DIe Pipeline Sila Sibirii (zu Deutsch: „Kraft Sibiriens"). Foto: TASS
Erdöl aus der Arktis
Der russische Energiekonzern Gazprom nahm die Produktion von Erdöl aus der Arktis auf. Im April machte sich die erste Lieferung der neuen Ölsorte „Arctic Oil" in zwei neugebauten Tankschiffen von der arktischen Petschorasee aus auf den Weg nach Rotterdam. Das Öl stammt von der Ölbohrplattform Priraslomnaja, der ersten von bis zum Jahr 2020 geplanten bis zu 25 Bohrinseln im arktischen Schelf. Russland plant, die dafür neu entwickelten Fördertechnologien auch ins Ausland zu verkaufen. Gegen das russische Erdölförderungsprojekt in der Arktis hat es massive Proteste von Umweltschutzorganisationen, allen voran von Greenpeace, gegeben.
Gas für China
Im Mai 2014 unterschrieben Gazprom und der chinesische Ölkonzern CNPC ein Abkommen über eine auf den Zeitraum von 30 Jahren angelegte Lieferung von jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas. Wert des Abkommens: 400 Milliarden US-Dollar (321,6 Milliarden Euro). Das Gas soll zukünftig über die noch im Bau befindliche Pipeline Sila Sibirii (zu Deutsch: „Kraft Sibiriens") vom Förderort im Osten Sibiriens nach China transportiert werden, Baubeginn war im September. Gazprom erhöht damit die jährlichen Investitionen um etwa 4,02 bis 4,82 Milliarden Euro. Laut einer Studie der Bank of America Merrill Lynch wird sich das Abkommen bereits im kommenden Jahr positiv auf die russische Wirtschaft auswirken.
Yandex erobert Moskauer Börse
Seit Juni 2014 handelt die russische Internet-Firma Yandex Aktien der niederländischen Yandex N.V. an der Moskauer Börse. Bereits im Mai 2011 startete Yandex furios an der NASDQ. Dort bot das Unternehmen 17,6 Prozent der Anteile zum Verkauf an und nahm dabei 1,14 Milliarden Euro ein. Der Yandex-Börsengang gilt als einer der erfolgreichsten in der Geschichte der NASDAQ.
Der Gasstreit
Im Juni 2014 stellte Gazprom die Erdgaslieferungen in die Ukraine ein. Grund waren unbezahlte Rechnungen. Die Ukraine hatte Gazprom zuvor beschuldigt, die Preise ohne Absprache von 229 auf 390 Euro pro 1 000 Kubikmeter erhöht zu haben. Gazprom begründete den Preisanstieg mit der Streichung bislang gewährter Rabatte. Der Gasstreit fand erst im Oktober 2014 ein vorläufiges Ende. Seit Dezember liefert Gazprom wieder russisches Gas in die Ukraine.
Milliardenverluste durch Sanktionen
Der wichtigste Faktor, der die russische Wirtschaft im Jahr 2014 beeinflusste, waren wohl die im Juni durch den Westen, insbesondere durch die USA und die Europäische Union, gegen Russland eingeführten Wirtschaftssanktionen. Betroffen waren vor allem große russische Unternehmen mit mehrheitlicher staatlicher Beteiligung wie der Ölkonzern Rosneft und bedeutende russische Banken wie die VneschEkonomBank, die VneschTorgBank, Sberbank und GazpromBank. Diesen Unternehmen wurde der Zugang zum internationalen Kapitalmarkt erschwert. Sie müssen zum Beispiel Kredite innerhalb von 90 Tagen zurückzahlen. Der russische Finanzminister Anton Siluanow bezifferte die finanziellen Verluste durch die Sanktionen auf bisher etwa 32,17 Milliarden Euro.
Lebensmittelembargo als Antwort
Russland reagierte auf die Sanktionen des Westens mit einem Embargo für Lebensmittel aus den USA, Europa und weiteren Staaten, die die Einführung von Sanktionen gegen Russland unterstützt haben. In der Folge schrumpfte
der Import von Milch und Fleisch um ein Drittel, der von Fisch um die Hälfte. Fleisch kommt inzwischen aus Argentinien, Neuseeland und Nicaragua, Fisch aus Belarus. Die Fisch-Importe aus Belarus, einem Binnenstaat, stiegen um 98 Prozent.
Ölpreis im Sinkflug
Auf der Opec-Konferenz am 27. November in der österreichischen Hauptstadt Wien beschlossen die Teilnehmer, den Ölpreis nicht zu stützen. Der Ölpreis fiel nach der Konferenz um 7,21 Prozent gegenüber dem letzten Tiefstand von 2010, als das Barrel 72,52 US-Dollar kostete. Da der russische Staatshaushalt zu 50 Prozent von den Einnahmen aus dem Export von Erdöl abhängt, verliert Russland nach Angaben des russischen Finanzministeriums durch diese Preisentwicklung zwischen 72,12 und 80,23 Milliarden Euro pro Jahr. Der niedrige Ölpreis beeinflusste auch den Kurs der russischen Währung, die sich ebenfalls im Allzeittief befindet.
Rubel schwach wie nie
Im Oktober verkaufte die russische Zentralbank 30 Milliarden
US-Dollar (etwa 24 Milliarden Euro), um den schwächelnden Rubel zu stützen. Im November gab sie den Wechselkurs frei. Der Rubel hat gegenüber US-Dollar und Euro bis zu 60 Prozent verloren. In Russland sinken die Reallöhne und es droht die Inflation.
Kapitalflucht eindämmen
Die zweite Kammer der russischen Staatsduma beschloss im November 2014 ein Gesetz über die sogenannte Deoffshorisierung von Auslandsanlagen russischer Unternehmen. Russische Aktionäre müssen nun Steuern für ihr Einkommen aus im Ausland geführten Unternehmen zahlen – vor allen für Einkommen aus Unternehmen, die in Offshore-Finanzplätzen oder anderen Staaten mit ähnlichen Rechtshoheiten ihren Sitz haben. Der russische Präsident kündigte eine vollständige Amnestie für diejenigen an, die ihr Kapital aus Steueroasen zurück nach Russland bringen.
Aus für South Stream
Im Dezember kündigte Russland an, den Bau der Pipeline South Stream zu stoppen. Über den South Stream sollten jährlich bis zu 63 Milliarden
Kubikmeter Gas von Russland durch das Schwarze Meer bis nach Bulgarien führen. Bulgarien hatte zuletzt einen Rückzieher gemacht und den Bau verzögert. Gazprom hat in den vergangenen drei Jahren etwa 3,74 Milliarden Euro in das Projekt investiert. Als Alternative zu South Stream ist nun eine Offshore-Pipeline in die Türkei im Gespräch.
An der Verfassung dieses Artikels wirkten Vertreter und Analysten folgender Finanzagenturen und -forschungseinrichtungen mit: Finam Management, UFS IC, Investcafé und das Zentrum für strukturelle Forschung am Institut für angewandte Wirtschaftsforschung RANEPA. Darüber hinaus wirkten noch Vertreter der größten russischen Produzenten von Industriegütern und Lebensmitteln mit, darunter UC Rusal, Magnitogorsk Iron and Steel Works, Novolipetsk Steel sowie die Gruppe OSJC Cherkisovo.
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