Die VTB und die Sberbank haben negative Quartalsberichte vorgelegt. Foto: Fotoimedia
Die staatlichen Banken Sberbank und Vneschtorgbank haben ihre Quartalsberichte vorgelegt. Demnach müssen beide Finanzinstitute einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. Die Kennzahlen liegen weit unter den Erwartungen der Analysten.
Schwacher Rubel macht VTB-Bank zu schaffen
Im ersten Quartal 2014 betrug der Reingewinn der VTB-Bank insgesamt 400 Millionen Rubel (etwa 8,5 Millionen Euro). Im ersten Quartal des vergangenen Jahres hatte der Gewinn noch 15,7 Milliarden Rubel (rund 333 Millionen Euro) betragen. Der Gewinn der VTB-Bankengruppe hat sich demnach um das 39-Fache verringert. Zahlreiche Analysten hatten vorhergesagt, dass der Reingewinn der VTB in diesem Jahr geringer ausfallen werde, jedoch gingen diese nur von 20 Prozent Verlust aus.
Die Krise in der Ukraine hat die Ergebnisse der VTB massiv beeinflusst. Insgesamt brachten die Ereignisse im Nachbarland der Bank Verluste in Höhe von 18 Milliarden Rubel (383 Millionen Euro). Dazu hat insbesondere die Abwertung des Rubels und der Wertpapieranlagen, die meist aus Staatsanleihen und Obligationen ukrainischer Konzerne bestehen, beigetragen.
Sberbank leidet unter schlechter Zahlungsmoral der Kunden
Der Reingewinn der größten russischen Bank, der Sberbank, betrug in den ersten drei Monaten des Jahres 2014 72,9 Milliarden Rubel (etwa 1,5 Milliarden Euro). Das sind 17,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang wird von der Pressestelle der Bank „mit Kosten aufgrund des
Kreditrisikos" erklärt. Tatsächlich sind die Ausgaben der Bank für die Mindestreserven um das 2,4-Fache auf 77,1 Milliarden Rubel (rund 1,6 Milliarden Euro) angestiegen. Bei den Wertpapieranlagen hat die Bank weitere 1,6 Milliarden Rubel (etwa 33,9 Millionen Euro) verloren.
Nach Angaben der russischen Zentralbank hatte Ende Mai bereits jede vierte Bank in Russland Verluste zu verzeichnen. Im März desselben Jahres war es nur jede fünfte Bank. „Die Bilanzen von VTB und Sberbank waren schlecht, weil die Zahl an Verbraucherkrediten gesunken ist", sagt Sergej Nekrasow, Analyst des Finanzunternehmens MFX Broker. Seiner Aussage nach haben die Banken die Bedingungen zur Herausgabe von Krediten verschärft, nachdem die Zahlungsausfälle auf den höchsten Wert seit mehr als drei Jahren angestiegen sind. Die Banken hätten daraufhin ihre Mindestreserven für Kreditausfälle erhöht. „Die Aufstockung der Reserven ist kein einmaliger Faktor, sie fließen als neue Summen in die Bilanzen ein und sind Teil der beweglichen Kosten", erklärt Michail Krylow, Direktor der Analyseabteilung von United Traders.
Schwierige Situation noch bis Jahresende
Laut der Analystin Anna Kokorewa vom Broker-Unternehmen Alpari wirkte sich die Krise in der Ukraine vor allem auf große russische Banken aus, die dort ein enges Filialnetz unterhielten. Nach ihrer Einschätzung werden sich
die russische Banken wegen der unsicheren Rahmenbedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr aus dem ukrainischen Markt zurückziehen. Michail Krylow hingegen gibt die Ukraine als Markt für russische Banken noch nicht verloren. Sergej Nekrasow stimmt ihm zu: „Die Bedenken der russischen Banken in der Ukraine werden sich auflösen. Danach werden die russischen Banken wieder auf dem Markt aktiv sein", sagt er.
Nach Einschätzungen zahlreicher Analysten werden die russischen Banken noch bis zum Ende des Jahres 2014 eine schwierige Phase überstehen müssen. Die Herabsetzung Russlands und russischer Unternehmen durch internationale Ratingagenturen infolge der Wirtschaftssanktionen ist einer der Hauptgründe dafür. So hat die Ratingagentur Standard & Poor's längerfristig das Rating von VTB und ihren Tochtergesellschaften VTB Capital PLC, VTB Leasing Finance, VTB Leasing, Bank of Moscow und die Versicherungsgesellschaft VTB Insurance von BBB auf BBB- gesenkt. Das schränkt den Spielraum bei der Beschaffung von Finanzmitteln deutlich ein. Der Zinssatz für die Banken auf dem innerrussischen Markt ist seit Jahresbeginn von sechs auf acht Prozent angestiegen.
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