Der deutsche Autobauer will seinen Aktienanteil am russischen Unternehmen deutlich steigern, doch der Deal droht zu scheitern. Foto: Maxim Bogodwid/RIA Novosti
Wie Sergej Tschemesow, Generaldirektor des Hauptaktionärs Rostech, betonte, werden die geplanten 23,45 Prozent der KamAZ-Aktien möglicherweise nun doch nicht an den deutschen Autokonzern Daimler verkauft. „Wir haben vorgeschlagen, dass die Wneschekonombank (WEB), der Russische Fond für Direktinvestitionen (RFPI) oder, wenn wir das nötige Geld dafür bekommen, wir selbst, die Aktien kaufen", erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur „Interfax".
Derzeit werden 20,81 Prozent der KamAZ-Aktien von dem zypriotischen Unternehmen Avtoinvest Limited und weitere 2,73 Prozent von Decodelement Services Limited gehalten. Ende Dezember, nachdem Wladimir Putin sich für eine Beendigung von Offshore-Geschäften ausgesprochen hatte, erklärte KamAZ-Generaldirektor Sergej Kogogin, die
Am 21. Januar betrug die Kapitalisierung von KamAZ an der Moskauer Börse 830 Millionen Euro, der Aktienpreis kletterte um 5,3 Prozent auf einen Stückpreis von 11,81 Euro.
Aktionäre des Autowerks diskutierten über die Einleitung „eines juristischen Verfahrens zur Überführung des Aktienbesitzes in russische Jurisdiktion".
Wie ein Insider gegenüber der Zeitung „Kommersant" erläuterte, habe man zuvor nur eine „einzige Option" gesehen: einen Vertragsabschluss mit Daimler. Sollte jedoch ein russisches Staatsunternehmen die Aktien kaufen, so bliebe für Daimler in der ersten Phase nur ein Paket, mit dem der Konzern seinen Aktienbesitz auf einen Blockanteil aufstocken könnte. Derzeit hält Daimler elf Prozent der KamAZ-Aktien, weitere vier Prozent hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) im Interesse des deutschen Konzerns erworben. Für ein Blockpaket fehlen also weitere zehn Prozent der Aktien. Die übrigen 13,5 Prozent könnten nun aber vorerst in russischer Hand verbleiben. Eine endgültige Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen.
Aus zuverlässigen Quellen verlautete, die veränderte Situation sei darauf zurückzuführen, dass die KamAZ-Kennzahlen von Jahr zu Jahr besser würden und daher die Idee aufgekommen sei, „nicht nur nach einem industriellen Investor, sondern nach einem Finanzinvestor Ausschau zu halten". Ein zusätzliches Paket könne mittelfristig „deutlich lukrativer verkauft werden als unter den Bedingungen der gegenwärtigen Konjunktur". Außerdem, so heißt es weiter, würden in einer solchen Konstellation alle Interessen berücksichtigt, „sowohl die Interessen des Investorenkonsortiums, das schon länger an einem Verkauf seines Pakets
interessiert ist, als auch die Interessen von Daimler, dem strategischen Partner von KamAZ, der seinen Anteil ausweiten möchte, sowie die Interessen des Staates".
Mitte des vergangenen Jahres hieß es noch, die Verhandlungen mit Daimler verliefen „insgesamt positiv". Notwendig sei allerdings, sorgfältig über den Preis der Pakete zu verhandeln und sie nicht zu billig zu verkaufen. Nun scheint es, als könne die Bewertung der Papiere zu den nächsten Verzögerungen bei den Verhandlungen führen.
Iwan Bontschew, ausgewiesener Experte der Branche, glaubt ebenfalls, dass die Frage des Preises die Verhandlungen mit Daimler blockieren könnte. Die Variante, nach der der Konzern zumindest in der ersten Etappe nur einen Teil des Pakets erwirbt, über die verbleibenden Aktien dagegen weitere Verhandlungen mit dem Staat geführt werden, hält er für durchaus praktikabel.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kommersant.
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