"Wenn auch China das Metall weiterhin im Überschuss produziert, wird man die negativen Auswirkungen sehr bald zu spüren bekommen", meinen Experten. Foto: Alexander Krjazhev / RIA Novosti
In diesem Jahr werden erstmals seit 2006 erhebliche Angebotseinbußen auf dem Aluminiummarkt erwartet, wie das japanische Handelsunternehmen Sumitomo Corp. prognostiziert. Den Einschätzungen der Japaner zufolge wird das diesjährige Aluminiumdefizit im Vergleich zum letzten Jahr etwa 61 000 Tonnen Aluminium betragen. Dieser Mangel an dem begehrten Leichtmetall soll einerseits auf die eingeschränkte Produktion und andererseits auf die erhöhte Nachfrage in der Automobilindustrie zurückzuführen sein.
Zuvor warnte bereits das weltweit tätige Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Goldman Sachs vor einem Mangel an Aluminium auf dem Markt. Durchaus zu Recht, denn die niedrigen Preise für das Leichtmetall führten bei mehr als 50 Aluminiumherstellern zu zeitweisen Werksschließungen und teilweise sogar zu einer Einstellung der Produktion. Deswegen könnte das Angebotsdefizit in diesem Jahr, laut Goldman Sachs, etwa 579 000 Tonnen betragen.
„Derzeit gibt es weltweit noch relativ viele Aluminiumreserven, sodass von einem wahren Angebotsdefizit noch nicht die Rede sein kann“, beruhigt
Elisaweta Belugina, Leiterin der Abteilung für Marktanalysen bei der Brokerfirma FBS, im Gespräch mit RBTH. „Doch auch wenn China das Metall weiterhin im Überschuss produziert, wird man die negativen Auswirkungen des indonesischen Exportstopps von Bauxiterzen, den alle Hersteller in der Produktion von Aluminium benötigen, sehr bald zu spüren bekommen“. Was Russland angeht, so ist hierzulande noch kein Aluminiumdefizit zu verzeichnen. Zwar wächst die industrielle Produktion, doch die Nachfrage aus der Automobilindustrie stagniert. So sei die Produktion von PKWs um 1,3 Prozent auf insgesamt 920 000 Einheiten gefallen. Bei den LKWs belief sich der Rückgang gar auf 21 Prozent auf 75 000 Fahrzeuge, wie das russische Statistikamt Rosstat feststellt.
Wodurch ist die steigende Nachfrage bedingt?
„Im Ausland hängt die Nachfrage nach russischem Aluminium sehr stark von der Nachfrage der einzelnen Branchen ab“, erklärt die Kira Juchtenko, Analystin bei FBS. „Heute können wir die Nachfrage der Automobilindustrie, der Raumfahrt sowie des Bauwesens, insbesondere im Bereich harter sowie High-Tech-Legierungen, noch gut voraussehen“, erläutert die Expertin.
Die weltweite Nachfrage nach Aluminium soll, so die Prognosen des russischen Alu-Giganten RUSAL, jährlich um sechs Prozent steigen. Der US-amerikanische Produzent Alcoa spricht sogar von sieben Prozent jährlich. Dabei berufen sich die Unternehmen auf die rasant wachsende Produktion in der Flug- und Raumfahrtbranche. Bei Alcoa erwartet man zudem einen Nachfrageanstieg in der Automobil-, Bau- und Verpackungsindustrie. Deswegen steigen offensichtlich auch die Preise für Aluminium an. An der Londoner Metallbörse LME verzeichnet man zum Beispiel einen Preisanstieg um 20 Prozent auf insgesamt 2 004 US-Dollar für eine Tonne Aluminium.
Kira Juchtenko glaubt zudem, dass der rasante Anstieg der Metallpreise durchaus die Börsenkurse von russischen Aluminiumproduzenten fördern könnte. Dem stimmt auch UFS IC-Chefanalytiker Ilja Balarirew zu und ergänzt, dass die Entwicklung des Aluminiumpreises in Russland eine Neubewertung des Unternehmens RUSAL nach sich ziehen könnte.
Indes verspricht RUSAL die sinkende Nachfrage an Aluminium im Inland abzufangen und die überschüssige Produktion zu exportieren. Noch sei
man bei RUSAL mit Prognosen noch zurückhaltend, da man glaubt, dass eine Erhöhung der Produktion solange unrentabel sein werde, solange die Aluminiumpreise unter dem Wert von 2 500 US-Dollar pro Tonne liegen. Demzufolge bleibt RUSAL trotz seiner guten Zukunftsaussichten immer noch ein defizitäres Unternehmen – und das ungeachtet der Tatsache, dass einerseits die Schulden des Unternehmens um 6,6 Prozent gesunken und andererseits Ende 2013 die Verluste auf 3,2 Milliarden US-Dollar reduziert worden sind.
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