General Motors kehrt russischem Automarkt den Rücken

Der GM-Rückzug bedeutet das Aus für Opel und Chevrolet in Russland. Foto: Igor Russak/RIA Novosti

Der GM-Rückzug bedeutet das Aus für Opel und Chevrolet in Russland. Foto: Igor Russak/RIA Novosti

General Motors zieht Konsequenzen aus massiven Absatzeinbußen auf dem russischen Automarkt. Das bedeutet das Aus für die Marken Opel und Chevrolet in Russland. Experten gehen davon aus, dass andere Hersteller nachziehen werden. Im Premiumsegment hingegen verzeichnen Mercedes-Benz und BMW steigende Verkaufszahlen.

General Motors verlässt Russland. Der Konzern gab die Schließung fast aller Produktionsstätten in Russland bekannt. Zusätzlich verkündete er das Aus für die Marken Opel und Chevrolet in Russland, deren Verkaufszahlen bereits seit 2013 schwächeln.

Nach Angaben der Association of European Businesses (AEB) in Moskau verzeichnete Opel 2014 einen Rückgang von 20 Prozent, Chevrolet 29 Prozent. Im Februar dieses Jahres brach der Verkauf der beiden Automarken vollständig zusammen, wie die Statistiken des Wirtschaftsverbands zeigen: Die Opel-Verkäufe gingen um 86 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück, bei Chevrolet wurden mindestens 70 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft. Der Konzern kündigte nun die Schließung des Sankt Petersburger Opel-Werkes zur Jahresmitte an. Die Auftragsfertigung von Chevrolet wird ebenfalls weitgehend eingestellt. „Künftig wird sich GM mit der Marke Cadillac und amerikanischen Ikonen von Chevrolet wie Corvette, Camaro und Tahoe auf das Premiumsegment des russischen Marktes konzentrieren", heißt es in einer Pressemeldung von Opel.

Sergej Lipnikow von PwC geht davon aus, dass GM die Produktion in Russland in eineinhalb bis zwei Jahren durchaus wieder aufnehmen könnte. Dann sei wieder mit einem Marktwachstum zu rechnen. Schon einmal hatte der Konzern Produktionsstätten in Russland geschlossen und kehrte 2008 wieder zurück. Nun könnten koreanische und japanische Hersteller in die Lücke drängen, die GM hinterlässt.

Die Verkäufe ausländischer Marken sind in Russland seit Beginn des Jahres allerdings insgesamt um 30 bis 40 Prozent gesunken. Marktbeobachter rechnen daher damit, dass noch mehr Unternehmen den Rückzug vom russischen Markt antreten werden. Auch der Import von Pkw aus dem Ausland (ohne GUS-Staaten) ist nach Angaben des Föderalen Zolldiensts um 42 Prozent zurückgegangen. Kia und Hyundai haben 60 Prozent weniger Fahrzeuge nach Russland importiert, dafür allerdings die lokale Produktion gesteigert.

Der südkoreanische Konzern Ssangyong, der bei Sollers in Russland produzieren lässt, kündigte hingegen einen vorübergehenden Produktionsstopp an. Produktion und Import würden erst wieder aufgenommen, wenn die Lager ausverkauft seien und der Rubel wieder stabiler, erklärte Soja Kaika, Vize-Generaldirektorin von Sollers und Vertreterin von Ssang Yong in Russland. Die vorübergehend freigewordenen Kapazitäten würden für die Produktion von Automobilen der Marke Mazda eingesetzt, berichtete Kaika weiter.

 

Premiumklasse gewinnt Marktanteile trotz Krise

Hauptgrund für den massiven Einbruch am russischen Automarkt vor allem seit Jahresbeginn sind wohl empfindliche Preiserhöhungen von 30 bis 50 Prozent als Folge der Wechselkursschwankungen. Rückläufig waren insbesondere Verkäufe von importierten Fahrzeugen sowie von Pkw aus

dem mittleren Preissegment. „Die Preise für Mittelklassewagen sind um bis zu 40 Prozent gestiegen. Da hat der Verbraucher nicht mitgezogen", sagt Dmitrij Plechanow vom russischen Institut für komplexe Strategieforschung und fügt hinzu: „Die Verkäufe von Fahrzeugen aus dem untersten Preissegment sowie der Premiumklasse haben unter der Marktentwicklung nicht besonders gelitten." Das belegen auch die Zahlen von AEB: Die deutschen Autobauer Mercedes-Benz und BMW konnten steigende Verkaufszahlen verzeichnen. Bei Mercedes-Benz stieg der Absatz seit Anfang 2015 um 18 Prozent, bei BMW um drei.

Derzeit gibt es etwa 20 Automobilwerke in Russland. Zu den größten gehören das Avtovaz-Werk in der Wolga-Stadt Toljatti, wo unter anderem Modelle von Renault-Nissan produziert werden, das VW-Werk in Kaluga und das von Avtotor in Kaliningrad, wo BMWs zusammengebaut werden. Die Fabrik GAZ in Nischnij Nowgorod produziert den Mercedes Sprinter von Daimler.

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Nach Meinung von Experten ist eine Lokalisierung der Produktion nur dann sinnvoll, wenn nicht weniger als 100 000 bis 150 000 Autos jährlich hergestellt werden. „Die Produzenten glauben nicht, dass der russische Markt sich schon 2016 wieder erholen wird", sagt Dmitrij Plechanow. „Einige werden sich daher noch vom Markt zurückzuziehen, aber das werden vor allem US-amerikanische Gesellschaften sein wie GM. Für sie ist es am schwersten auf dem russischen Markt", erklärt Plechanow. Er schätzt, dass andere Hersteller auf die Krise reagieren werden, indem sie die Produktion vorerst herunterfahren oder sich mit anderen Herstellern zusammenschließen.

 

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