellbahnstrecke im Wolga-Gebiet nicht nur eine Alternative zu den Flugverbindungen entstehe, sondern diese auch von selbst einen Passagierfluss generieren werde.
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