Transbaikalien: Neue Hoffnung durch Gas und Pipeline-Bau

Foto: Iwan Rudnew/RIA Novosti

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Die Region Transbaikalien wird Teil des nationalen Gassystems. Die Regionalregierung erwartet neue Impulse für die Wirtschaft und mehr Kooperation mit China.

Mit einer Unterschrift besiegelten Gazprom und die Regierung von Transbaikalien am 19. September dieses Jahres eine Zusammenarbeit, die, wenn es nach den lokalen Machthabern geht, der wirtschaftlichen Entwicklung der ganzen Region neues Leben einhauchen soll.

„Für uns ist das sehr wichtig, weil Transbaikalien praktisch die einzige Region ist, in der Gazprom noch nicht vertreten ist, mit Ausnahme kleinerer Lieferungen von Flüssiggas für den täglichen Bedarf der Bevölkerung", erklärt der Gouverneur des Gebiets Konstantin Ilkowskij im Gespräch mit RBTH. „Mit dem neuen Vertrag können wir nun ein Teil des sogenannten östlichen Gasprogamms werden", fügt er hinzu.

Die Mehrheit der entlegenen Regionen Russlands kommt ohne Leitungsgas aus. 2007 legte die Regierung ein spezielles Programm auf, das dies ändern soll.

Der Anschluss an die Gasversorgung eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Entwicklung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, ganz zu schweigen von dem allgemein verbesserten Lebensniveau. „In Gebieten ohne Gasanschluss beträgt die durchschnittliche Grundfläche von Häusern etwa 40 bis 50 Quadratmeter. Mit Gasanschluss steigt die Zahl auf 120 bis 130 Quadratmeter", freut sich Gouverneur Ilkowskij.


Zusätzliche Exporte

 Eine weitere Frage, die die Gebietsverwaltung mit Gazprom und der russischen Regierung diskutiert, ist die Möglichkeit von Gasexporten nach China durch Transbaikalien. Die Region verfügt über eine 1.200 Kilometer lange Grenze mit dem südlichen Nachbarland. „In unserer Region liegt bereits der größte Grenzübergang zwischen Russland und China, sowohl für Autos als auch für Eisenbahnen. Eine Ergänzung um ein Gasterminal wäre absolut folgerichtig", erklärt Konstantin Ilkowskij. Zudem bestünde die Möglichkeit, künftig den Export von Getreide aus den sibirischen Provinzen nach Asien aufzunehmen.

Die Gasifizierung der Region wird ohne Zweifel die regionale Konjunktur ankurbeln, meint auch Sergej Lukonin, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentrum für asiatisch-pazifische Studien bei der Russischen Akademie der Wissenschaften. „In erster Linie entstehen Anreize für Joint Ventures mit China, etwa im Bereich der Petrochemie", erklärt Lukonin. Laut dem Experten sei China derzeit interessiert, sein Kapital gewinnbringend anzulegen. Eine Möglichkeit sei, energie- und ressourcenintensive Produktionen näher an den Rohstoffquellen aufzubauen.

Theoretisch kann Pipelinegas auch über einen Arm der neuen Pipeline „Sibiriens Kraft" nach Transbaikalien gelangen. Hier sei allerdings die Frage der ökonomischen Effizienz besonders wichtig, hebt Viktoria Gimadi hervor, Leiterin der Abteilung für Energiewirtschaft am Analysezentrum bei der Regierung der Russischen Föderation. Nach Angaben der Regionalregierung könne der Gasbedarf der Region bis zum Jahr 2030 auf sechs Milliarden Kubikmeter Gas jährlich steigen, während Gazprom von einer Nachfrage von 1,2 Milliarden Kubikmeter ausgeht.

Leitungsnetz für den Gasexport aus Russland nach Europa

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Eigener Gasanschluss

 Die Gasifizierungspläne haben die Gebietsverwaltung dazu bewegt, auch über die Förderung eigener Vorkommen nachzudenken. „In diesem Jahr haben wir uns zusammen mit den staatlichen Behörden für Geologie und

Bodennutzung aktiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Gazprom ist ebenfalls interessiert an dieser Arbeit", berichtet der Gouverneur. Momentan gibt es zwei Vorkommen von Öl und Gas, die als aussichtsreich gelten. „Die Vorräte sind nicht besonders groß. Voraussichtlich kann man hier etwa eine Milliarde Kubikmeter Gas fördern, was nicht viel ist, aber für einen geringen Export ausreichen könnte", erklärt Ilkowskij.

Experten beurteilen die Initiative der Regionalregierung positiv. „Transbaikalien ist noch nicht genügend erkundet", sagt Dmitrij Absalow vom Zentrum für strategische Kommunikation. „Gleichzeitig gibt es neue Kooperationsmöglichkeiten mit China. Die Erkundung und Förderung von Gas könnte große Chancen für Firmen eröffnen, die auf niedrige Energiepreise angewiesen sind."

 

So erweiterte Russland sein Leitungssystem

 

1880. Die Sowjetunion und die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnen einen Vertrag über den Bau einer Pipeline, die Gas aus dem sibirischen Urengoi nach Westeuropa transportieren soll. Der Bau beginnt 1981. Später stoßen weitere Länder zum Projekt, darunter Frankreich und Italien.

1992. Gazprom prüft eine neue Trasse für den Gasexport von der sibirischen Jamal-Halbinsel bis zur deutsch-polnischen Grenze. Ein Jahr später unterzeichnen Russland, Polen und Belarus einen Vertrag über den Bau der Leitung. Das erste Gas strömt im Jahr 1999.

2005. BASF, Eon Ruhrgas und Gazprom unterzeichnen ein Abkommen über den Bau der Pipeline vom russischen Wyborg durch die Ostsee bis ins mecklenburgische Lubmin. Der Bau der Nord Stream Pipeline startet 2010. Bereits zwei Jahre später ist der erste Strang fertiggestellt.

2009. Gazprom und der italienische Energiekonzern Eni gründen die South Stream AG in der Schweiz, später beteiligen sich auch Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich an dem Projekt. Der Bau beginnt Ende 2012. Im Sommer legte Bulgarien auf Druck aus Brüssel seine Teilnahme auf Eis.

2012. Gazprom beginnt mit der Planung einer Leitung vom Gasfeld Tschajanda in Jakutien bis nach Wladiwostok. Im Mai bekam das Projekt mit dem Namen Sila Sibiri (Kraft Sibiriens) durch einen Gas-Deal mit China einen neuen Impuls. Vor wenigen Wochen begann der Bau.

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