Aktienverkäufe und Panda-Bonds: Wie sich russische Unternehmen Kapital beschaffen

Der chinesische Kapitalmarkt profitiert von den Sanktionen gegen Russland. Foto: Alamy/Legion Media

Der chinesische Kapitalmarkt profitiert von den Sanktionen gegen Russland. Foto: Alamy/Legion Media

Russische Banken und Unternehmen haben infolge der Sanktionen des Westens Schwierigkeiten, sich auf westlichen Finanzmärkten Kapital zu beschaffen. Um dennoch investieren und wachsen zu können, setzen sie auf Aktienverkäufe und chinesische Onshore-Anleihen.

Seitdem eine Reihe westlicher Staaten im Zuge der Ukraine-Krise Sanktionen gegen Russland verhängt haben, kommen russische Marktteilnehmer nicht mehr an günstige europäische und US-amerikanische Kredite heran. „Seit dem vergangenen Jahr haben russische Unternehmen wesentlich weniger Anleihen getätigt und sich auf die Rückzahlung und Refinanzierung von bereits bestehenden Schulden konzentriert", berichtet Anton Soroko, Analyst der Investmentholding Finam. Das war vor allem im Dezember vergangenen Jahres der Fall. Danach haben russische Kreditnehmer kaum noch Anleihen in Europa und den USA aufgenommen. Andere Finanzierungsquellen mussten gefunden werden.

 

„Flüssig" durch Aktienverkauf

Vor allem schnell wachsende Unternehmen haben einen großen Bedarf an Finanzmitteln, etwa die großen russischen Einzelhändler. Die größte russische Handelskette Magnit hat daher im Februar für 162,35 Milliarden US-Dollar (etwa 149,6 Milliarden Euro) ein Prozent ihrer Aktien an ausländische Investoren verkauft. Innerhalb von nur einem Tag ging dieses Geschäft über die Bühne. „Dem Unternehmen ist es gelungen, sehr schnell Investoren zu finden", sagt Anton Fomin, Ökonom bei InstaForex. Magnit ist bisher mit etwa 10 000 Geschäften in Russland am Markt und plant 2015 bis zu 2 000 kleinere Geschäfte und 90 SB-Warenhäuser neu zu eröffnen. Das Unternehmen ist im unteren Preissegment angesiedelt und profitiert von der Wirtschaftskrise in Russland. Der Jahresüberschuss von Magnit stieg 2014 um 33 Prozent auf 784,9 Millionen US-Dollar (etwa 723 Millionen Euro).

Dem Beispiel von Magnit will auch Lenta, eine weitere russische Einzelhandelskette, folgen. Nach Angaben der russischen Wirtschaftszeitung „Wedomosti" will das Unternehmen durch Aktienverkäufe in bislang unbekannter Höhe Einnahmen von bis zu 250 Millionen US-Dollar (230 Millionen Euro) erzielen. Im Frühling 2014 hat das Unternehmen im Zuge des Börsengangs an der Londoner Börse 22 Prozent seiner Aktien für 952 Millionen US-Dollar (852 Millionen Euro) veräußert. Ebenso wie bei Magnit hängt der Bedarf an zusätzlichen Finanzmitteln mit einer geplanten Expansion zusammen. Lenta erwartet in diesem Jahr Ertragssteigerungen von 34 bis 38 Prozent.

 

Onshore-Anleihen geplant

Eine Alternative zum Aktienverkauf ist die Beschaffung von Finanzmitteln aus Asien. Chinesische Banken investieren bereits aktiv in Lateinamerika, unter anderem in Länder, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu internationalen Finanzmärkten haben, vor allem in Venezuela, Argentinien und Ecuador. Laut Angaben des Inter-American Dialogue haben chinesische

Banken 2014 Kredite in Höhe von 22,1 Milliarden US-Dollar (20,36 Milliarden Euro) in Lateinamerika vergeben. Zwischen 2005 und 2014 haben chinesische Banken in dieser Region insgesamt 119 Milliarden US-Dollar (109,6 Milliarden Euro) investiert. Russische Unternehmen müssen jedoch erst noch das Vertrauen chinesischer Banken gewinnen. „Die Kooperation mit asiatischen Partnern trägt bislang noch keinen globalen Charakter, um den europäischen Kapitalmarkt komplett zu ersetzen. Langfristig gesehen wird aber der Umfang von Finanzgeschäften mit Asien zweifellos zunehmen", meint Anton Soroko.

Die Gazprombank, eine der größten russischen Banken, hat eine eventuelle Emission von Onshore-Anleihen, sogenannten Panda-Bonds, angedeutet. Die USA und die Europäische Union haben im Juli 2014 Sanktionen gegen die Gazprombank verhängt, die den Zugang zu langfristigen Finanzierungen durch Kredite und Eurobonds auf den westlichen Finanzmärkten einschränken. Nun orientiert sich die Gazprombank nach Asien. Zu diesem Zweck wurde die Bank bereits in das Ranking der chinesischen Dagong-Agentur aufgenommen: Ein lokales Ranking ist Voraussetzung für den Einstieg in den chinesischen Markt. Auch die Unternehmen Gazprom und Gazpromneft wurden von der chinesischen Agentur ins Ranking aufgenommen.

 

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