Topol-Raketentest ohne Bezug zur Ukraine

Russlands routinemäßige Test einer Interkontinentalrakete war mit der USA abgesprochen. Foto: ITAR-TASS

Russlands routinemäßige Test einer Interkontinentalrakete war mit der USA abgesprochen. Foto: ITAR-TASS

Am 4. März startete Russland vom Versuchsgelände Kapustin Jar eine Interkontinentalrakete vom Typ RS-12M „Topol“. Russland HEUTE beleuchtet die Hintergründe des Testlaufs und ordnet ihn in den aktuellen, politischen Kontext ein.

Am Abend des 4. März 2014 berichtete das Verteidigungsministerium Russlands, dass das interkontinentale ballistische Raketengeschoss RS-12M „Topol", das vom Versuchsgelände Kapustin Jar abgefeuert wurde, sein Übungsziel auf dem Versuchsgelände Saryschagan in der Republik Kasachstan erfolgreich getroffen hat. „Der Test wurde gemacht, um die Kampflast von Interkontinentalraketen zu testen", erklärte der Sprecher des Ministeriums Oberst Igor Jegorow.

 

Belastungstest war erfolgreich

Einen atomaren Sprengkopf trug die Rakete natürlich nicht. Das Militär testete in erster Linie, wie sich ein neuer Sprengkopf in der Luft verhält und mit welcher Genauigkeit er das Ziel auf dem Boden trifft. Äußerlich ist die Attrappe eine exakte Kopie eines tatsächlichen Sprengkopfs. Nach Form, Gewicht und der integrierten Elektronik ist der Test-Sprengkopf identisch zu

Die Interkontinentalrakete RS-12M „Topol“ hat als Träger eine dreistufige ballistische Interkontinentalrakete mit festem Kraftstoff, die mit Flugabwehrsystemen ausgestattet ist.

„Topol“ zeichnet sich durch ihre guten Lenkeigenschaften, ihre Tarnung und durch eine kurze Startvorbereitungszeit aus. Die maximale Reichweite beträgt 10 500 km, die Startmasse ist 45 Tonnen.

einer echten Munition. Während solcher Starts sind die Entwickler und Militärs in erster Linie daran interessiert, wie die Steuerung im Inneren auf Befehle vom Boden reagiert, wie genau die Messinstrumente und Computer die Parameter des Flugs anzeigen und das Testprogramm erfüllt wird. Im Endeffekt ist es wichtig, möglichst gut die Realität zu simulieren.

In einer offiziellen Meldung des Verteidigungsministeriums wurde gesagt, dass der Test für die Einheiten der Strategischen Raketentruppen und der Kriegsmarine durchgeführt wurde. Die russischen Raketentruppen werden derzeit mit dem neuen „Jars"-System ausgestattet. In den nächsten Jahren soll es in fünf Divisionen verfügbar werden. „Jars" wurde auf der Grundlage von „Topol" entwickelt und ist wesentlich wirkungsstärker. Was die Kriegsmarine anbelangt, so sind diese Tests für die Flottenführer wichtig, um die Berechnung der Ballistik des U-Boot-Raketensystems „Bulawa-30" zu verbessern.

Der Träger selbst wird bei solchen Starts auch einer Prüfung unterzogen. Seine Betriebsdauer wird immer weiter verlängert, heute beträgt sie schon 25 Jahre. Kurz vor der Verschrottung der Trägerrakete wird sie entweder aus der Alarmbereitschaft genommen, oder zu Tests nach „Kapustin Jar" oder Plesezk gebracht. So hilft ein alter Träger mit seinem letzten Flug, einen neuen Raketenkopf zu testen und spart Mittel für die Entsorgung der Rakete.

 

Internationale Verträge wurden eingehalten

Die Raketentests werden in der Regel von zwei Versuchsplätzen durchgeführt: Entweder aus Plesezk, einem Raketenstartplatze südlich von Archangelsk, quer über Russland in Richtung des Versuchsgeländes Kura

Das erste „Topol“-Raketen-Regiment trat seinen Dienst am 23. Juli 1985 an. Heute ist dieser modernisierte Raketenkomplex Basis der Heeresgruppe der Strategischen Raketentruppen Russlands.

auf Kamtschatka, oder vom Kapustin Jar in Richtung „Saryschagan". Die Wahl hängt davon ab, welcher Aufgabe sich die Entwickler und die Generäle stellen. Wenn sie die Effektivität und Reichweite des gesamten Geschosses testen wollen, wird er auf dem langen Weg vom Weißen Meer auf das fernöstliche Versuchsgelände geschickt. Wenn es beispielsweise um einen Raketenkopf oder kleinere Komponenten geht, eignet sich hierfür das Testgelände in Astrachan besser. Das Verteidigungsministerium meintt, dass Kapustin Jar mit seinen Teststrecken und dem modernen Messkomplex einzigartig ist.

Gemäß dem START-Vertrag, dem Vertrag zur Verringerung strategischer Waffen zwischen Russland und der USA, ist es verboten, neue Munitionsköpfe auf alte Träger des Typen „Topol" zu installieren. Dem Abkommen mit den USA zufolge darf die in Alarmbereitschaft positionierte Rakete RS-12M über kein abtrennbares Kopfteil verfügen. Es gibt allerdings kein Verbot, den Träger als sogenanntes Trainingsgerät für Tests von Komponenten anderer Raketen zu verwenden. Russland erfüllte mit dem neuerlichen Test alle auf sich genommenen internationalen Verpflichtungen.

 

Ein Bezug zur Ukraine besteht nicht

In der Zwischenzeit kommen Meinungen auf, dass Russland vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise seine atomaren Muskeln spielen lässt. Experten betonen hingegen, dass man keinerlei Anlass habe, einen Teststart einer Rakete als Einschüchterungsgeste von Moskauer Seite zu

werten. Über den Start der „Topol" informierten die russischen Militärs, wie es im Vertrag geregelt ist, die USA vorab. Die offizielle Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Caitlin Hayden, bestätigte: „Das war ein gewöhnlicher Teststart einer Interkontinentalrakete, über die zuvor eine entsprechende Meldung eingegangen ist. Russland und die USA führen in geregeltem Verfahren Flugversuche der eigenen Interkontinentalraketen und der U-Boot-Raketen durch".

„Solche Starts werden ständig durchgeführt. Das ist eine normale Praxis, die Amerikaner machen dasselbe. Dabei informieren sich die Seiten einander immer gegenseitig, kommentierte der Präsident der Akademie für Geopolitische Probleme Konstantin Siwkow die Übungen.

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