Die russische Regierung vergibt 13 Milliarden Euro an Finanzinstitute. Foto: Sergej Konkow/TASS
Die russische Regierung plant, die russischen Banken mit 15 Milliarden US-Dollar (rund 13 Milliarden Euro) zu unterstützen. Ziel ist es, eine Bankenkrise zu verhindern, wie der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedjew auf dem Gajdar-Wirtschaftsforum in Moskau erklärte. Das Geld soll den Banken ein Polster verschaffen, um die Folgen des Ölpreisverfalls und der Rubelschwäche abzumildern.
Das Geld kommt von der Agentur für Anlagenversicherung, einer Institution, die Anlegern die Rückzahlung von Geldern garantieren soll. Es können nur solche Banken zusätzliche Geldmittel beantragen, die bereit sind, mehr Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Kreditinstitute, die zusätzliche Mittel erhalten wollen, müssen zudem eine Reihe von weiteren Voraussetzungen erfüllen, zum Beispiel müssen sie über ein Eigenkapital in Höhe von mindestens 385 Millionen US-Dollar (etwa 332 Millionen Euro) verfügen. Sie müssen sich zusätzlich verpflichten, die Gehälter ihrer Mitarbeiter nicht zu erhöhen.
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Laut Anton Soroko von der Investmentholding Finam ist das nicht ungewöhnlich. Allerdings glaubt er, dass zu wenige Banken von den Plänen der Regierung profitieren können, da die Eigenkapitalgrenze sehr hoch und die Vorschriften für die Kreditvergabe zu eng gefasst seien. „Insbesondere Einzelbanken können nicht auf die zusätzlichen Finanzmittel zurückgreifen, obwohl gerade sie im kommenden Jahr Unterstützung brauchen werden, denn es wird mehr Ausfälle bei der Rückzahlung von Krediten geben", meint Soroko. Nach Angaben von Jurij Isajew von der Agentur für Anlagenversicherung erfüllen rund 150 russische Banken auf föderaler und regionaler Ebene die Anforderung für die Finanzspritze der Regierung.
Medwedjew betonte, dass die russische Regierung nicht vorhabe, die Wirtschaftskrise mit Geld zu lösen, obwohl es finanzielle Reserven gebe. Er verwies auf weitere Stärken der russischen Wirtschaft wie eine geringe Außenverschuldung, eine niedrige Arbeitslosigkeit und eine politische Konsolidierung der Gesellschaft.
Dennoch sei eine Unterstützung notwendig, davon sind auch die Ökonomen überzeugt. German Gref, Chef der größten russischen Bank, der Sberbank, prophezeite auf dem Gajdar-Forum eine „allumfassende" Bankenkrise, falls der Preis für die Rohölsorte Brent sich weiter um die 45 US-Dollar (etwa 38, 83 Euro) pro Barrel bewege. Nach seiner Schätzung müssten die russischen Banken unter Berücksichtigung der aktuellen Wirtschaftsvolatilität im Jahr 2015 Reserven von 46,2 Milliarden US-Dollar (etwa 39,86 Millionen Euro) aufbauen. Gref glaubt nicht, dass das viele schaffen können.
Grefs Sberbank musste 2014 Verluste hinnehmen. Die gerade veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass der Reingewinn um 22,1 Prozent auf etwa 4,7 Milliarden US-Dollar (4,05 Milliarden Euro) gesunken ist, weil eben große Reserven aufgebaut werden mussten. Zuletzt musste die Sberbank solche Gewinneinbußen im Jahr 2009 hinnehmen. Im Zuge der
großen Wirtschaftskrise lag der Gewinn bei nur noch 554 Millionen US-Dollar (etwa 478 Millionen Euro).
Negativ auf die Banken könnte sich zusätzlich auch eine weitere Herabstufung Russlands durch die Ratingagenturen auswirken, merkt Andrej Dirgin, Direktor der Analyseabteilung von Alfa-Forex, an. „Damit das geschieht, müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken, etwa ein anhaltend niedriger Ölpreis, ein schwacher und volatiler Rubel und eine weitere Verschärfung der Sanktionen", sagt Dirgin.
Oleg Wjugin, Vorsitzender des Direktorenrats der MDM-Bank und ehemals stellvertretender Vorsitzender der russischen Zentralbank, hält Grefs Befürchtungen für „ein wenig übertrieben". „Probleme im Bankensektor wird es geben, doch sie werden wahrscheinlich nicht so schwerwiegend sein", glaubt er und hält abschließend fest: „Für den heutigen Tag ist das russische Bankensystem stabil."
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