Die Top Ten der beliebtesten Unternehmer in Russland

Foto: Reuters

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Wie stehen die Russen zu den einheimischen Unternehmern? Eine Umfrage hat nun die zehn beliebtesten Geschäftsmänner ermittelt, auch wenn viele Befragte keine Antwort gaben.

Als populärster einheimischer Unternehmer gilt bei den Russen der Eigentümer der Onexim-Gruppe und Gründer der Partei Graschdanskaja Platforma („Bürgerplattform“) Michail Prochorow, wie das Forschungszentrum des Portals Superjob.ru herausgefunden hat. Im Auftrag der Zeitung Wedemosti befragte das Zentrum zwischen dem 2. und 5. August 2013 3 000 erwachsene Bürger aus 303 Orten des Landes. Die Befragten sollten die ihnen sympathischsten unter den 20 bekanntesten, das heißt in den Massenmedien am häufigsten erwähnten, russischen Geschäftsleute auswählen oder aber einen eigenen Vorschlag angeben.

Die beliebtesten Unternehmer: Virenschutz, soziale Netzwerke und Bier

Mit dem Gründer der Onexim-Gruppe Prochorow sympathisieren 13 Prozent der Befragten. Auf dem zweiten Platz folgt der Milliardär und Eigentümer des englischen Fußballklubs Chelsea FC Roman Abramowitsch, für den acht Prozent stimmten. Hinter ihnen in der Rangliste befindet sich der bekannte Experte für Informationssicherheit und Gründer der Firma Kaspersky Lab, Jewgenij Kasperskij, für den sieben Prozent ihre Stimme abgegeben haben.

Mit großem Abstand folgt der Spitzengruppe der frühere Eigentümer des zerschlagenen Konzerns Jukos Michail Chodorkowskij (vier Prozent). Unter die ersten zehn haben es außerdem noch der Gründer der Biermarke Tinkoff, der Tinkoff-Bank und der Pelmeni-Sorte „Darja“ Oleg Tinkow (drei Prozent) geschafft. Ebenso viele der Befragten haben ihre Stimme Pawel Durow, dem Erfinder des sozialen Netzwerks VKontakte und Gründer der Mobilfunk-Kette Ewrosetj Jewgenij Tschitschwarkin sowie dem Eigentümer von Inteross Wladimir Potanin gegeben.

Die letzten beiden Plätze in der Top Ten belegen Unternehmer, die beide jeweils zwei Prozent der Befragten sympathisch sind: der Eigentümer von Basic Element Oleg Deripaska und der Medienmagnat und Besitzer von Metalloinvest Alischer Usmanow.

Wofür sie geliebt werden

Die Ergebnisse von Superjob.ru zeigen neben den beliebtesten Unternehmern insgesamt aber auch interessante Unterschiede: Zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Altersgruppen genießt nur Prochorow vergleichbare Popularität. Für Abramowitsch stimmten mit 14 Prozent mehr Jugendliche (unter 24 Jahren), verglichen mit lediglich vier Prozent in der Gruppe der über 45-Jährigen. Die Mehrheit begründete ihre Sympathien mit dem Fakt, dass Abramowitsch sich für den Fußball stark mache. Für Kasperskij stimmen überwiegend Männer (acht Prozent gegenüber fünf Prozent der Frauen), die in ihm einen Intellektuellen sehen, der sein Vermögen „mit seinem eigenen Kopf“ verdient.

Tschitschwarkin finden vor allem Befragte mittleren Alters sympathisch (vier Prozent der Befragten zwischen 25 und 45 Jahren gegenüber zwei Prozent der Jugendlichen und der älteren Generation). Tinkow wird mehr von den Jugendlichen geschätzt (fünf Prozent gegenüber zwei Prozent bei den anderen Altersgruppen), wobei sie ihn vor allem aufgrund seines „sachkundigen Geschäftsansatzes“ und dafür, dass  „sein Bier so lecker ist“ mögen.

Chodorkowskij imponiert in erster Linie der älteren Generation (für ihn stimmen sechs Prozent der über 45-Jährigen und lediglich zwei Prozent der unter 24-Jährigen). „Er ist auf allen Gebieten ausgesprochen kompetent und hat eine hervorragende Mannschaft um sich herum geschart. Das Problem in Russland ist, dass man Leute wie ihn nicht zu schätzen weiß, sondern einfach nur benutzt“, schreiben Befragte über ihn.

45 Prozent der Bevölkerung können oder wollen nicht antworten

Laut Angaben dieser Superjob.ru-Umfrage sympathisieren 27 Prozent der Russen mit keiner der aufgezählten Personen und 18 Prozent gaben keine Antwort.

Der Direktor des Gesamtrussischen Zentrums für Erforschung der öffentlichen Meinung Walerij Fjodorow schließt daraus, dass die Mehrheit der Russen ein negatives Verhältnis gegenüber den Großunternehmern habe. Die Organisation untersucht die Situation bereits seit mehreren Jahrzehnten. „Das Verhältnis gegenüber den Geschäftsleuten hat sich in den Neunzigerjahren im Rahmen der Privatisierung und des Einflusses der Geschäftswelt auf die Politik herausgebildet“, sagt Fjodorow. „Beide Faktoren haben bei den Menschen fast ausschließlich für negative Gefühle gesorgt.“

Seinen Worten nach haben die Emotionen sich inzwischen etwas beruhigt: „Viele haben sich mit der gegenwärtigen Situation abgefunden, wobei da natürlich auch die inzwischen spürbar größere Zurückhaltung der Geschäftsleute in der Politik eine positive Rolle spielt“, bemerkt Fjodorow. „ Aber immer noch ist die Mehrheit der Überzeugung, dass die kolossalen Vermögen nicht auf ehrliche Weise angehäuft worden sind, sondern durch ein Verschachern des Wirtschaftsvermögens der Sowjetunion.“

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Wedomosti.ru.

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