Turkish Stream: Gazprom und die Türkei präsentieren Details

Auch beim Turkish Stream gibt es noch Unstimmigkeiten. Taner Yildiz erklärte gegenüber dem Fernsehsender NTV, dass noch keine Einigung über den Preis für russisches Gas erzielt worden sei. Foto: Igor Agejenko / RIA Novosti

Auch beim Turkish Stream gibt es noch Unstimmigkeiten. Taner Yildiz erklärte gegenüber dem Fernsehsender NTV, dass noch keine Einigung über den Preis für russisches Gas erzielt worden sei. Foto: Igor Agejenko / RIA Novosti

Der Gazprom-Vorsitzende Alexej Miller und der türkische Energieminister Taner Yildiz haben Details zum geplanten Pipeline-Projekt Turkish Stream bekannt gegeben. Die Alternative zum geplatzten South-Stream-Projekt gibt es für Gazprom nicht umsonst: Die Türkei verlangt hohe Preisnachlässe für russisches Gas.

Alexej Miller, Vorstandsvorsitzender von Gazprom, hat nach einem Treffen mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz die Route für die geplante Pipeline Turkish Stream von Russland in die Türkei bekannt gegeben, berichtet die russische Wirtschaftszeitung „Kommersant“. Die Pipeline soll eine Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern haben und wie South Stream einen Unterwasserabschnitt durch das Schwarze Meer beinhalten. Insgesamt 660 Kilometer folgen der ursprünglichen South-Stream-Route, weitere 250 Kilometer sollen durch den europäischen Teil der Türkei führen.

Laut „Kommersant“ habe Miller zudem erklärt, dass Russland plane, den Gastransit durch die Ukraine ab dem Jahr 2020 einzustellen. Bis dahin solle Turkish Stream fertiggestellt sein. Europa müsse dann über neu zu bauende

Pipelines russisches Gas über die Türkei beziehen, heißt es weiter. Russische Experten gehen davon aus, dass Gazprom gegenüber den türkischen Partnern Zugeständnisse machen musste. „Ursprünglich wollte Gazprom aus Kostengründen den Unterwasserabschnitt des Turkish Stream parallel zur Pipeline Blue Stream bauen“, berichtet Ilja Balakirew, Chefanalyst bei UFS IC. Den aktuellen Plan hält er aber für eine gute Alternative, da Turkish Stream zu etwa 70 Prozent den bereits bestehenden Plänen für South Stream folge.

South Stream sollte bis nach Südeuropa führen, unter anderem durch Bulgarien, und so russisches Gas nach Europa liefern. Auf Druck der EU-Kommission hatte Bulgarien die Bauarbeiten jedoch eingestellt. Der russische Präsident Wladimir Putin verkündete schließlich am 1. Dezember 2014 in der Türkei das Aus für South Stream. 

 

Die Türkei ist in einer starken Verhandlungsposition

Und auch beim Turkish Stream gibt es noch Unstimmigkeiten. Taner Yildiz erklärte gegenüber dem Fernsehsender NTV, dass noch keine Einigung über den Preis für russisches Gas erzielt worden sei. Die Türkei verlange laut „Kommersant“ einen Rabatt von 15 Prozent. Iwan Kapitonow, Leiter des Lehrstuhls für staatliche Wirtschaftsregulierung der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsverwaltung, sieht die Türkei in einer günstigen Verhandlungsposition, da es keine alternativen Transitländer gebe. „Der Rabatt von 15 Prozent ist der Preis, der bezahlt werden muss, um von anderen Transitländern unabhängig zu werden“, meint Kapitonow. „Es war von vornherein klar, dass dieses Projekt in seiner derzeitigen Form mit dem Risiko behaftet ist, dass die Türkei versuchen wird, ihre Interessen durchzusetzen“, sagt Ilja Balakirew und geht davon aus, dass die Türkei den geforderten Preisnachlass in jedem Falle auch bekommen werde. Die Inbetriebnahme des ersten Abschnitts des Turkish Streams wird es nach Einschätzung Balakirews möglich machen, den Gastransit durch die Ukraine bereits 2017 um ein Viertel zu reduzieren. Der Rabatt dürfte sich laut Balakirew also schon bald bezahlt machen.

 

Russland macht Türkei zu seinem Partner -- >

 

Den Unterwasserabschnitt durch das Schwarze Meer baut Gazprom, der Abschnitt auf dem türkischen Festland soll unter Beteiligung des Unternehmens Botas gebaut werden. Laut Gazprom-Pressestelle ist die Hauptaufgabe von Botas die Analyse möglicher Routen durch die Türkei und die Festlegung der Schnittstelle an der Küste. Dimitri Baranow, führender Experte bei Finam Management geht davon aus, dass das Projekt in kürzester Zeit realisiert werden könne: „Es ist wichtig, dass sich Russland

und die Türkei grundsätzlich geeinigt und noch einmal das gegenseitige Interesse an der Realisierung des Projekts bekräftigt haben. Zudem wurden die Eckpunkte festgelegt.“ Alexander Dorofejew, Generaldirektor des Consultingunternehmens, sieht den Erfolg für Russland darin, dass ein zusätzlicher Weg für Gaslieferungen nach Europa geschaffen werde. So könnten die Auslastung der russischen Gasvorkommen und zusätzliche Exporterträge gewährleistet werden. „Die europäischen Länder werden auf jeden Fall weiter russisches Gas kaufen, auch wenn es über die Türkei kommt, denn es wird wesentlich preiswerter sein, als importiertes Flüssiggas“, so Dorofejew.

 

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