Vergangenheit und Gegenwart des Rubels

Vizechef der russischen Zentralbank Georgi Luntowski während der Präsentation des Logos für den russischen Rubel. Foto: ITAR-TASS

Vizechef der russischen Zentralbank Georgi Luntowski während der Präsentation des Logos für den russischen Rubel. Foto: ITAR-TASS

Die russische Zentralbank gab das neue Symbol für den Russischen Rubel bekannt. Es markiert die Einführung der Währung auf internationaler Ebene. Russland HEUTE gibt einen Überblick über die interessantesten Momente im Werdegang des Rubels.

Das Symbol des Rubels wurde nicht einfach bestimmt, sondern von Internetnutzern in einer Onlineumfrage, die einen Monat lang dauerte und von der russischen Zentralbank durchgeführt wurde, gewählt. Im Verlauf der Umfrage wurden über 280 000 Stimmen abgegeben und das neue Symbol der Währung unter insgesamt fünf Alternativen mit einer Mehrheit von 61 Prozent der Stimmen gewählt. Dieses Symbol wird ab sofort in Wechselstuben und auf Preisschildern innerhalb Russlands und im Ausland für den russischen Rubel stehen.

Bis vor kurzem war der Rubel in seiner über 700 Jahre alten Geschichte nie offizielle Währung anderer Länder. Dann kam der historische Moment:

erstmals wurde er in der chinesischen Stadt Suifenhe, die direkt an der russisch-chinesischen Grenze liegt, zur freien Verwendung in Umlauf gebracht. Ab jetzt darf in dieser Stadt, auf Beschluss der Regierung Chinas, Geld sowohl in Yuan, als auch in Rubel aufbewahrt und angelegt werden. Beide Währungen sollen in Geschäften und bei bargeldlosen Bezahlvorgängen angenommen werden.

Die Entscheidung hat die in dieser Region bereits seit den 1990er-Jahren verbreitete Praxis institutionalisiert: Suifenhe ist ein Knotenpunkt für russische und chinesische Händler, aber auch für Touristen aus dem russischen Osten, die hier ihre Rubel ausgeben wollen. Deshalb wird der Rubel auch weithin akzeptiert.

Andere Länder, in denen russische Touristen geballt anzutreffen sind, wie zum Beispiel Portugal, Bulgarien und Montenegro, könnten sich demnächst auch dem Rubel gegenüber öffnen.

Da der Rubel nun zu einer internationalen Währung zu werden scheint, wollen wir uns den Wendepunkten seiner Geschichte zuwenden.

 

Goldrubel, Holzrubel und doppelte Standards

Im frühmittelalterlichen Russland war der Bergbau noch unbekannt. Deshalb wurde, um ein Tauschmedium zu haben, ausländisches Silber verwendet: Es waren kleine Münzen anderer Staaten, die für kleinen Handel genutzt wurden, während größere Mengen in Barren eingeschmolzen wurden und im 13. Jahrhundert allmählich den Namen Rubel bekamen.

Das Wort Rubel kann grob mit „etwas, was eine Naht hat" übersetzt werden und natürlich konnten diese Barren an ihren Nähten nach dem Schmelzen

erkannt werden. Weil Rubel so teuer waren – man konnte sich für einen Rubel eine Herde Kühe kaufen –, gab es kaum Menschen, die sie besaßen: Normale Zahlungen wurden weiterhin mit kleinen Münzen in Fremdwährung getätigt.

Erst 1704 unter Peter dem Großen wurden die ersten originalen Rubelmünzen in den Umlauf gebracht. Auch war Peter der erste, der das dezimale Münzsystem einführte, das später von den meisten Ländern der Welt übernommen wurde. Doch mit den Münzen kamen auch die Fälscher. Deshalb setzten im 18. Jahrhundert allerlei Maßnahmen ein, um der Fälschung vorzubeugen, inklusive der Produktion eines gigantischen Kupferrubels von 7,5 Zentimeter Durchmesser und 3,5 Zentimeter Stärke, der ein Kilo wog. Diese seltene Münze, die fast nie verwendet wurde, wurde 2003 für einen Preis von 58 000 Euro versteigert.

Mit den gestiegenen Finanzbedürfnissen des Staates wurden Geldscheine eingeführt. Anfangs waren sie gut gegen Fälschung gesichert, doch die hohe Auflage, in der sie produziert wurden, senkte rasch ihren Wert. Deshalb kam es dazu, dass im 19. Jahrhundert zwei Standards nebeneinander existierten: Man konnte entweder einen Silberrubel oder ungefähr drei bis vier Rubel in Geldscheinen für ein und dieselbe Sache ausgeben; eine Besonderheit, die in der russischen Literatur breit beleuchtet wurde.

In dem Schauspiel „Flammendes Herz" des russischen Dramaturgen Alexander Ostrowski verspricht ein Händler hundert Silberrubel für die Rauferei zu zahlen, die er veranstaltet hatte und gibt dann 300 Rubel in Banknoten dafür aus. Wichtige Zahlungen unter dem Adel – einschließlich der Schuldbegleichungen aus dem Kartenspiel, die damals pünktlich getätigt werden mussten, um die Ehre des Edelmanns zu wahren –, wurden in Silberrubeln getätigt. Paradoxerweise brachte Russland 1828 sogar Platinrubel in Umlauf, nachdem es im Ural gefunden wurde. Man kannte damals die einzigartigen Eigenschaften dieses Metalls nicht, deshalb wurde es für viel billiger als Silber oder Gold erachtet.

Auch ein Goldrubel existierte in der kurzen Zeit zwischen 1897 und 1914, nach der Währungsreform, die zum ersten Mal in der Geschichte Russlands den Rubel zu einer international konkurrenzfähigen Währung machte.

Doch nach der Revolution brach ein großes Währungschaos aus. Zunächst planten die Bolschewiken in ihrer Naivität, Geld als solches komplett abzuschaffen; eine Idee, die natürlich nicht praktikabel war. Während des russischen Bürgerkriegs entstanden daraufhin in verschiedenen Teilen des Landes lokale Ersatzwährungen. Banknoten in der Region Archangelsk trugen das Abbild eines Walrosses, im Osten Russlands wurden Rubel-Geldscheine von dem japanischen Händler Gentaro Shimada gedruckt, der Khan von Chiwa begann damit, Geldscheine auf Seide zu prägen und in der Sacha-Region, in der Papier knapp war, wurden Geldscheine auf Weinflaschenetiketten aus der privaten Kollektion eines lokalen Beamten geprägt.

Alle Geldscheine dieser Art verloren ihren Wert sehr schnell, weshalb die Menschen sie nur wenige Jahre später lediglich als Tapeten oder Einpackmaterial nutzten.

Erst 1923 wurde der Rubel wieder als Nationalwährung eingeführt, auch wenn während der Sowjetzeit drei große Währungsreformen durchgeführt wurden, um den Wert des Rubels aufrechtzuerhalten.

 

Die Krise in den 1990ern

Anfang der 1990er wurde ein neuer russischer Rubel herausgebracht, der als eine Art Übergangswährung fungierte. Der neue Rubel besaß viel

weniger Wert als zu Sowjetzeiten. Eine Fahrt mit der Straßenbahn kostete 1 000 Rubel, eine Zeitschrift 800 Rubel; ein US-Dollar konnte mit 5 000 bis 6 000 Rubeln gekauft werden.

In dieser Zeit begannen die Russen der Währung den Beinamen „Holzrubel" zu geben, in dem Sinne, dass im Gegensatz zu dem vorrevolutionären Goldrubel der aktuelle nicht mehr wert war, als ein Stück Holz.

In den Jahren 1997 und 1998, während der Wirtschaftskrise, wurde der Rubel um ein hundertfaches entwertet und neue Geldscheine wurden in Umlauf gebracht. Das war die Geburtsstunde des heutigen Russischen Rubels. Obwohl er im weltweiten Vergleich nicht besonders wertvoll ist, hat der Rubel gute Perspektiven, eine beliebte konvertible Währung zu werden, und das neue Symbol trägt sicherlich dazu bei.

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