Die russische Währung hat sich in den letzten Monaten wieder stabilisiert. Foto: DPA/Vostock Photo
Innerhalb von zwei Monaten, von Februar bis Anfang April dieses Jahres, ist der Wert des Rubels um 22,3 Prozent angestiegen, was ihn derzeit zu der profitabelsten Währung der Welt macht. Darauf weist Alexej Koslow, Hauptanalyst von UFS IC, in einem Gespräch mit RBTH hin. Der Rubelwert habe sich dabei schneller als der Ölpreis entwickelt, von dem der Rubel historisch gesehen stets abhängig gewesen sei. In den letzten zwei Monaten habe sich Erdöl der Marke Brent nur um 9,8 Prozent verteuert, von 53 US-Dollar auf 58,2 US-Dollar. Die Stärkung des Rubels sei deshalb auch auf das Interesse von Investoren am hohen Ertrag zurückzuführen.
Konstantin Korischenko, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Zentralbank und derzeit Leiter des Lehrstuhls für Aktienmärkte und Finanzsteuerung an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst (RANEPA) führt die derzeitige Stärkung des Rubels auf drei positive Faktoren zurück. Dazu zählen die Vergabe von Devisenkrediten in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar (etwa 28,2 Milliarden Euro) durch die russische Zentralbank, die Senkung des Schlüsselzinses von 17 auf 14 Prozent sowie eine verbesserte Situation in der Ostukraine. „All das sorgt für eine höhere spekulative Attraktivität der Investitionen in Rubel", erklärt der Experte.
„Die Lage in der Ukraine ist derzeit einigermaßen stabil, sodass es wohl keine Gründe für eine verschärfte Rhetorik seitens der EU und den USA gibt", sagt auch Anton Soroko von der Investitionsholding Finam. Er hält eine weitere Stärkung der russischen Währung für möglich, sofern der Ölpreis weiter steige und die Sanktionen gegen Russland aufgehoben würden. Positiv wirkten zudem Abkommen mit einzelnen EU-Mitgliedstaaten wie beispielsweise mit Griechenland, dessen Ministerpräsident Alexis Tsipras erst am Mittwoch mit dem russischen Präsidenten zusammenkam.
Alexej Koslow von UFS IC meint, die Stärkung des Rubels sei besonders der Zentralbank zu verdanken, die ihre Kredit- und Finanzpolitik so gestaltet habe, dass die Volatilität der Währung erheblich gesunken sei. Allerdings, so merkt er an, seien die Investitionen in die russische Wirtschaft, trotz der Stärkung des Rubels, bis jetzt nicht angestiegen.
Auch andere Experten sind sich noch nicht sicher, ob der schnelle Wertzuwachs auch einen langfristigen Charakter hat. „Die Aussage, dass der Rubel unabhängig vom Ölpreis sei, ist nicht korrekt. Man kann eher von einem anderen Ölpreisniveau in Rubel für 2015 reden", erklärt Korischenko. Generell sei die Situation mit den Ölpreisen weltweit noch sehr unklar: Das
Abkommen mit dem Iran gebe das Signal in eine Richtung und der Konflikt im Jemen in die andere.
Dabei sind die wichtigsten Probleme der russischen Wirtschaft immer noch nicht gelöst. „Den Banken mangelt es an Kapital, das wirtschaftliche Wachstum stagniert und der staatliche Sektor spielt in der Wirtschaft eine immer noch zu große Rolle", sagt Konstantin Korischenko. Das alles lasse eine positive Entwicklung der russischen Währung weniger optimistisch erscheinen. „Wenn der Ölpreis nicht steigt und das Kapital weiter aus Russland abfließt, sind die Rubel-Perspektiven für die nächste Zeit eher negativ. Im Großen und Ganzen ist die Situation jedoch viel besser als noch vor ein paar Monaten", resümiert Korishenko. Damit die positive Tendenz erhalten bleibe, müsse die russische Regierung Marktmechanismen stimulieren und dürfe sich nicht nur auf einen steigenden Ölpreis verlassen.
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