Wachstumsmotor Sotschi

Ein Blick auf Skigebiet Rosa Khutor in Krasnaja Poljana nahe Sotschi. Foto: Michail Mordasow

Ein Blick auf Skigebiet Rosa Khutor in Krasnaja Poljana nahe Sotschi. Foto: Michail Mordasow

Die Olympischen Spiele in Sotschi sollten der russischen Wirtschaft Vorschub leisten. Allerdings haben Sanktionen und fallende Ölpreise diesen Effekt zunichte gemacht.

Im Jahr 2014 besuchten die Region Krasnodar, in der mit Sotschi die Winterspiele 2014 ausgetragen wurden, insgesamt 13 Millionen Touristen, teilte die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die regionale Verwaltung mit. Dortige Behörden führen die Beliebtheit Sotschis auf den „Effekt von Olympia“ zurück. Die Olympischen Spiele hätten der russischen Wirtschaft etwa 0,3 Prozent BIP-Wachstum beschert, sagt der Analyst der Investmentgesellschaft FINAM Timur Nigma-tullin. „Das Projekt hat sich im Bezug auf die Effektivität staatlicher Investitionen als recht erfolgreich erwiesen“, meint er. Nach seiner Aussage stieg die Anzahl der Touristen, die Sotschi 2014 besuchten, um 31 Prozent und betrug fünf Millionen Menschen. Zehn Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland. Allerdings, fügt der Experte hinzu, hätten die Sanktionen den wirtschaftlichen Nutzen der Spiele zunächst einmal zunichte gemacht.

 

Katalysator für Strukturreformen

ZAHLEN

 

1,8 Prozent
BIP-Wachstum prognostizierte die Zentralbank aufgrund der Olympischen Spiele 2014.

5.000.000
Menschen besuchten Sotschi im Jahr 2014, zehn Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland.

Der Kerneffekt der Veranstaltung sollte ein BIP-Wachstum im Jahresmittel sein. Laut Erwartungen der russischen Zentralbank hätte das BIP um 1,5 bis 1,8 Prozent steigen müssen. Zudem hätten die Olympischen Spiele nach Prognosen von Merrill Lynch zu einem Katalysator für Strukturreformen werden können. Diese sind zur Beschleunigung wirtschaftlichen Wachstums und zur Optimierung staatlicher Regulierungsmechanismen in Russland notwendig.

Aufgrund der Sanktionen und fallenden Ölpreise sank das BIP-Wachstum 2014 allerdings auf 0,6 Prozent gegenüber 1,3 Prozent im Vorjahr. Darüber hinaus wuchs die Wirtschaft am langsamsten seit 2009. Zum Vergleich: 2012 stieg das russische BIP um 3,4 Prozent, 2011 um 4,3 Prozent und 2010 um 4,5 Prozent. „Die Winterolympiade 2014 war in erster Linie ein politisches Vorhaben, weswegen anfänglich niemand ernsthaft davon ausging, dass das Projekt sich voll und ganz auszahlt“, sagt Sergej Bespalow vom Zentrum für öffentliche Politik und Staatsführung am Institut für Gesellschaftswissenschaften der Russischen Akademie für Wirtschaft und Verwaltung. Seinen Angaben zufolge wurde der größte Teil der Ausgaben dabei nicht in Stadien, sondern in den Ausbau der Infrastruktur von Sotschi investiert, dem wichtigsten Urlaubsort Russlands.

 

Zukunftsaussichten

Nach Einschätzung von Timur Nigmatullin schaffte das gute Voraussetzungen, um den Fremdenverkehr sukzessive anzukurbeln. Die Schwäche des Rubels sei im Moment der Motor für die wachsende Binnennachfrage im Reisesektor. „Das erfolgreiche Formel-1-Rennen in Sotschi im Herbst 2014 ist ebenfalls der Olympiade zu verdanken: Die Rennstrecke wurde im Olympischen Park gebaut“, sagt Sergej Bespalow. Ihm zufolge bewirken allein die publikumswirksamen Formel-1-Veranstaltungen, dass zumindest ein Teil der enormen Ausgaben für Olympia wieder hereinkomme. „In Zukunft wird Sotschis Attraktivität für ausländische und russische Touristen davon abhängen, ob die Behörden es schaffen, große internationale Wettkämpfe, allen voran die Wintersportweltmeisterschaften, nach Sotschi zu holen.

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„Aber die Eskalation der geopolitischen Spannungen und die Sanktionen werden zuzeit kaum dazu beitragen, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen, die durch die Olympischen Spiele geschaffen wurden, in vollem Umfang zum Tragen kommen“, sagt Bespalow. Zugleich könne man aber, wenn sich die Situation entspanne, damit rechnen, dass große Investoren bei ihren Entscheidungen hinsichtlich Russlands die positiven Erfahrungen von Sotschi berücksichtigten.

 

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