Roboter-Festival in Sibirien: Science Fiction wird Realität

Foto: Russland HEUTE

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Auf dem ersten Roboter-Festival „RoboSib“ in Irkutsk prophezeien Science-Fiction-Autoren den technischen Fortschritt und streiten darüber, ob Roboter den Menschen jemals ersetzen werden.

Ende November dieses Jahres war es soweit: Hunderte Roboterliebhaber trafen sich auf dem ersten Roboter-Festival „RoboSib" in Irkutsk. Die Schwerpunkte der Veranstaltung bildeten dabei vor allem die dort abgehaltenen Podiumsdiskussionen sowie Treffen mit bedeutenden russischen Science-Fiction-Autoren, die den jungen Ingenieuren ihre Ansichten vom technischen Fortschritt erläuterten.

 

Der Fortschritt beginnt im Kindesalter

Obwohl es ein ganz normaler Werktag ist, herrscht auf dem Gelände „SibExpoZentr" seit den frühen Morgenstunden außergewöhnlich reger Betrieb: Die belebte Atmosphäre ist dem Beginn des ersten Roboter-Festivals „RoboSib" in Irkutsk zu verdanken, auf dem sich Roboterliebhaber und -entwickler aus ganz Sibirien treffen, um neueste Schöpfungen vorzustellen und zu bestaunen.

Während die letzten Vorbereitungen getroffen werden, tragen die Ehrengäste ihre Grußworte vor: Zum Festival wurden Sci-Fi-Autoren wie Sergej Lukjanenko, Michail Uspenskij und Leonid Kaganow eingeladen. Die Anwesenheit dieser Schriftsteller ist den Teilnehmern mindestens genauso wichtig wie das Festival selbst.

Gleich nach der feierlichen Eröffnungszeremonie des Festivals werden die Schriftsteller von zahlreichen Journalisten der lokalen Medien umringt. Sergej Lukjanenko sagt ihnen: „Man muss sich mit den Kindern beschäftigen und ihre Interessen entdecken. Ein Kind macht gerne das, was ihm gelingt, und gerade diese Hingabe des Kindes muss man ‚einfangen'."

Nachdem sich die Hoffnungsträger des russischen Ingenieurwesens am runden Tisch versammelt haben, erklärt Lukjanenko den jungen Technikern, was der Roboter für Science-Fiction-Schriftsteller bedeutet. Im Laufe der Diskussion kristallisiert sich heraus, dass die Schriftsteller und die Festivalgäste unter dem Begriff „Roboter" oft verschiedene Dinge verstehen.

 

Science-Fiction-Autoren haben ihre eigene Sicht auf die Roboter

„Wenn Science-Fiction-Autoren vom Roboter sprechen, dann denken sie an den von Karel Čapek erfundenen mechanischen, menschenähnlichen Arbeiter", erklärt Lukjanenko einem der jungen Roboterentwickler. „Der moderne Roboter hingegen stellt etwas anderes dar", merkt der Schriftsteller an. Wohl bemerkt: Aus der Sicht des Sci-Fi-Autors sind vorwiegend menschenähnliche Roboter und alle mit ihnen verbundenen technischen und ethischen Probleme interessant.

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Lukjanenko glaubt allerdings – abgesehen von dem, was dieses „etwas andere" auch sein mag –, dass die Menschheit durch die modernen, spezialisierten Robotersysteme letzten Endes eben zu jenen Robotern zurückkehren werden, die von Sci-Fi-Autoren erfunden wurden: „Schlussendlich werden wir menschenähnliche Roboter herstellen. Und das aus einem einfachen Grund: weil unsere Welt für die Menschheit geschaffen wurde, weswegen in ihr auch nur jene Roboter in Frage kommen, die uns am ähnlichsten sind."

Doch warum sollte der Mensch danach streben, eine perfekte Maschine zu schaffen, die ihm ähnlich ist, wenn er doch selbst nicht vollkommen ist? Auf diese Frage hat Lukjanenko eine Antwort parat, die philosophischer Natur ist: Der Roboter stelle für den Menschen eine Möglichkeit dar, sich selbst von außen zu betrachten.

„Die Hauptaufgabe von Science-Fiction besteht darin, Wege zu ergründen, die später auch andere gehen werden", antwortet Lukjanenko. Seiner Meinung nach würde kein Science-Fiction-Autor je vorschlagen, wie man Roboter bauen sollte, da er nur sagen könnte, wozu sie dienen sollen.

Für den Großteil der Festivalteilnehmer, die ihre Roboter vorstellen, ist die Arbeit auf diesem Gebiet nur ein Hobby. So können die Techniker auch nur schwer sagen, wozu die Maschinen der Gesellschaft und überhaupt dem Menschen dienen könnten. Die letzte Frage sollte aus diesem Grund eher der älteren Generation gestellt werden, die dafür schon eine Antwort parat hält.

 

Der Roboter als weltweites Massenphänomen

„Der Roboter ist in erster Linie ein Helfer, der die Arbeit des Menschen erledigt", erklärt Michail Uspenskij. „Zudem sind Roboter da, um den Menschen zu schützen. Zumindest taten das die ersten Roboter, die man in der Literatur beschrieben hat."

Die Fakten sprechen tatsächlich für diese Ansicht, wurden Roboter doch vor wenigen Jahren lediglich in den Bereichen Militär und Industrie eingesetzt – Spielzeugroboter, Roboter, die dem Menschen im Alltag, in der

Medizin sowie im Transportbereich helfen, wurden erst in den letzten Jahren zu einem weltweiten Massenphänomen. So wird bis dato die Richtung, in die sich die Robotertechnologie entwickelt, immer noch vom Militär vorgegeben: Die neuesten Erfindungen werden zunächst im Militär eingesetzt, erst dann finden sie Anwendung in anderen Bereichen. Zu diesen Erfindungen zählt beispielsweise das Exoskelett, das anfangs zu militärischen Zwecken entwickelt wurde und heute in der Automobilindustrie eingesetzt wird.

Doch könnten Roboter jemals den Menschen gänzlich ersetzen? Muss man sich vor einem solchen Szenario überhaupt fürchten? Wenn man den Sci-Fi-Autoren glaubt, gebe es durchaus Grund dazu. Doch auch in dieser Frage herrscht unter den Schriftstellern kein Konsens – gerade Michail Uspenskij teilt die Besorgnis seiner Kollegen nicht. „Ich glaube nicht, dass die Bedrohung derart groß ist, wie sie dargestellt wird. Schon seit Längerem ist uns mit Klonen Angst gemacht worden, einige Länder der Welt haben Klonversuche sogar verboten. Aber wo sind die Klone heute?"

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