Bereits 2012 hatte Gazprom den deutschen Kunden Preisnachlässe gewährt und wird voraussichtlich doch noch nachgeben, meinen Experten. Foto: Photoxpress
Deutschlands größter Energiekonzern E.ON SE will für russisches Erdgas weniger bezahlen. Die langfristigen Lieferverträge zwischen E.ON und Gazprom sehen die Möglichkeit vor, zwei Mal pro Jahr über Preisanpassungen zu verhandeln. So sollen Preisschwankungen auf dem Rohstoffmarkt ausgeglichen werden. Bei den aktuellen Verhandlungen jedoch konnte keine Einigung erzielt werden. E.ON hat nun Klage beim Internationalen Schiedsgericht Stockholm eingereicht, wie russische
Zeitungen, darunter die Tageszeitung „Wedomosti“, berichten. Der polnische Konzern PGNiG plane ebenfalls, das Schiedsgericht anzurufen. Die Entscheidung des Schiedsgerichts ist bindend, dennoch dürfen die Parteien weiter verhandeln.
Bereits 2012 hatte Gazprom den deutschen Kunden Preisnachlässe gewährt und wird voraussichtlich doch noch nachgeben, glaubt Grigorij Birg, Analytiker bei Investcafé. Der russische Energieriese gewährt üblicherweise einen Preisnachlass von fünf bis zehn Prozent. „Das ist ein lohnendes Geschäft für Gazprom, denn in der Folge steigen regelmäßig Nachfrage und Exportvolumen“, sagt der Experte.
„Gazprom wird von den Preisnachlässen profitieren, das hat die Erfahrung gezeigt“, schließt sich Michail Kortschemkin, Direktor von East European Gas Analysis, der Meinung Birgs an. Im Jahr 2013 stiegen die Gaslieferungen nach Europa und in die Türkei auf einen neuen Rekordwert von 162,7 Milliarden Kubikmetern. Der Marktanteil von Gazprom stieg auf 30 Prozent.
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Die Preise für Gas sind an den Ölpreis gekoppelt. Die sogenannte Ölpreisbindung führt bei steigenden Preisen für Rohöl auf dem Weltmarkt gleichzeitig zu höheren Preisen für Erdgas und umgekehrt. Durch die langfristigen Verträge mit dem Produzenten besteht das Risiko für den Abnehmer, höhere Preise als auf dem freien Markt zahlen zu müssen. Der durchschnittliche Gaspreis liegt in Europa zwischen 366 und 385 US-Dollar pro 1 000 Kubikmeter (Daten von 2013).
Gazprom wird regelmäßig von europäischen Energieunternehmen verklagt. Im Sommer 2010 reichte das italienische Unternehmen Edison Klage beim Internationalen Schiedsgericht Stockholm ein. Das Verfahren wurde eingestellt, weil die Parteien doch noch eine Einigung erzielten. Edison konnte einen Preisnachlass von 200 Millionen Euro aushandeln.
Im Jahr 2011 klagten die deutschen Unternehmen E.ON und RWE sowie das polnische Unternehmen PGNiG. Im Jahr 2013 änderte Gazprom die Vertragsbedingungen und Gaspreise für Ungarn. Im ersten Quartal 2014 wurden sieben türkischen Unternehmen und dem griechischen Unternehmen Depa Preisnachlässe gewährt.
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