USA weiten Sanktionen gegen Russland aus

Die neuen Sanktionen erstrecken sich vor allem auf Tochterunternehmen von Gazprom, darunter Gasförderunternehmen, wie zum Beispiel Gazprom dobytscha Urengoj.

Die neuen Sanktionen erstrecken sich vor allem auf Tochterunternehmen von Gazprom, darunter Gasförderunternehmen, wie zum Beispiel Gazprom dobytscha Urengoj.

Georgiy Zimarev / RIA Novosti
Die USA haben die Sanktionsliste russischer natürlicher und juristischer Personen erweitert. Die Maßnahme trifft neben Gazprom-Tochterunternehmen auch ein Moskauer Freibad. Der russische Markt reagierte gelassen.

Die USA haben die Sanktionen gegen Russland erweitert. Konkret trifft das Tochterunternehmen des russischen Erdgas-Monopolisten Gazprom, einige Werften sowie Unternehmen wie zum Beispiel Mostotrest, das mit dem Bau einer Brücke über die Straße von Kertsch vom russischen Festland zur Halbinsel Krim beauftragt ist. Das Finanzministerium der USA veröffentlichte auf seiner Internetseite eine Liste mit insgesamt 17 natürlichen und 100 juristischen Personen, die von der Ausweitung der Sanktionen betroffen sind.

Unmittelbar nachdem die Liste der neu sanktionierten Unternehmen bekannt wurde, legte Mostotrest die Platzierung von Obligationen im Wert von zehn Milliarden Rubel (etwa 133 Millionen Euro) vorerst auf Eis. Gründe dafür nannte das Unternehmen nicht.

Wer ist von den Sanktionen betroffen?

Die neuen Sanktionen erstrecken sich vor allem auf Tochterunternehmen von Gazprom, darunter Gasförderunternehmen, wie zum Beispiel Gazprom dobytscha Urengoj. Auf die Liste wurden aber auch branchenfremde Aktiva Gazproms gesetzt, zum Beispiel die Medienholding Gazprom-Media. Bemerkenswert ist, dass zu dieser Holding auch der regierungskritische Radiosender Echo Moskwy gehört. Nun wurde US-amerikanischen Unternehmen verboten, diese Unternehmen länger als 60 Tage zu kreditieren.

Nach Angaben des russischen Handelsblatts „Kommersant“ stehen weder Trader- oder Vertriebsstrukturen Gazproms im Ausland noch Gazprom selbst auf der Liste. Zuvor war der russische Erdgas-Monopolist lediglich von den sektorialen Sanktionen betroffen, die es US-amerikanischen Unternehmen verbieten, Ausrüstung zur Förderung fossiler Brennstoffe im russischen Schelf zu liefern. Das Gazprom-Tochterunternehmen Gazpromneft dagegen fiel bereits unter die Finanz-Sanktionen: US-amerikanische Unternehmen durften dem Unternehmen keine langfristigen Kredite gewähren.

Wesentlich schärfer waren die Sanktionen gegen Unternehmen, die auf die sogenannte „SDN List“ gesetzt wurden. Deren US-amerikanischen Partnerfirmen wurde jegliche Geschäftstätigkeit mit diesen untersagt und deren Vermögenswerte auf US-Gebiet eingefroren.

Auf der neuen Liste werden auch Firmen sanktioniert, die am Bau der Kertsch-Brücke beteiligt sind, darunter Unterauftragnehmer wie das Unternehmen Mostotrest, das im März 2016 den Zuschlag für einen 96,9 Milliarden Rubel (etwa 1,29 Milliarden Euro) schweren Auftrag erhielt, und sogar das Projektbüro Giprostrojmost aus Sankt Petersburg.

US-amerikanischen Unternehmen wurden zudem die Geschäfte mit einigen Werften untersagt: dem im nordrussischen Archangelsk angesiedelten Schiffsreparaturwerk Swjosdotschka sowie den Werken Morje und Saliw auf der Krim.

Der Markt reagiert gelassen

„Vorgesehen ist nach angelsächsischem Verständnis eine schrittweise Erhöhung des Sanktionsdrucks. In diesem Zusammenhang erscheinen die neu eingeführten Sanktionen vollkommen konsequent“, kommentiert Sergej Chestanow, Berater für Makroökonomie bei Otkrytije Broker. Dies füge sich sehr gut in die Logik des US-amerikanischen politischen Prozesses ein. Doch Auswirkungen, so meint der Ökonom, hätten die neuen Sanktionen keine.

So sieht das auch Gazprom-Vorstand Alexej Miller. Die neuen Sanktionen würden sich nicht auf den Konzern auswirken, sagte er laut der Nachrichtenagentur Tass auf dem East Economic Forum in Wladiwostok, Gazprom könne seine Arbeit uneingeschränkt fortsetzen. Der Erdgas-Monopolist kauft ohnehin lediglich fünf Prozent seiner Ausrüstung im Ausland, wie Miller schon früher erklärt hatte.

Auch die Börse reagierte entspannt. „Der wichtigste russische Börsenindikator, der RTS-Index, entwickelt sich ungeachtet der Einführung der neuen Sanktionen durch die USA positiv“, berichtet Andrej Ljuschin, Vize-Vorstandsvorsitzender der Loko-Bank. Seinen Worten nach setzten die Investoren auf eine schnelle Aussöhnung zwischen Russland und dem Westen, nachdem Wladimir Putin in einem Interview mit der Agentur Bloomberg den baldigen Abschluss eines Abkommens mit den USA zu Syrien angekündigt hatte.

Interessant ist, dass in die Sanktionsliste auch das Moskauer Tschajka-Freibad aufgenommen wurde. 1980 war es Wettkampfstätte bei den Olympischen Spielen. Nach Angaben des Finanzministeriums der USA gehört es zu den Strukturen, die von der staatlichen Bank WTB kontrolliert werden. „Ich weiß nicht, wie die Sanktionen sich auf den Betrieb des Schwimmbads auswirken sollen. Wahrscheinlich wird uns untersagt werden, die Eintrittskarten in Euro zu verkaufen“, spottete WTB-Chef Andrej Kostin auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok.

Sanktionen: Ist ein Ende in Sicht?

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