Was bedeutet Trumps Sieg für die russische Wirtschaft?

Der kommende US-Präsident Donald Trump signierte im Februar 2016 in Walterboro, South Carolina, Ein-Dollar-Banknoten für seine Anhänger.

Der kommende US-Präsident Donald Trump signierte im Februar 2016 in Walterboro, South Carolina, Ein-Dollar-Banknoten für seine Anhänger.

Reuters
Die Börsen in den USA und der ganzen Welt gaben nach der Meldung über den Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen nach. In Russland jedoch sieht die Situation vollkommen anders aus: Die Aktien russischer Unternehmen legten zu. Experten erwarten vom zukünftigen US-Präsidenten ein Ende der Sanktionen und die Normalisierung der Beziehungen zu Russland.

Zu Beginn des Handels an der Moskauer Börse gaben am Mittwoch sowohl der MICEX, einer der wichtigsten russischen Indexe, um 1,44 Prozent auf 1 939,66 Punkte, und der RTS-Index, der international als Richtgröße für den russischen Wertpapierhandel gilt, um 1,5 Prozent auf 958,33 Punkte nach.

Aber bereits zum Mittag hin änderte sich das Bild. Der MICEX machte die morgendlichen Verluste wieder wett und stieg anschließend auf 2 000 Punkte. Das steht im krassen Widerspruch zur Reaktion der Weltmärkte, die nach der Meldung über den Sieg Donald Trumps allesamt nachgaben. Experten glauben, dass die bevorstehenden Veränderungen in der Außenpolitik der USA ausländische Investoren verunsichern. Für Russland bedeutet das Ergebnis der US-Wahlen hingegen eine mögliche Lockerung der Sanktionen.

Russland könnte profitieren, die Weltwirtschaft leiden

Das Verhalten russischer Investoren wurde vor allem durch den Zeitunterschied beeinflusst. „Die russischen Börsenplätze haben den Handel erst nach der Verkündung des Wahlergebnisses vor dem Hintergrund der Korrekturkäufe für Erdöl, Gold, den US-Dollar und Futures auf US-Indexe eröffnet“, sagt Alexander Jegorow, Senioranalyst der Unternehmensgruppe TeleTrade. Deshalb sei die Reaktion der russischen Indexe und des Rubels eher zurückhaltend geblieben.

Die erste Reaktion der internationalen Märkte erwies sich aufgrund einiger Aspekte der Wahlversprechen Trumps im Wesentlichen als negativ. „Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA sorgt für Unsicherheit auf den Finanzmärkten, und zwar für einen längeren Zeitraum“, sagt der Regionaldirektor von eToro in Russland und der GUS, Pawel Salas. Das unvorhersehbare Verhalten des Milliardärs werde Investoren veranlassen, sich aus risikoreichen Investitionen in einen „ruhigen Hafen“ zurückzuziehen und stabilere Verhältnisse abzuwarten.

Aus dem im Wahlkampf angedeuteten Wirtschaftsprogramm Trumps und einigen seiner Ankündigungen lasse sich schließen, dass er für eine Einschränkung des Handels mit China eintreten werde, glaubt Timur Nigmatullin, Finanzanalyst der Investmentgesellschaft Finam. Zudem stünden die TTIP-Verhandlungen mit der Europäischen Union vor dem endgültigen Aus. Diese Entwicklungen könnten bereits in naher Zukunft zu einer gewissen Abkühlung der Weltwirtschaft führen.

„Berücksichtigt man, dass im letzten Jahrzehnt die Weltwirtschaft vor allem durch ein Absenken der Handelsbarrieren und eine Zunahme des Wettbewerbs gewachsen ist, würden solche Schritte der US-Administration zweifellos einen Rückschritt darstellen“, stimmt Dmitrij Danilin, Experte in der Abteilung Marktanalyse bei Otkrytije Broker, zu.

Die langfristigen Aussichten sind gut

Glaubt man den Analysten, so wird die Wahl Trumps für Russland, im Unterschied zu China oder der Europäischen Union, eher positive Veränderungen mit sich bringen. Auf die russische Wirtschaft könne sich eine Lockerung oder gar Aufhebung der wegen der Ukraine-Krise eingeführten Sanktionen positiv auswirken, sagt Igor Kljuschnjew, Leiter des Bereichs Handelstransaktionen der Investmentgesellschaft Freedom Finance. Der loyaler gegenüber Russland eingestellte Trump werde diese wahrscheinlich nicht verlängern oder möglicherweise sogar für deren baldige Aufhebung sorgen.

„Die Rücknahme oder schrittweise Aufhebung der Sanktionen ist eine der möglichen Entwicklungsvarianten, aber um über die Details dieses Szenarios zu sprechen, ist es noch zu früh“, glaubt Jegorow. „Die aufgestellten Forderungen zur Aufhebung der Sanktionen werden in der nächsten Zeit wohl kaum erfüllt werden.“ Nigmatullin hingegen betont, dass sich Trump im Wahlkampf mehrfach über die Notwendigkeit, den Dialog mit der politischen Führung Russlands wieder aufzunehmen, geäußert habe.

In jedem Fall, so Jegorow, würden sich die kategorischen Ankündigungen des Kandidaten Trump von den konkreten Schritten des Präsidenten Trump unterscheiden. „Aber eines ist klar: Das Jahr 2017 wird infolge des Brexits und der Veränderungen in der US-Politik ein Wendepunkt für die Weltwirtschaft werden“, bemerkt er.

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