Insbesondere die Besucherzahlen gingen in diesem Jahr deutlich zurück.
Yegor Aleyev / TASSAuf dem diesjährigen Internationalen Investitionsforum Sotschi am 1. Oktober wurden insgesamt 215 Vereinbarungen mit einem Gesamtwert von 704 Milliarden Rubel, rund 9,5 Milliarden Euro, geschlossen. Dies gab der russische Vize-Ministerpräsident und Kurator des Forums, Dmitrij Kosak, bekannt. Mehr als 4 000 Experten aus 43 Ländern hätten das Fachforum besucht, sagte er der Nachrichtenagentur „Tass“. Dennoch habe das Investitionsforum an Popularität verloren, sagen Beobachter. Insbesondere die Besucherzahlen seien im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen.
Zwar habe Kosak ein positives Fazit der Veranstaltung gezogen, der Vorjahresvergleich stelle das Forum jedoch in einem anderen Licht dar, sagt zum Beispiel Alexej Kalatschew, Analyst bei der Investmentgesellschaft Finam. 9 700 Experten, darunter 265 internationale Spezialisten aus 47 Ländern, nahmen 2015 am Investitionsforum teil – doppelt so viele wie in diesem Jahr.Damals bestimmten Auslandsinvestitionen die Agenda. In diesem Jahr gab es zu diesem Thema lediglich eine Podiumsdiskussion: „Russland und Deutschland. Neue Formen der Kooperation in Zeiten der Krise“. „Die Teilnehmer haben sich wegen eines weiteren Rückgangs ausländischer Direktinvestitionen in die russische Wirtschaft auf innere Themen konzentriert“, sagt Kalatschew.
Dennoch seien auch einige US-Firmen, unter ihnen ExxonMobil, der weltgrößte Energiekonzern, auf dem Forum vertreten gewesen. Dies bestätigte Dan Russel, Chef des US-Russia Business Council, gegenüber RBTH.
„Große internationale Vereinbarungen sind rar“, sagt Georgij Waschtschenko vom Vermögensverwalter Freedom Finance. „Die Wirtschaft entwickelt sich alles andere als positiv. Das steht den dringend benötigten Investitionen im Wege. Ein Drittel der russischen Regionen verzeichnen auf das Jahr gesehen einen Rückgang im produzierenden Gewerbe – manche um mehr als zehn Prozent“, erklärt der Fondsmanager. Gestiegen sind reale Einkommen und die Produktion nur auf der Krim. Doch ausgerechnet in dieser Wachstumsregion sind Investitionen aufgrund von Sanktionen am schwierigsten.
„In der russischen Provinz beträgt das Haushaltsdefizit bis zu 15 Prozent – klar, dass Investoren sich woanders umschauen“, sagt Waschtschenko. Eines der wenigen präsentierten Großprojekte war das russlandweit größte Getreideterminal, das in der südrussischen Oblast Rostow gebaut werden soll.
Seinen Hauptzweck habe das Forum in der Olympiastadt jedoch erfüllt, sagen Experten. „Neue Geschäftsmodelle für die regionale Entwicklung wurden diskutiert, Erfahrungen wurden ausgetauscht“, sagt Mark Goichmann, Analyst bei TeleTrade. Das jüngst gegründete russische Projektzentrum, das Reformprojekte in der Wirtschafts- und Sozialpolitik koordinieren soll, tagte im Rahmen des Forums zum ersten Mal.
„Die Regierung und die Wirtschaft verstehen, dass man die Regierungsarbeit auf Projektmanagement umstellen und Staatsausgaben an Ergebnissen messen muss, um die angestrebten Ziele wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung zu erreichen“, sagt Sergej Kalendschjan, Experte für Unternehmensführung an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung.Und dennoch: Konkrete, greifbare Ergebnisse seien von dem Forum nicht zu erwarten, sagt Sergej Chestanow, der Chef-Volkswirt eines Vermögensverwalters. Das Wichtigste sei, dass Sotschi als Plattform für die Präsentation von Investitionsprojekten erhalten bleibe, betont er.
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