Vor Erdoğans Moskau-Besuch: Türkische Unternehmer in den Startlöchern

An employee of a flag-making factory folds a Russian flag as a Turkish flag adorns the display at left, in Istanbul, Tuesday, Aug. 9, 2016. The Factory production of flags has increased tenfold according to employees, as the public clamber to flay the national emblem which has become a symbol of support for the government during daily demonstrations to celebrate the suppression of a military coup. Turkey's President Recep Tayyip Erdogan arrives in Russia Tuesday for his first overseas trip since the coup attempt

An employee of a flag-making factory folds a Russian flag as a Turkish flag adorns the display at left, in Istanbul, Tuesday, Aug. 9, 2016. The Factory production of flags has increased tenfold according to employees, as the public clamber to flay the national emblem which has become a symbol of support for the government during daily demonstrations to celebrate the suppression of a military coup. Turkey's President Recep Tayyip Erdogan arrives in Russia Tuesday for his first overseas trip since the coup attempt

AP
Da Moskau und Ankara nach ihrer bilateralen Krise an den Beziehungen schrauben, rechnen türkische Unternehmer mit einer baldigen Rückkehr auf den russischen Markt. Doch der Weg dorthin wird nicht leicht.

Ein Mitarbeiter einer Fahnenfabrik in Istanbul verpackt russische und türkische Flaggen. / APEin Mitarbeiter einer Fahnenfabrik in Istanbul verpackt russische und türkische Flaggen. / AP

In den bevorstehenden Moskau-Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Donnerstag und Freitag setzen türkische Unternehmer große Hoffnungen. Sie rechnen damit, dass das Treffen des türkischen Staatschefs mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin den russischen Markt erneut für Unternehmen aus der Türkei öffnet.

Wie aus Kreisen der türkischen Bau- und Gemüseimport-Branche zu vernehmen ist, waren die Folgen des Abschusses der Su-24 durch die türkische Luftwaffe im November 2015 ein enormer Rückschlag für die türkische Geschäftswelt in Russland. Der Kreml untersagte am 1. Dezember 2015 Charterflüge zwischen Russland und der Türkei. Außerdem wurde ein Verbot von Pauschalreisen aus Russland in die Türkei eingeführt und ein Lebensmittel-Embargo verhängt.

Während das Verbot von Pauschalreisen in die Türkei im Sommer 2016 aufgehoben wurde, bilden das Lebensmittel-Embargo und die Beschränkungen für türkische Unternehmen in Russland auch weiterhin die größten Hürden für die Unternehmer.

Steigende Nachfrage nach Saisonwaren

Türkisches Obst und Gemüse sind in einem Sankt Petersburger Supermarkt im Sonderangebot. / EPATürkisches Obst und Gemüse sind in einem Sankt Petersburger Supermarkt im Sonderangebot. / EPA

Der weltweiten Handelswebseite Allbiz zufolge hat sich die Präsenz türkischer Unternehmen auf der Onlineplattform seit Einführung der Sanktionen zwar nicht verringert, doch ist ihre Aktivität zurückgegangen. „Die Zahl der Aufträge von russischen Unternehmen hat sich halbiert. Gesunken ist auch die Zahl der Anfragen für Werbung und Promotion türkischer Unternehmen und Waren im russischsprachigen Internet“, erklärte Allbiz.

Gleichzeitig sei vor dem Hintergrund der genesenden Beziehungen zwischen Moskau und Ankara ein positiver Trend im Bereich Saisonwaren zu beobachten. „Das sind vor allem Waren der Sommersaison: Stoffe, Eiscreme, Verkaufsautomaten für Mineralwasser“, berichtet die Handelswebseite. Das Interesse vonseiten russischer Unternehmen gehe also nicht zurück und das Angebot der türkischen Firmen wachse, heißt es von der Handelsplattform.

Vor allem die Beschränkungen haben aber zum massenhaften Rückzug türkischer Unternehmen in ihre Heimat geführt, so wird in der türkischen Bau- und Gemüseimport-Branche erinnert. Wer seine Geschäftstätigkeit in Russland habe einstellen oder an russische Partner übertragen müssen, der werde nur dann nach Russland zurückkehren, wenn der Staat feste Garantien bieten und seine Unterstützung erklären werde. 

Neue Unternehmen am Horizont

Eine Niederlassung von Turkish Airlines in Moskau.  / Evgeny Biyatov/RIA NovostiEine Niederlassung von Turkish Airlines in Moskau. / Evgeny Biyatov/RIA Novosti

Viele Unternehmer zeigten sich im Gespräch mit RBTH überzeugt, dass nach der Aufhebung der Beschränkungen neue Unternehmen nach Russland kommen werden – auch solche, die bisher noch nicht auf dem russischen Markt aktiv gewesen sind.

Das sieht auch die Aegean Young Businessman Association, eine Wirtschaftsvereinigung in der Türkei, so. Wie der Chef der Organisation Aydın Buğra İlter in einem Gespräch mit RBTH erklärte, könne ungeachtet der aktuellen Sanktionen und der jüngsten politischen Krise von einer Normalisierung der russisch-türkischen Beziehungen gesprochen werden. Gerade deshalb sei jetzt der beste Zeitpunkt, Maßnahmen zur Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Länder zu ergreifen.

Die Moskauer IHK sieht schon jetzt eine wachsende Aktivität türkischer Unternehmen in der russischen Hauptstadt. Dabei habe sowohl das Engagement der auf dem Moskauer Markt verbliebenen türkischen Unternehmen zugenommen als auch das jener, die in den Markt einsteigen wollen, sagte IHK-Vizepräsident Suren Wardanjan in einem Gespräch mit RBTH.

„Allein in diesem Jahr sind in der Moskauer IHK Angebote aus der türkischen Botschaft in der Russischen Föderation und von unseren Partnerorganisationen in Izmir, Bursa und Istanbul eingegangen“, erklärte Wardanjan. Dabei sei es nicht nur um den Austausch der Handelsvertretungen gegangen, sondern auch um Investitionen.

Doch für die türkischen Unternehmen, die nach Russland zurückkehren wollen, hat sich einiges verändert. Inzwischen, so erzählen Unternehmer aus der Bau- und Gemüseimport-Branche, seien die Nischen, in denen die Firmen früher tätig waren, durch russische Wettbewerber besetzt worden. „Die Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkte türkischer Unternehmen bleibt bestehen, sie müssen sich nun aber ihren Weg durch einen zunehmenden Wettbewerb zum Moskauer Markt bahnen“, stimmt Wardanjan zu. Außerdem, so bemerkt der IHK-Vizechef, müssten sich die türkischen Unternehmen auf die Folgen der Wirtschaftskrise einstellen – die Kaufkraft der Bevölkerung sei gesunken.

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