Gazprom zurück auf dem europäischen Kapitalmarkt

Gazprom platziert Eurobonds in Wert von 560 Millionen Euro. Foto: RIA Novosti

Gazprom platziert Eurobonds in Wert von 560 Millionen Euro. Foto: RIA Novosti

Der russische Gasmonopolist Gazprom hat Eurobonds in Wert von 560 Millionen Euro mit einer Laufzeit von einem Jahr und einer Ertragskraft von 4,45 Prozentpunkten platziert. Das ist das erste Mal seit der Verhängung von Sanktionen, dass sich eine russische Firma auf den europäischen Kapitalmarkt wagt. Das Geld soll in namhafte Pipeline-Projekte fließen.

Der russische Gasmonopolist Gazprom hat Eurobonds im Wert von 560 Millionen Euro am europäischen Kapitalmarkt mit einer Laufzeit von einem Jahr und einer Ertragskraft von 4,45 Prozent platziert, wie die russische Nachrichtenagentur „Interfax" mitteilte. Nach Agenturangaben habe die Firma anfänglich einen deutlich erhöhten Zinssatz von 4,75 bis fünf Prozent angeboten, um damit Investoren anzulocken. Bei der Platzierung der Anleihe wurde der Zinssatz allerdings etwas gedrückt. Das ist ein guter Hinweis darauf, dass es keinen Mangel an Angeboten gab.

Seit Juli 2014, als die USA und die Europäische Union ein Sanktionspaket gegen russische Firmen geschürt haben, ist Gazprom der erste russische Kreditnehmer, der wieder Euroanleihen aufnimmt. Das letzte Mal hat Gazprom im Februar 2014 Eurobonds gezeichnet. Damals hatte das russische Unternehmen 750 Millionen Euro aufgenommen. Die Laufzeit betrug sieben Jahre, der Jahreszins 3,6 Prozent – erheblich niedriger als derzeit. „Die Finanzsanktionen haben für Gazprom keine Wirkung", erklärt Dmitri Bedenkow, Leiter der Analytikabteilung bei IK Russ-Invest. Deshalb hätten die Investoren des Unternehmens auch nichts zu befürchten.

 

Vorreiterrolle

„Es ist in der Tat das erste Mal seit der Einführung der Sanktionen, dass eine russische Firma europäisches Kapital als Anleihe aufnimmt, nachdem sie auf den internationalen Markt für korporative Anleihen gegangen ist", stellt Konstantin Andrianow, Professor an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau fest. Seinen Worten zufolge hätte Gazprom den Investoren einen hohen Zinssatz, über dem marktüblichen Satz angeboten, der eine Art Prämie für das Risiko und die recht kurze Laufzeit der Anleihe beinhalte. Und dies, obwohl zahlreiche Experten der Meinung seien, dass die Gesellschaft ihre Eurobonds durchaus über eine längere Frist hätte laufen lassen können, mindestens zwei bis drei Jahre.

„Doch selbst die anschließende Verringerung des Zinssatzes hat es Gazprom ermöglicht Obligationen in der gewünschten Höhe auf einem ähnlichen Niveau wie vor dem Eintritt der Sanktionen zu platzieren", ergänzt Andrianow. Seinen Angaben zufolge könne man diesen Schritt als Erklärung des russischen Gasmonopolisten auffassen, sein Investitionsprogramm ungeachtet der gegen Russland in Gang gesetzten Sanktionen umzusetzen. Das Programm ist im Jahre 2014 um annähernd 20 Prozent auf eine Billion Rubel, umgerechnet etwa 17,2 Milliarden Euro, angewachsen.

 

Umfangreiche Investitionen

In Verbindung mit neuen Projekten müssen seitens Gazprom umfangreiche Investitionen getätigt werden, darunter auch in den Bau der Erdgas-Pipeline „Sila Sibiri" (Kraft Sibiriens), die nach China führt. Zusammen mit der Erschließung der Erdgaslagerstätten wird das Finanzierungsvolumen des Projekts auf 44,3 Milliarden Euro geschätzt. Im Oktober wurde zudem

bekannt, dass Gazprom Verhandlungen mit der Industrial and Commercial Bank of China über die Organisation der Handels- und Unternehmensfinanzierung, die Emission von Obligationen der Gazprom in Yuan und die Organisation der Verrechnung Rubel-Yuan führt. Außerdem wurde bekannt, dass sich die Kosten für den über den Grund des Schwarzen Meeres verlaufenden Abschnitt der Gaspipeline South Stream aus Russland nach Europa um 50 Prozent ansteigen. Dadurch klettern die Gesamtkosten für South Stream unter Berücksichtigung des russischen Anteils am Projekt um ungefähr 45 Prozent auf fast 40 Milliarden Euro.

Experten sind übrigens der Meinung, dass Euroanleihen kaum eine Hilfe dafür seien, die aufwändigen Projekte der Firma zu finanzieren. „Die Summe ist viel zu klein, um darüber reden zu können, dass Gazprom auf den europäischen Kapitalmarkt zurückgekehrt sei, noch dazu, wo Gazprom eine der größten russischen Firmen ist, während kleinere Hersteller heutzutage noch größte Schwierigkeiten haben, Anleihen aufzunehmen", meint Anton Soroko, Analytiker bei der Investmentholding FINAM. Gleichzeitig sei es jedoch ein Signal der Europäer dafür, dass sie dazu bereit seien, russische Aktien in Zahlung zu nehmen. „Jetzt muss man abzuwarten, ob weitere Platzierungen erfolgen werden", ergänzt Soroko.

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