Russland ermutigt Frauen zu technischen Berufen, aber ist das ausreichend?

Legion Media
Laut UNESCO sind 29 Prozent aller Forscher weltweit weiblich im Vergleich zu 41 Prozent in Russland. Die Daten haben das Interesse am Bildungs- und Unterstützungssystem für Frauen in der Wissenschaft geweckt. Sind die Russen mit diesem Ergebnis selbst zufrieden? Eher nicht.

Laut dem Projekt 5-100, einem von der Regierung geleiteten Programm zur Entwicklung der großen russischen Universitäten, sind fast 57 Prozent der Studenten in Russland Frauen, 46 Prozent studieren Naturwissenschaften. Allerdings ist das Land noch nicht da, wo es sein sollte.

Frauen sind in den russischen Wissenschaften immer noch unterrepräsentiert, glauben Forscher an der Moskauer Hochschule für Wirtschaft (HSE) (rus). So sind beispielsweise die Naturwissenschaften in Russland ein stark von Männern dominiertes Gebiet – hier arbeiten 147.604 Männer, aber nur 77.434 Frauen.

In der Sowjetunion wurden Frauen ermutigt (rus), in wissenschaftliche Bereiche einzusteigen. 1991, nach dem Zerfall der UdSSR, verzeichnete Russland eine steigende Zahl von Wissenschaftlerinnen, vor allem aber in den „traditionellen Bereichen für Frauen“ wie der klinischen Medizin, der Biologie und der biomedizinischen Forschung.  

„Einige der Fachgebiete der Psychologie sowie der klinischen Medizin und der biomedizinischen Forschung gelten historisch als feminisierte Bereiche“, schrieben die HSE-Forscher.

Die Mathematik jedoch gehört nicht dazu und konnte dennoch nach 1991 einen leichten Anstieg der Frauenbeteiligung verzeichnen. An der HSE glaubt man, der Grund dafür liege darin, dass in den Neunzigerjahren russische männliche Wissenschaftler begannen, ins Ausland zu ziehen oder sich für eine andere, profitablere Arbeit zu entscheiden.

„In der angespannten Wirtschaftssituation konnte der russische Staat die Wissenschaft nicht mehr ausreichend unterstützen, und eine große Zahl männlicher Wissenschaftler verließ Russland, um ihre Forschung im Ausland fortzusetzen, was einen Teil dieses Anstiegs erklären könnte“, erklären die Autoren.

Andererseits, so die Studie, war im Jahr 1991 ein deutlicher Rückgang des Frauenanteils in Technik und Technologie zu verzeichnen.

„Russische Universitäten widmen sich der Bekämpfung der Unterrepräsentation von Frauen in Wissenschaft und Forschung und geben Wissenschaftlerinnen die Wertschätzung, die sie verdienen“, verkündete das Programm des Projekts 5-100 in einer Erklärung.

>>> Warum sich Russland endlich zum Feminismus bekennen sollte

>>> Wie sah die erste russische Hochschule für Frauen aus? (FOTOS)

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!