Rubelschwäche belebt den Neuwagenmarkt

Premiummarken haben von der aktuellen Krise besonders profitiert. Foto: AP

Premiummarken haben von der aktuellen Krise besonders profitiert. Foto: AP

Die drohende Inflation treibt die Russen dazu, in langlebige Güter zu investieren. Dieser Trend zeichnete sich im Frühjahr bereits auf dem Immobilienmarkt ab und hat jetzt die Automobilbranche erreicht. Russlands Auto-Hausmarke, der Lada, musste sich Premiummarken geschlagen geben.

Im November erreichte der Automobilabsatz in Russland beinahe wieder das Vorjahresniveau, meldet die European Business Association. Vorangegangen war ein Einbruch von mindestens zehn Prozent im Vormonat. 229 400 Verkäufe gab es, das ist lediglich ein Prozent weniger als im November 2013. Profitiert haben vor allem Premiummarken: Porsche konnte in Russland 55 Prozent mehr Autos verkaufen, Lexus sogar 63 Prozent. Der Verkauf von Kia stieg um 19 Prozent, von Renault um acht Prozent. Toyota konnte den Absatz um 32 Prozent steigern, Mitsubishi um elf Prozent.

Die russischen Automobilhersteller konnten nicht profitieren, im Gegenteil. Avtovaz, sonst Spitzenreiter der russischen Automobilindustrie, musste einen Absatzrückgang von 17 Prozent hinnehmen. Der Kia New Rio löste die Avtovaz-Marke Lada Granta als meistverkauftes Auto in Russland ab.

 

Würdiger Abschluss eines schwierigen Geschäftsjahres

Der schwache Rubel führt dazu, dass die Russen mehr Autos kaufen, glauben Experten. „Die Russen erwarten im kommenden Jahr steigende Preise und schlagen deshalb beim Autokauf schon jetzt zu", erklärt Jörg Schreiber, Vorsitzender des Automobilherstellerkomitees AEB. Zudem, so Schreiber, würde der Autokauf staatlich subventioniert, denn Russland will den Automobilbestand auf seinen Straßen erneuern. Die Automobilbranche rechnet damit, dass sich der positive Novembertrend bis zum Jahresende fortsetzt, sodass ein „schwieriges Geschäftsjahr doch noch einen würdigen Abschluss findet", sagt Schreiber.

Stanislaw Skatkin, Leiter der Leasing-Abteilung bei UFS, vermutet ebenfalls den schwachen Rubel als Hauptgrund für die gestiegene Nachfrage auf dem Automarkt. Die Ersparnisse der Russen würden mit jedem Tag weniger wert, sodass sie diese in ein langlebiges Gut wie ein Auto investieren, um sie damit zu erhalten, meint er. Eine ähnliche Entwicklung sei im März und April auf dem Immobilienmarkt zu beobachten gewesen, daran erinnert Konstantin Korischtschenko, stellvertretender Leiter der Professur für Fondsmärkte und Finanzengineering an der Finanz- und Bankenfakultät der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst beim Präsidenten der Russischen Föderation. „Auch das zeigt die Angst der Bevölkerung vor einer Inflation", findet er. Nun wollten die Russen ihr Geld noch rechtzeitig ausgeben – solange sie dafür noch etwas bekommen. Korischtschenko kann die Sorgen der Bevölkerung nachvollziehen: „Eine Abwertung der russischen Währung von beinahe 50 Prozent gegenüber den Leitwährungen ist eine Entwicklung, die eine drohende Inflation erwarten lässt."

 

Abwrackprämie ließ Nachfrage steigen

Aber auch die russische Variante der Abwrackprämie belebte im November den Automobilmarkt. Fahrer von Altautos erhalten beim Kauf eines Neuwagens einen Rabatt. Das russische Industrieministerium wollte auf

diese Weise bis zum Jahresende 170 000 Neuwagen auf Russlands Straßen bringen. Das könnte gelingen, bislang wurden mehr als 130 000 Autos im Rahmen des Programms ausgetauscht. Positive Auswirkungen hätte auch eine gestiegene Nachfrage aus Belarus, sagt Stanislaw Skatkin: „Die Belarussen legen ihre Ersparnisse meist in ausländischen Währungen an. Sie profitieren bei einem Autokauf in Russland vom aktuellen niedrigen Wechselkurs des Rubels gegenüber anderen Währungen wie zum Beispiel dem US-Dollar." In Belarus kosten Neuwagen zurzeit 30 bis 50 Prozent mehr als in Russland.

Ungeachtet des Wachstums im November erwartet das russische Industrie- und Handelsministerium einen Produktionsrückgang in der Automobilindustrie von insgesamt acht Prozent für das Jahr 2014. Skatkin geht davon aus, dass die Produktion auch im Dezember geringer ausfallen wird: „Es wird weniger Neubestellungen geben. Da die Automobilhersteller ihre Preise erhöht haben, werden die Kunden auf die Bestände in den Autohäusern zurückgreifen", erwartet er.

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