Spielerisch Englischlernen mit LinguaLeo

Ajnur Abdulnassyrow. Foto: Pressebild

Ajnur Abdulnassyrow. Foto: Pressebild

Nur wenige russische Start-ups sind so erfolgreich wie LinguaLeo. Das App erobert die Welt in rasanten Tempo: Von Moskau über Rio bis an den Bosperus. Der Entwickler Ajnur Abdulnassyrow gibt Einblicke in die junge und erfolgreiche Firmengeschichte.

Auf die Frage nach seinen Plänen für die nächsten Jahre beginnt der Unternehmer Ajnur Abdulnassyrow, etwas weiter auszuholen. Er spricht über die Entwicklungsstrategie seiner Firma LinguaLeo, über die neuen Funktionen, die er in die App implementieren möchte, sowie über die Märkte, die er erobern will. Auf die Bemerkung, dass die Frage sich auf seine persönlichen Pläne bezog, lächelt er verlegen. Das sind doch eben seine persönlichen Pläne – Ideen für das junge und schnell expandierende Unternehmen, dem er seine ganze Kraft und Zeit widmet.

Der Internetservice LinguaLeo zum Erlernen und Üben der englischen Sprache kam im März 2010 auf den Markt und wird inzwischen von mehr als fünf Millionen Personen genutzt. Die Popularität von LinguaLeo hat ihren Grund vor allem darin, dass es das größte Problem beim Erlernen einer Fremdsprache löst: den Mangel an Motivation. Die Anwender des Services haben die Möglichkeit, die englische Sprache nicht nur auf komfortable und einfache Weise zu erlernen, sondern durch den Game-Faktor der App auch als Nutzer in den Prozess einbezogen zu werden.

Der Helfer, der durch das Programm führt, ist der kleine Löwe Leo. Mit ihm begibt sich der Benutzer  in den Sprachdschungel. Dabei handelt es sich um einen recht „gefräßigen“ Löwen, der die ganze Zeit über gefüttert werden muss. Um sich das Futter zu verdienen, muss der Anwender aber erst Texte lesen, Videoclips ansehen, ein Suchspiel bewältigen und das erworbene Wissen mit Trainingseinheiten festigen. Das Spiel, das stark an ein Tamagotchi, dem Kultspielzeug aus der Mitte der Neunzigerjahre erinnert, hält den Nutzer im Bann. Wer nicht genügend Futter „erarbeiten“ kann, wird in seinem Vorratstopf schnell 8 000 neue Begriffe finden.

 

Die Gewinnzone war schnell erreicht

Die Idee zu dieser Online-Herausforderung kam Ajnur nicht zufällig. Noch während seines Studiums an der Nationalen Forschungsuniversität für Wirtschaft beschäftigte er sich mit einem Projekt für individuelle Sprachkurse unter dem Namen „Klub der Muttersprachler“, das sich nach ein paar Jahren in eine stabile Einnahmequelle verwandelte. Ajnurs Traum war es, den Sprachlernprozess in den Online-Bereich zu verlegen. Deshalb verkaufte er den „Klub der Muttersprachler“, stellte aus den 86 000 eingenommenen Euro einen Web-Entwicklerstab zusammen und fuhr mit seinem Team für ein halbes Jahr nach Thailand – um den Service LinguaLeo zu entwickeln.

Nach dem Launch der Beta-Version kehrte die Mannschaft nach Moskau zurück und stellte fest, dass der Großteil der Arbeit noch bevorstand. Das Geschäftsmodell musste überarbeitet, Anwender begeistert und vor allem

Investoren gefunden werden. Das Startkapital war bald aufgezehrt und die Entwicklung musste für eine Weile ausgesetzt werden. Aber Ajnurs Auftritt auf dem Permer Innovationskonventrettete die Situation und brachte LinguaLeo die ersten Investitionen in Höhe von knapp 150 000 Euro vom Gründer der Eruditor Group, Jegor Rudi, und dem Chef des Altair Capital Fonds, Igor Rjabenkij. Nach dem erfolgreichen Pitch entwickelte sich das Projekt rasant: Bei LinguaLeomeldeten sich die ersten 100 000 Anwender an, und am Ende war auch das richtige Geschäftsmodell gefunden: eine Premium-Registrierung. Das Team rückte sehr schnell in die Top 10 der aussichtsreichsten Start-ups des russischen Internets Runet auf, gewann den Wettbewerb für technologische Businesspläne BIT-2011 und hatte gerade einmal ein Jahr nach der Fertigstellung der Beta-Version die Gewinnzone erreicht.

Nach dem Erfolg ruhte sich Ajnur jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern verlieh der gesamten Mannschaft einen mächtigen Impuls: LinguaLeo wurde auf weitere Plattformen portiert. Zuerst erschien eine App für das iPhone, dann für das WinPhone und inzwischen steht der Service auf allen möglichen mobilen Geräten der drei verbreitetsten Plattformen zur Verfügung, worauf das Unternehmen besonders stolz ist. „Die Zukunft gehört den mobilen Technologien“, glaubt Ajnur. „Ungefähr 35 Prozent unseres Publikums in Russland sind Nutzer der mobilen Version, in Brasilien sind es stolze 50 Prozent.“

 

Nach Brasilien folgt nun die Türkei

Im Juni 2012 konnte LinguaLeo Investitionen in Höhe von 2,2 Millionen Euro von dem Business-Angle Runa Capital akquirieren. Das Unternehmen war bereits vor dem Zufluss dieses Geldes schon recht rentabel, aber Ajnur strebte ein schnelleres Wachstum an und wollte sein Produkt auch auf

anderen Märkten herausbringen. Nach dieser Aktion wuchs der Mitarbeiterstab auf das Fünffache – inzwischen arbeiten bei LinguaLeo 55 Angestellte.

Zudem operiert das Unternehmen nun im brasilianischen Markt, der nach Meinung Ajnurs in seiner Mentalität dem russischen sehr stark ähnelt, auch wenn er natürlich seine eigenen Besonderheiten aufweist. Aber das südamerikanische Land ist erst der Anfang. Mit einem rätselhaften Lächeln teilt Ajnur mit, dass LinguaLeo schon bald in der Türkei auf den Markt kommen soll. Wie es weitergehen wird, ist vorerst noch sein großes Geheimnis. Fest steht lediglich, das Ajnur noch Großes vorhat.

Was hat den Studenten zu einem cleveren Geschäftsmann und Manager, der sein Team zum Erfolg führt, werden lassen? Er glaubt, es sei der Wunsch gewesen, das zu verwirklichen, das man liebt. Und wie man andere zum Erfolg motiviert, weiß er nicht nur vom Hörensagen.

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