Eine Frau wartet auf den letzten Zug nach Ukraine auf dem Bahnhof von Simferopol. Foto: AP
Visa und MasterCard stellen Service ein
Die internationalen Zahlungssysteme Visa und MasterCard haben am vergangenen Freitag die russischen Banken aufgefordert, Karten auf dem Gebiet der Krim nicht mehr zu bedienen. „In Einklang mit den Sanktionen der USA, die gegen die Krim am 19. Dezember 2014 auf Weisung (des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama) eingeführt wurden, kann Visa derzeit keine Dienstleistungen oder Produkte auf der Krim anbieten", lautet eine entsprechende Mitteilung von Visa. „Das bedeutet, dass wir die Emission und Annahme von Karten auf der Krim nicht weiter aufrechterhalten können und keine Bankautomaten bedienen", so die Meldung weiter. Kurz darauf gab auch MasterCard eine ähnliche Meldung heraus.
Doch wie die Zeitung „Kommersant" schreibt, können russische Banken erst von dem Service der Zahlungssysteme abgeschaltet werden, wenn Visa erkennt, dass die Ausführung einer Dienstleistung tatsächlich auf der Krim stattgefunden hat. „Die Sache ist die, dass internationale Zahlungssysteme die Krim nicht als Transaktionsort erkennen können, wenn es keine direkten Informationen dazu gibt", sagte eine ungenannte Quelle aus der Bankenbranche der Zeitung. „Das bedeutet, dass Karten russischer Banken bei einer Verwendung auf der Krim vom System größtenteils nicht blockiert werden können und auch faktisch keine Kontrolle darüber erfolgen kann, ob die Banken die Vorschrift befolgen." Dennoch haben mehrere Banken ihren Kunden bereits empfohlen, die Karten nicht mehr auf der Krim einzusetzen.
Kohle und Strom sind Mangelware
Eine Woche vor Neujahr wurde die Krim immer wieder vom Stromnetz abgeschaltet. Am 24. und 26. Dezember stellte die Ukraine ohne Vorankündigung für mehrere Stunden die Stromversorgung der Halbinsel ein. In der restlichen Zeit waren die Stromlieferungen nicht ausreichend für die Deckung des Energiebedarfs der Halbinsel, dort wurden Flächenabschaltungen vorgenommen. Am Freitag musste die Regierung der Halbinsel auch Wohngegenden abschalten, um den Verbrauch zu senken. Die ukrainische Seite erklärte dies damit, dass die Krim die zuvor besprochenen Obergrenzen des Verbrauchs überschritten hätte. Die Halbinsel hängt zu 80 Prozent von Stromlieferungen aus der Ukraine ab. Die eigene Stromgenerierung deckt nur 20 Prozent des Bedarfs.
Moskau versprach bereits Hilfe. „Russland wird der Ukraine Strom und monatlich 500 000 bis eine Million Tonnen Kohle liefern", versprach am Samstag der Vize-Regierungsvorsitzende Dmitrij Kosak. Die Kohle solle vergünstigt, zu innerrussischen Preisen, geliefert werden. Hinsichtlich der
Stromversorgung hat Russland einen Liefervertrag über neun Milliarden Kilowattstunden abgeschlossen. Die Ukraine habe zwar noch nicht bezahlt, bemerkte Kosak, doch auf Weisung Putins sei dennoch eine Lieferung beschlossen worden, „um Flächenabschaltungen und bestehende Probleme zu reduzieren".
Dmitrij Absalow, Präsident des Zentrums für strategische Kommunikation, erklärt die Hilfsbereitschaft Russlands mit einem Entgegenkommen der Ukraine. „Kiew hat begonnen, die Minsker Vereinbarungen zu erfüllen: Der Waffenstillstand wird eingehalten und es gab einen Gefangenenaustausch. Außerdem hat die Ukraine die Gasrechnung bis Jahresende beglichen. Es ist nur folgerichtig, dass Russland Kiew entgegenkommt", meint Absalow.
Sergej Pigin, Direktor des Fonds für Energieentwicklung, findet die Entscheidung Russlands sehr taktisch: Es sei derzeit am wichtigsten, die Energieversorgung der Krim zu stabilisieren, welche von der Energie der Ukraine abhänge, die wiederum Probleme mit der Stromgenerierung habe.
Eisenbahnverbindung vorübergehend eingestellt
Darüber hinaus gibt es seit dem vergangenen Freitag keine Eisenbahnverbindung mehr auf die Krim. Die Ukraine hat diese nach eigenen Angaben aus Sicherheitsgründen vorübergehend unterbrochen.
„Das Risiko ist sehr hoch, dass als Zivilisten getarnte Militärs hierhergelangen können. Gerade jetzt ist die Gefahr sehr groß: Fast jeden Tag gibt es irgendwo militärische Ablenkungsmanöver", kommentierte der Sprecher der Anti-Terror-Operation Andrij Lysenko die Entscheidung der ukrainischen Regierung.
Zwischen der Halbinsel und der Kontinentalukraine verkehrten etwa zehn Züge. Jetzt fahren sie nur noch bis zu den Grenzstädten. Fahrgäste, die auf die Krim fahren, würden mit Bussen über die Grenze gefahren, Ukrainer, die die Krim verlassen, würden ebenfalls über Durchlasspunkte in die Ukraine gebracht, sagte der Verkehrsminister der Republik Krim Anatolij Zurkin.
Infolge des Verbindungsstopps hat die Krim-Eisenbahn (KZD) bereits kolossale Verluste erlitten, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf den Direktor der KZD Andrej Karakulkin meldet.
Der Eisenbahn-Chef fügte hinzu, dass das Verbot auch für Gütertransporte aus der Ukraine gelte und diese sich auf die Einnahmen der Unternehmen auswirke. Angaben von Karakulkin zufolge war der Güterstrom über die Grenze noch vor dem eigentlichen Verbot stark zurückgegangen und betrug durchschnittlich rund 100 Waggons täglich. Nun gibt es gar keine Gütertransportverbindung mit der Ukraine mehr.
Es bliebe die Option der Fährenüberfahrt über die Straße von Kertsch, die die Halbinsel mit Russland verbindet. Doch aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse hatte das Unternehmen den Betrieb temporär eingestellt. So kam es am Montag zu kilometerlangen Staus, insgesamt standen Autofahrer etwa 15 Stunden in der Schlange.
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