Russland steht vor Rückkehr zum Parallelimport

Russland erlaubt Parallelimport für einige Warenkategorien. In erster Linie geht es um Medikamente, vermuten russische Medien. Foto: Artjom Geodakjan/TASS

Russland erlaubt Parallelimport für einige Warenkategorien. In erster Linie geht es um Medikamente, vermuten russische Medien. Foto: Artjom Geodakjan/TASS

Die russische Regierung hat die Idee zur Wiedereinführung von Parallelimporten unterstützt. Man hoffe, dass diese Entscheidung zu einer Senkung der Preise führt. Die Maßnahme könnte jedoch den Normen der Eurasischen Wirtschaftsunion widersprechen.

Die russische Regierung stimmte in einer Sitzung Anfang des Monats der Einführung eines Parallelimports für einige Warenkategorien zu. In erster Linie gehe es dabei um Medikamente, wie die russische Zeitschrift Wedomosti meldet. Nach Aussage des russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedjew könnte die Legalisierung des Parallelimports zu einer Antikrisenmaßnahme werden und zu einer Preissenkung beitragen. Derzeit werden Waren von offiziellen Vertreibern nach Russland importiert. Diese dürfen auch die Preise für den russischen Markt festlegen, teilweise höher, als im Exportland. Der direkte Import ist derzeit ohne die Einbeziehung von offiziellen Mittelfirmen verboten.

„Die Legalisierung des Parallelimports wird eindeutig zu einer drastischen Senkung des Preisniveaus für Medikamente und andere Waren führen", glaubt Timur Nigmatullin, Analyst bei der Investmentgesellschaft Finam. Seinen Worten zufolge könne die Preisdifferenz, abhängig vom konkreten Marktsegment, zwischen 30 und 50 Prozent betragen.

 

Genehmigungsverfahren ist der nächste Schritt

Laut Wedomosti werde im Anschluss an die Regierungsentscheidung bis zum Ende des Monats eine Warenliste vorbereitet. In der Liste sollen jene Waren definiert werden, die zum Parallelimport freigegebenen worden sind. Es werden wohl in erster Linie Medikamente, Parfüms und Haushaltselektronik enthalten sein. Nach Schätzungen der Eurasischen Wirtschaftskommission werde der Parallelimport den Preis von importierten Original-Autoersatzteilen um 60 bis 80 Prozent, von Parfümerieprodukten um 20 bis 60 Prozent und von Automobilsitzen um maximal 50 Prozent senken.

Der Parallelimport wurde in Russland im Jahr 2002 verboten. Die Kontrolle über den Verkauf importierter Waren wurde den Eigentümern der Marken übertragen, der freie Import und Verkauf von Waren ohne deren Genehmigung galt seitdem als Straftat. Wie der Generaldirektor der Association of European Businesses Frank Schauff in einem Gespräch mit RBTH sagte, habe das Verbot ausländische Investoren auf den russischen Markt gelockt, um dort eigene Produktionen aufzubauen. So eröffnete zum Beispiel das Pharmaunternehmen Bayer im Jahr 2010 in Noginsk bei Moskau eine eigene Produktionsstätte. Und auch der US-amerikanische Konsumgüterkonzern Procter & Gamble lässt 50 der in Russland gehandelten Waren in drei Fabriken vor Ort produzieren. Procter & Gamble gibt an, aktuell über 300 Millionen Dollar, etwa 270 Millionen Euro, in die russische Wirtschaft zu investieren.

Der russische Handelsminister Denis Manturow sagte deshalb gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass eine Rückkehr zur Praxis der 1990er-Jahre die Investitionsattraktivität des russischen Markts drastisch senken werde. Seinen Worten nach widerspreche die Maßnahme zudem den Normen der Eurasischen Wirtschaftsunion, der wichtigsten Initiative zur wirtschaftlichen Integration auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR.

 

Wird es mehr Schmuggelware geben?

Auch Nigmatullin ist sich sicher, dass die Rückkehr zum Parallelimport einen Anstieg der Schmuggleraktivitäten im Import hervorrufen werde. Dieser werde allerdings durch den Rückgang der Gesamtmenge an

Schmuggelware ausgeglichen, wie der Analyst hinzufügt.

Der Handelsminister der Eurasischen Wirtschaftskommission Andrej Slepnew sagte gegenüber RBTH, dass die Eurasische Wirtschaftsunion nicht plane, den Parallelimport in Bereichen mit einem hohen Anteil ausländischer Investitionen zu erlauben. „Der Parallelimport kann nur für einzelne Warengruppen erlaubt werden." Es würden unterschiedliche Auswahlkriterien für solche Warengruppen diskutiert: Preispolitik der offiziellen Vertreiber, Anwesenheit von Investitionen in die Produktion derartiger Waren in den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion und Besonderheiten der konkreten Warenmärkte. Doch seinen Worten nach wird in jedem Fall das Einbringen größerer Änderungen in die Satzung der Wirtschaftsunion notwendig sein.

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