Krim-Brücke bei Kertsch noch in diesem Jahrzehnt

Die vier Kilometer lange Brücke, die Russland mit der Krim über die Straße von Kertsch verbinden wird, soll in rekordverdächtig kurzer Zeit gebaut werden. Foto: Andrej Stenin/RIA Novosti

Die vier Kilometer lange Brücke, die Russland mit der Krim über die Straße von Kertsch verbinden wird, soll in rekordverdächtig kurzer Zeit gebaut werden. Foto: Andrej Stenin/RIA Novosti

Die Straßen- und Eisenbahnanbindung der Krim an das russische Festland soll bis 2020 realisiert werden. Egal ob Brücke oder Tunnel – es werden Baukosten in Höhe bis zu zwei Milliarden Euro erwartet, um die vier Kilometer der Meerenge von Kertsch zu überwinden.

Die vier Kilometer lange Brücke, die Russland mit der Krim über die Straße von Kertsch verbinden wird, soll in rekordverdächtig kurzer Zeit gebaut werden. Die Planungen für das Projekt der Auto- und Eisenbahnverbindung werden voraussichtlich Ende des Jahres fertiggestellt werden. Drei Jahre sind für die Realisierung veranschlagt. Die Gesamtkosten des Projektes betragen 2 Milliarden Euro. Die Beaufsichtigung der Bauarbeiten obliegt den gleichen Beamten, die auch für den Bau der Brücke zwischen Wladiwostok und der Insel Russkij verantwortlich waren.

 

Neunmonatige Planfeststellung soll ausreichen

Die Erkundungs- und Projektierungsarbeiten für den Bau der Verkehrsverbindung, die Russland mit der Krim-Halbinsel verknüpfen wird, werden rasch durchgeführt werden. Bis Ende 2014 soll die optimale Variante für den Bau zwischen der Halbinsel und dem Festland ausgewählt werden. Dieser straffe Zeitplan wurde Präsident Putin auf einer Besprechung, die den Verkehrs- und Transportherausforderungen der Krim gewidmet war, von Transportminister Maxim Sokolow versprochen.

Im Laufe der Besprechung erinnerte Putin daran, dass die Verbindung über die Straße von Kertsch sowohl dem Automobil-, als auch dem Eisenbahnverkehr dienen müsse. Wie diese Forderung genau umgesetzt werden soll, ist bisher noch unklar, allerdings hat der Transportminister bereits erklärt, dass neben der Ausarbeitung eines Brücken-Projektes für den Auto- und Eisenbahnverkehr auch eine Tunnelvariante auf dem Meeresgrund geprüft wird.

Sokolow unterstrich, dass der Regierungsbeschluss zur Erstellung der Planfeststellung für den Bau der Kertscher Brücke bereits verabschiedet wurde. Nach den Worten des Ministers sind die Erkundungsarbeiten für dieses Jahr geplant. Die entsprechende Ausschreibung wurde bereits auf der Internetseite für Staatsaufträge veröffentlicht – die Kosten für diesen Vorgang werden auf 7 Millionen Euro geschätzt.

Da die geologischen und klimatischen Bedingungen für den Bau in diesem Gebiet recht kompliziert sind, werden die eingereichten Projektangebote sehr gewissenhaft geprüft. Nachdem das Projekt das Genehmigungsverfahren durchlaufen hat, benötigt das Transportministerium einige Zeit für die Ausarbeitung der Entwurfsgestaltung und erst danach wird man mit den eigentlichen Bauarbeiten beginnen können.

Der Transportminister ist der Meinung, dass die Errichtung der Autobrücke mindestens 1 Milliarde Euro kosten wird. Wenn das Projekt allerdings eine

Kombination aus Eisenbahn- und Autobrücke darstellen soll, können sich die Baukosten auf bis zu 2 Milliarden Euro erhöhen. Im Vergleich dazu betrugen die Kosten für den Bau der Autobrücke in Wladiwostok hinüber zur Russkij-Insel lediglich 680 Millionen Euro.

Zum Projektleiter wurde Alexander Afanasjew ernannt. Er war bereits Chefplaner bei Rosawtodor, der Föderalen Straßenagentur, die auch für den Bau der Brücke zur Russkij-Insel verantwortlich war. Diese Verkehrsverbindung wurde 2012 rechtzeitig zum Gipfel der APEC, der Asiatisch-pazifische Wirtschaftsgemeinschaft, errichtet.

 

Interessenten für die Baudurchführung sind vorhanden

Ihr Interesse an der Projektentwicklung haben bereits mehrere Ausführungsgesellschaften geäußert. Unter anderem erklärte das staatliche russische Eisenbahnunternehmen RZD seine Bereitschaft, an der Ausarbeitung des Projektes teilzunehmen.

Sein Interesse an dem Projekt hat auch der ehemalige Bürgermeister Moskaus, Jurij Luschkow, erklärt. Bereits zu Beginn der Zweitausenderjahre erörterte er mit den Präsidenten der Ukraine und Russlands die Idee, an dieser Stelle eine Brücke oder einen Tunnel zu bauen. Nach Meinung Luschkows könnten sich die Investitionen innerhalb von zehn Jahren amortisieren: „Die Überquerung des Asowschen Meeres zur Krim verkürzt den Weg aus der Kaukasusregion in die europäischen Länder um 700 bis 800 Kilometer", erklärt er. Seiner Meinung nach könnte sich das Projekt nicht nur als politisch, sondern auch als ökonomisch vorteilhaft erweisen.

 

Bauzeit von vier Jahren realistisch – Kosten noch nicht absehbar

Der Präsident des Verbandes der Forschungsorganisationen für Straßenbau, Oleg Skworzow, ist der Meinung, dass der Bau der Brücke etwa vier Jahre dauern wird: „Das größte Problem besteht darin, dass das Planungsgesetz es verhindert, die Vorbereitungsarbeiten aufzunehmen, bevor das Projekt genehmigt ist", erzählte der Experte. „Die russischen Fachleute haben eine große Erfahrung mit solchen Bauvorhaben", versichert Skworzow. „Vor ein paar Monaten wurde die Brücke zur Russkij-Insel eingeweiht, es wurde zudem auch eine kombinierte Auto- und Bahnbrücke über den Amur gebaut". Der Experte bemerkte außerdem, dass es in Russland eine ganze Reihe Unternehmen gibt, die in der Lage sind, ein solch kompliziertes Projekt schnell und qualitätsgerecht zu realisieren.

„Die Kosten für den Bau zweier Brücken, die dieselbe Zahl Pfeiler und die gleiche Spannweite haben, können sehr stark von einander abweichen, da sie von den klimatischen und geologischen Besonderheiten des

entsprechenden Gebietes abhängen", bemerkte der Verbandspräsident. „Deshalb lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schlecht sagen, wie hoch die Baukosten für die Brücke über die Straße von Kertsch ausfallen werden".

Russland und die Ukraine haben Gespräche über den Bau einer solchen Transportverbindung bereits 2010 aktiv geführt und 2013 wurde ein bilaterales Abkommen über den Bau unterzeichnet. Jetzt soll aufgrund der Angliederung der Krim an Russland die Brücke ausschließlich mit russischen Mitteln gebaut werden.

Die allererste Brücke über die Straße von Kertsch wurde im Jahre 1943 durch die deutsche Wehrmacht errichtet. Bereits wenige Monate nach der Fertigstellung des Provisoriums und durch Kriegshandlungen geschwächt, gaben die Pfeiler dem Druck der Eisschollen aus dem Asowschen Meer nach – die Brücke stürzte ein und wurde später vollständig abgetragen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Gazeta.ru

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