Mercedes plant neues Autowerk in Russland

Insgesamt sollen rund 300 Millionen Euro investiert werden.

Insgesamt sollen rund 300 Millionen Euro investiert werden.

Reuters
Der deutsche Autobauer Mercedes plant, ab dem kommenden Jahr auch in Russland fertigen zu lassen. Bis zu 30 000 Fahrzeuge aus dem Premiumsegment könnten so bald nahe Moskau vom Band laufen. Während der russische Automarkt derzeit wenig attraktiv ist, setzen immer mehr Autobauer auf den Export von in Russland produzierten Fahrzeugen.

Der Daimler-Konzern plant, einen Sonderinvestitionsvertrag für den Bau eines Mercedes-Montagewerks in der Region Moskau abzuschließen. Die Baukosten würden auf mindestens 300 Millionen Euro veranschlagt, teilte der russische Handels- und Industrieminister Denis Manturow vergangene Woche Montag auf einer Pressekonferenz mit. Bis Ende des Jahres soll der Vertrag über das Investitionsprojekt unterzeichnet werden.

„Es geht dabei um das Premiumsegment außerhalb der S-Klasse – also um Premium-Offroader“, so der Minister. Jährlich sollen 25 000 bis 30 000 Fahrzeuge im neuen Werk vom Band rollen.

Ein Konzernsprecher bestätigte die Information auf RBTH-Anfrage: „Mercedes-Benz prüft die Möglichkeiten, eine Pkw-Montage in Russland aufzubauen, und führt zu diesem Zweck derzeit Konsultationsgespräche und Verhandlungen mit offiziellen Entscheidungsträgern in Russland durch“, heißt es.

Subventionen winken

Die russische Regierung hat im Herbst dieses Jahres eine beispiellose Fördermaßnahme für den Fahrzeugbau in Russland beschlossen: ein Subventionspaket im Umfang von 3,3 Milliarden Rubel – umgerechnet 47 Millionen Euro. Bezuschusst werden auch ausländische Marken, die in Russland hergestellt werden.

„Geht alles nach Plan, kann Mercedes ebenfalls mit Subventionen rechnen, die auch andere, in Russland produzierende Autobauer nutzen“, sagt der Branchenanalyst Asan Timerchanow vom Informationsportal Avtostat. Von Steuererleichterungen zu reden, wäre jedoch verfrüht, weil das Werk noch nicht gebaut worden sei, betont der Experte.

Die Exporte ausländischer Marken, die in Russland hergestellt werden, seien in diesem Jahr gestiegen, so der Branchenkenner weiter. „Die Exportförderung steht derzeit im Mittelpunkt“, betont Timerchanow.

So bereite Nissan den Export seiner in Russland gebauten Billigmarke Datsun in den Nahen Osten vor; Hyundai will Autos aus seiner Sankt Petersburger Fertigung nach Georgien und Tunesien liefern; das Moskauer Renault-Werk wird die Modelle Logan und Sandero Stepway auch in Vietnam verkaufen.

Der russische Automarkt ist für die ausländischen Hersteller wegen des Absatzeinbruchs seit Anfang 2015 wenig attraktiv. Die jährliche Produktionskapazität in Russland betrage derzeit drei Millionen Fahrzeuge. Nachgefragt werde jedoch nur die Hälfte – rund 1,5 Millionen Fahrzeuge jährlich, erklärt Wladimir Bespalow, Analyst bei VTB Capital. „Die Montagewerke sind zu 40 Prozent ausgelastet“, so der Experte.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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