Ernst & Young: Russland ist drittgrößter Markt für Fintec-Dienstleistungen

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Laut einer Studie von Ernst & Young ist Russland drittgrößter Markt für Fintec-Dienstleistungen. Konventionelle Banken erhalten starke Konkurrenz und müssen sich umstellen.

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Nach einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young ist Russland der drittgrößte Markt für moderne Finanz-Dienstleistungen, berichtete das russische Wirtschaftsblatt RBC am Mittwoch. Demnach betrug die Marktdurchdringung der sogenannten Fintech-Produkte in russischen Metropolen mit mindestens einer Million Einwohnern 43 Prozent.

Nur in China und Indien ist dieser Service mit 62 beziehungsweise 52 Prozent noch weiter verbreitet. Zur Top-Fünf gehören außerdem Großbritannien und Brasilien mit 42 und 40 Prozent. In den USA und Hongkong liegt die Marktdurchdringung der Fintech-Produkte bei 33 und 32 Prozent. In Singapur sind es 23, in Kanada 18 und in Japan 14 Prozent.

Auf den ersten Blick mag die eher durchschnittliche Position der USA für Verwunderung sorgen. Finanzexperten erklären dies mit der recht konservativen Einstellung der dortigen Verbraucher und Geldhäuser. „Sie neigen weniger dazu, etwas Bewährtes gegen etwas Besseres einzutauschen. Dort sind übrigens immer noch Checkbücher im Umlauf, die sich in Russland zum Beispiel nie durchgesetzt haben“, erklärt Alexander Startschenko von der Investmentfirma First Imagine! Ventures.

Fintech-Produkte sind vor allem dort auf dem Vormarsch, wo traditionelle Bankmodelle entweder noch nicht verwurzelt sind oder sich als unbequem für die Kunden erwiesen haben. „In Indien etwa wächst der Markt für Minizahlungen mit einem einfachen Mobiltelefon, nicht etwa mit Smartphone-Apps, in atemberaubendem Tempo“, analysiert Startschenko.

„China und Indien haben als erste angefangen, Finanzdienstleistungen für das Internet zu entwickeln“, hat Petr Puschkarew vom Vermögensverwalter TeleTrade beobachtet. In Russland gebe es mit Webmoney eine ganze Börse für Finanzierungen für Privatpersonen außerhalb der traditionellen Banken.  

Banken müssen sich umstellen

Der Anteil von Fintech-Dienstleistungen könne in Russland bald weiter steigen, schreibt die Wirtschaftszeitung RBC. Bei den russischen Kunden gefragt sind derzeit Geldüberweisungen außerhalb der Bank, Zahlungen mit Mobiltelefonen und Online-Banking.

Der Trend hin zu Online-Produkten könne zu einer Gefahr für viele russische Banken werden, prognostizieren Experten. „Die Fintech-Entwicklung wird zur Transformation traditioneller Offline-Banken führen – und das nicht nur in Russland“, sagt der Finanzexperte Startschenko voraus. „Ein Teil der heutigen Banken wird sicher eingehen, ein anderer Teil wird sich auf die neue Situation einstellen. Außerdem wird der Konkurrenzdruck durch neue Akteure, wie Mobilfunkanbieter zum Beispiel oder Online-Händler, zunehmen.“

Startschenko schränkt gleichzeitig ein, dass Fintech-Dienstleistungen gegenwärtig nicht einmal 25 bis 30 Prozent des traditionellen Bankensektors ausmachen. Doch werden die Banken um ihre Anteile kämpfen müssen“, meint Petr Puschkarew vom Vermögensverwalter TeleTrade. „Die Banken müssen in dieser Lage vor allem ihre Online-Dienstleistungen schneller entwickeln, schließlich möchte der Kunde immer mehr Transaktionen ohne einen Gang in die Filiale erledigen.“  

 

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