Die Entscheidung der Schweiz, die sich bisher im Hinblick auf restriktive Maßnahmen gegen Russland eher zurückhaltend gezeigt hatte, Sanktionen gegen Russland auszuweiten, ist für die Entwicklung an der russischen Börse ausschlaggebend gewesen. Foto: Sergej Kusnetsow / RIA-Novosti
Nach Meldungen westlicher Medien über eine angebliche militärische Intervention durch die Russische Föderation im Südosten der Ukraine gerieten die russischen Börsenindizes unter Druck und gaben um bis zu drei Prozent nach. Am Donnerstag der vergangenen Woche, dem Tag, als der ukrainische Präsident die angebliche Invasion russischer Truppen verkündete und zudem der Schweizer Bundesrat die Ausweitung von Sanktionen gegen Russland beschloss, fielen die Indizes bei der Moskauer Börse MMBV um 1,7 bis 3,3 Prozent. Der Rubelkurs erreichte erneut einen historischen Tiefstand gegenüber US-Dollar und Euro. Ilja Balakirew, Chefanalyst bei UFS IC, nannte den Absturz der russischen Währung „empfindlich“.
„Die Banken wie Sberbank oder VTB reagieren traditionell besonders stark auf geopolitische Veränderungen“, sagt Balakirew. Aktien mit einem starken intrakorporativen Hintergrund hingegen blieben weiterhin sehr stark. Nach Angaben des Magutafonds legten die Kurse von Aktien aus dem Metallurgiesektor (+1,2 Prozent), der Energetik (+0,8 Prozent) und dem Maschinenbau (+0,6 Prozent) sogar zu.
Schweiz schließt die Hintertür
Insbesondere die Entscheidung der Schweiz, die sich bisher im Hinblick auf restriktive Maßnahmen gegen Russland eher zurückhaltend gezeigt hatte,
Sanktionen gegen Russland auszuweiten, sei für die Entwicklung an der russischen Börse ausschlaggebend gewesen, sagt Alexander Arschawskij, Dozent am Lehrstuhl für gemeinschaftliche Finanzen, Investitionsprojektierung und -bewertung der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst beim Präsidenten der Russischen Föderation. Die Schweiz hatte beschlossen, Geschäfte mit fünf russischen Banken und den Handel mit Russland weiter zu beschränken. So solle verhindert werden, dass Sanktionen der EU und der USA über die Schweiz umgangen werden können. Von den Sanktionen betroffen sind die Sberbank, VTB Bank, Gazprombank, Vnesheconombank (VEB) und Rosselkhozbank. Ihnen wird der Zugang zum Schweizer Kapitalmarkt erschwert. Die Schweiz verbietet darüber hinaus die Ausfuhr von Gütern, die auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Bestimmte Technologien zur Erdölförderung dürfen zudem nur noch mit Genehmigung nach Russland geliefert werden.
Bisher hatte die Schweiz einen Sonderweg eingeschlagen und war „unparteiisch“ geblieben, wie Arschawskij bemerkt. Nun habe die Schweiz diese Unparteilichkeit aufgegeben. „Dabei ist der Schweizer Finanzmarkt sehr wichtig für Russland“, sagt er. „Auf Schweizer Konten lagern große Summen russischen Geldes“, wie der Experte erläutert.
Die Meldungen aus der Ukraine über russische Soldaten, die sich angeblich in der Ukraine aufhalten, könnten eine weitere Verschärfung von Sanktionen
gegen Russland nach sich ziehen, glaubt Anton Soroko, Analyst bei Finam-Invest. Der ukrainische Premierminister Arsenij Jazenjuk habe die bisherigen Sanktionen des Westens als „ineffizient“ bezeichnet und dazu aufgerufen, den Druck auf die russische Regierung zu erhöhen. Jazenjuk habe vorgeschlagen, sämtliche russischen Aktiva in der EU und den USA einzufrieren, so Soroko. „Investoren sehen neue Sanktionen aber negativ“, bemerkt der Experte. Die Botschafter der EU-Staaten wollen am Freitag über eine Verschärfung entscheiden, entsprechende Maßnahmen sollen am heutigen Mittwoch diskutiert werden.
Der russische Wertpapiermarkt ist volatil
Alexander Arschawskij glaubt, dass die weitere Entwicklung der russischen Börsenindizes auch zukünftig stark von den Reaktionen des Westens auf die Ereignisse in der Ukraine abhängen werde. Allerdings, so Arschawskij, sei der russische Wertpapiermarkt ohnehin volatil und anfällig für Spekulationsgeschäfte.
Platon Maguta, Geschäftsführer von Magutafonds, entwirft zwei Szenarien für die Entwicklung des russischen Wertpapiermarktes. Nach seinen Worten könnten Investoren nun Gewinne in massiver Größenordnung fixieren. Vor den Verhandlungen in Minsk waren die Aktienkurse in einem Zeitraum von zehn Tagen zuvor deutlich gestiegen. Die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise hatte sich jedoch nicht bestätigt. Die Alternative sei, dass sich die Indizes der MMBV bei einer Marke von 1 400 bis 1 500 Punkten einpendelten.
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