Schweizer Aufzugsproduzent plant Expansion auf dem russischen Markt.
PressebildFoto: PressebildAndrei Bykow ist seit Anfang 2015 Geschäftsführer von Schindler in Russland. Er wechselte vom Autokonzern Renault, wo er die Projektleitung für den Bau des russisch-französischen Werkes Avtoframos bei Moskau verantwortete.
RBTH: Was unterscheidet den russischen von den europäischen Märkten?
Andrei Bykow: Der russische Markt wird zu 80 Prozent von heimischen Händlern bedient. In anderen europäischen Ländern liegen die Marktanteile von Schindler zwischen 15 und 40 Prozent, in China bei 30 Prozent. In Russland kommen wir nur auf 0,5 Prozent. Das hat einen Grund: Wir sind relativ neu im russischen Fahrstuhlgeschäft. Ähnlich geht es übrigens unserem Konkurrenten ThyssenKrupp. Wir gehen dennoch davon aus, dass sich der russische Markt lohnt und wir hier in den kommenden Jahren unseren Marktanteil auf zehn Prozent ausbauen können.
Seitdem der Rubel Ende 2014 zu schwächeln begann, können viele Importeure nicht mehr mit den Preisen russischer Hersteller konkurrieren. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?
Auf dem russischen Markt existiert eine objektive Notwendigkeit der eigenen Produktion. Wir beschäftigen uns damit aktiv. Der Vorteil einer Lokalisierung besteht darin, dass unsere Produktionspreise denen der nationalen Produzenten entsprechen würden. Darüber hinaus befinden sich in China fünf große Schindler-Werke, die mehr als 50 Märkte weltweit bedienen, unter anderem den riesigen Markt Indien. Der russische Markt ist eine zusätzliche Möglichkeit für die chinesischen Kollegen, und wenn es uns gelingt, den Import aus China zu regeln, dann können wir mit russischen Herstellern preislich konkurrieren.
Ist der Preis der einzige Vorteil russischer Hersteller?
Nationale Unternehmen wie die Scherbinski Aufzugswerke oder Mogilevliftmash bauen gute und zuverlässige Aufzüge. Ihr Vorteil ist, dass ihre Produktion an die russischen Gegebenheiten angepasst ist. In Russland gibt es neben dem Personenaufzug meist noch einen breiteren Lastenaufzug, den es so nur in Russland gibt. Das ist für die nationalen Produzenten gewissermaßen ein natürlicher Schutz gegen den Import. Wir arbeiten nun ebenfalls an der Entwicklung eines entsprechenden Aufzuges und haben bereits ein Pilotprojekt gestartet. Hergestellt wird unser Lastenaufzug im schweizerischen Locarno. In Russland haben wir ihn schon vorgestellt.Warum glauben Sie, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um auf dem russischen Markt zu wachsen?
Es gibt ein zunehmendes Bedürfnis nach neuen, günstigen, aber qualitativ hochwertigen Technologien. Zudem werden in Russland mittlerweile viele hohe Gebäude gebaut, mit 35 bis 40 Stockwerken. Dort müssen passende, schnelle, hochmoderne Aufzüge eingebaut werden und das ist die Chance für die Unternehmen, die solche Aufzüge bereits im Programm haben. Russische Unternehmen bieten sie bislang noch nicht an. Der Trend zum Hochbau ist im ganzen Land zu beobachten, nicht nur in Moskau und Sankt Petersburg. Wir erhalten auch Aufträge aus den Regionen.
Zu Ihren russischen Großkunden gehören etwa das Finanzviertel Moskau City und die Moskauer Metro. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?
In Moskau City betreuen wir mehrere Projekte, das größte ist der Federation Tower. Es ist ein sehr schwieriges Objekt, an dem schon einige Jahre gebaut wird. Es ist das zurzeit höchste Gebäude Europas. 60 Stockwerke sind bereits fertiggestellt und werden als Büros genutzt. Wir haben die Ausschreibung für die Montage der Aufzüge gewonnen.
Die Moskauer Metro wird sehr dynamisch gebaut. Wir bestücken sechs neue Stationen mit speziellen Rolltreppen. Sie sind bereits produziert worden und wurden teilweise schon montiert. Auch in den Untergrundbahnen von London und Paris, den beiden ältesten in Europa, finden Sie über 1 000 unserer Rolltreppen. Wir bieten Russland nicht nur die geeigneten Produkte, sondern auch Erfahrung in der U-Bahn-Projektierung.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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