Neuer Glanz für Moskauer Hotels der Sowjetzeit

Das Hotel Ukraina, gebaut 1957, wurde im April 2010 nach Sanierung in Radisson Royal Hotel Moscow umbenannt. Foto: Pressebild

Das Hotel Ukraina, gebaut 1957, wurde im April 2010 nach Sanierung in Radisson Royal Hotel Moscow umbenannt. Foto: Pressebild

Viele Hotels aus sowjetischen Zeiten wurden in den vergangenen Jahren generalsaniert und sind nun in den Händen internationaler Hotelbetreiber. Solche Sanierungsprojekte haben gegenüber einem kompletten Neubau jedoch nicht immer Vorteile.

Klotzige, fahlgraue und gelegentlich beklemmend wirkende Hotels der Sowjetära warten darauf, modernisiert zu werden – wenn sich Investoren finden, die sie haben wollen.

Viele Hotels aus sowjetischen Zeiten wurden in den vergangenen Jahren generalsaniert und sind nun in den Händen internationaler Hotelbetreiber. Die Vorteile solcher Sanierungsprojekte gegenüber Abriss und komplettem Neubau sind jedoch umstritten.

„Wer durch Privatisierung an solche Hotels gekommen ist oder sie günstig erworben hat, kann sie vielleicht sanieren, ohne unabsehbare Kosten in Kauf nehmen zu müssen“, sagt Sergej Kalinin, Chef des Bauunternehmens Hals Development. „Abgesehen von architektonischen Schmuckstücken ist es aber grundsätzlich sinnvoller, sich für einen Neubau zu entscheiden.“

Hals Development will über 100 Millionen Euro in die Sanierung des 1956 eröffneten Hotels Peking in der Nähe der U-Bahn-Station Majakowskaja investieren. Es soll im Dezember 2013 geschlossen und voraussichtlich 2017 wiedereröffnet werden.

Andere bemerkenswerte Sanierungsprojekte sind die Umwandlung des Hotels Minsk in das InterContinental Moscow Tverskaya, des Hotels Bukarest in das Baltschug Kempinski, des Leningradskaja in das Hilton Moscow Leningradskaya und des Meschdunarodnaja in das World Trade Center Hotel.

Der wichtigste Vorteil einer Sanierung gegenüber einem Neubau sei der kürzere Weg auf den Markt, meint David Jenkins, Leiter des russischen Hotelbereichs bei dem Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle. Laut Statistiken des in Sankt Petersburg ansässigen Bauunternehmens STEP muss man im Durchschnitt für einen Neubau 15 bis 20 Monate veranschlagen, während eine Sanierung schon innerhalb von neun Monaten durchführbar ist.

Das alte Hotel könne auch auf einigen Etagen weiterbetrieben werden, während in anderen Teilen Sanierungsarbeiten laufen, sagt Rustam Dominow, geschäftsführender Teilhaber von STEP. Außerdem, so Dominow, eröffne die Sanierung Investoren oft die Möglichkeiten, sich mit ihren Projekten in Toplagen der Stadt niederzulassen.

„Am Ende einer Sanierung steht ein gutes Objekt in begehrter Lage mit einem geschichtsträchtigen Standort“, erläutert der Experte. „Wer das Glück hat, ein solches Hotel erwerben zu können, sollte diese Chance nicht ungenutzt lassen.“

Nicht alle Hotels aus der Sowjetzeit sind jedoch zentral gelegen. Wie Jenkins bemerkte, hätten sich Investoren die meisten Objekte im innerstädtischen Bereich bereits geschnappt, entweder für Sanierungsprojekte oder für Hotelneubauten. So etwa wurde das Hotel Intourist abgerissen, um für das Ritz-Carlton Platz zu schaffen, und wo früher einmal das Hotel Moskwa stand, wird das Four Seasons noch in diesem Jahr seine Türen öffnen.

Moskau verfügt derzeit über rund 40 000 Hotelzimmer, von denen 15 000 bis 16 000 einen hohen Standard bieten und von erfolgreichen Betreibern geführt werden. Die übrigen weisen einen niedrigeren Standard auf und sind überwiegend sanierungsbedürftig, selten aber zentral gelegen. „An der Twerskaja, rund um den Roten Platz oder dem Weißrussischen Bahnhof gibt es heute nichts mehr. Und diese Lagen meinen wir, wenn wir von ‚zentral‘ sprechen“, sagt Jenkins. Außerhalb der Innenstadt rechneten sich Neubauprojekte mehr, so der Experte.

Nach Angaben von STEP sind bei einem Hotelneubau pro Quadratmeter ungefähr 1 400 Euro zu veranschlagen. Sanierungskosten dagegen belaufen sich lediglich auf 940 Euro pro Quadratmeter. Diese Differenz erkläre sich daraus, dass Investoren selten Änderungen am Mauerwerk vornähmen. Hotels aus der Sowjetzeit würden durch Sanierungen somit in ihrer Substanz nur minimal aufgewertet, so Dominow.

Knappe Kostenkalkulation und der Erhalt der bestehenden Infrastruktur der Sowjet-Hotels können auch zukunftsweisenden Geschäftskonzepten im Wege stehen. Viele dieser Hotels haben kleine Zimmer von durchschnittlich 18 bis 22 Quadratmetern und niedrige Decken. Es mangelt oft auch an moderner Technik wie Klimaanlagen und Rauchmeldern, die sich oft schwer in die alte Infrastruktur integrieren lässt.

Solche sanierten Hotels können daher meist maximal den Drei- oder Vier-Sterne-Standard erreichen. Hätten die Investoren sich dafür entschieden, das Hotel Intourist nicht abzureißen, sondern es als Basis für das neue Hotel zu nutzen, dann hätte das Ergebnis maximal den Drei-Sterne-Standard erreichen können, so Jenkins. Sanierte Hotels müssen außerdem umbenannt werden, um ihr sowjetisches Flair abzuschütteln – ein zusätzlicher Aufwand.

Der Moskauer Bürgermeister Jurij Luschkow plädierte während der Eröffnungsfeierlichkeiten des sanierten Hotels Ukraina dafür, das Monument der Stalinära solle seinen alten Namen beibehalten, anstatt zum Radisson Royal Hotel Moscow umfirmiert zu werden. Er führte dabei die erheblichen Kosten an, die eine Namensänderung in den Stadtplänen nach sich ziehen würde. In einem anderen Fall habe Radisson das sanierte Hotel Slawjanskaja als Radisson Slawjanskaja neu eröffnet, erinnerte Luschkow, und auf diesem Wege eine radikale Änderung des Namens vermieden.

Trotz aller Probleme halte der Trend zu Generalsanierungen sowjetischer Hotels in großen Städten an, vor allem in den Austragungsorten der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 und in den Touristenzentren der Region Stawropol, erklärte Dominow. In der Innenstadt von Sotschi gibt es ebenfalls Sanierungsprojekte, obwohl einige Investoren erst noch abwarten. „Sotschi ist gegenwärtig nicht besonders interessant für Investoren“, so Dominow. „Die meisten warten mit ihren Projekten, bis die Olympischen Winterspiele beendet sind.“

Dieser Beitrag erschien zuerst in The Moscow Times.

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