Letzte Woche hat Russland die Einfuhr auf belarussische Milchprodukte gestoppt. / Vadim Rymakov/TASS
Am vergangenen Freitag hat die russische Lebensmittelaufsicht Rosselchosnadsor entschieden, den Import von Butter, Milchpulver und Käse aus Belarus einzuschränken. Dies gab die Behörde auf ihrer Website bekannt. Begründet wurde der Schritt mit dem Hinweis auf Verunreinigungen: Milchprodukte einiger belarussischer Hersteller würden Spuren von Arzneimitteln enthalten.
Als Reaktion darauf strengte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ein Strafverfahren gegen den russischen Behördenleiter an. Die Vorwürfe der Russen hingen allein damit zusammen, dass Hersteller aus Russland mit den Konkurrenten aus Belarus bei der Qualität der Waren nicht mithalten könnten, ließ Lukaschenko verlauten.
Anfang April vereinbarten Moskau und Minsk schließlich stärkere Lebensmittelkontrollen. Lukaschenko rief die russische Regierung zudem dazu auf, die „unbegründeten Vorwürfe“ fallenzulassen.
Nun hat Russland die Einfuhr auf belarussische Milchprodukte gestoppt. Dies stehe jedoch nicht in Zusammenhang mit dem Reexport europäischer Lebensmittel, glauben Experten.
So führt Anatoli Tichonow, Experte für internationale Agrarmärkte an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Verwaltung, das Verbot ausschließlich auf die Verletzung von Qualitätsnormen zurück: „Noch vor zehn Jahren haben wir belarussische Produkte in der Gewissheit gekauft, dass sie nach den strengen Standards hergestellt wurden, die noch zu Sowjetzeiten eingeführt worden waren. Heute sind die Qualität und der Geschmack belarussischer Lebensmittel längst nicht mehr wie früher“, sagt er.
Auf die Preise und die Versorgungslage werde sich die Entscheidung der russischen Aufsichtsbehörde jedenfalls nicht weiter auswirken, ist der Verbandsvorsitzende sicher. Es seien schließlich nicht alle sondern nur einige Hersteller vom Verbot betroffen. Insofern könne Belarus selbst die Lieferausfälle auffangen.
Tichonow schlägt zudem vor, weiteren Einfuhrstopps durch Vereinbarungen auf Ebene der Eurasischen Wirtschaftsunion vorzubeugen. Als Mitglieder der EAWU könnten Russland und Belarus Lieferquoten vereinbaren. „Das Land ist unser wichtigster Exporteur für Milchprodukte, doch müssen wir uns auf die Qualität der Waren verlassen können“, sagt er. Derzeit sei es unmöglich, die Herkunft und die Unbedenklichkeit belarussischer Lebensmittel zu garantieren.
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